Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
sie die Worte ausgesprochen hatte. Er schwebte in Lebensgefahr. Wohl kaum würde er eine Stadt in die Luft sprengen, in deren Mitte er sich selbst befand. Und sie, Hel - die er schließlich schon einmal mühsam vor dem Tod bewahrt hatte.
    Trotzdem … es ließ sich nicht leugnen, dass er Zauberkräfte besaß und das, was eben passiert war, allemal als Zauberei gelten konnte. Auch wenn Hel sich dabei schlecht vorkam, ein Funken Argwohn blieb. Wie eine Kupfermünze auf dem Grund eines Brunnens.

Letzte Stunden
    D iesmal war er es, der gerettet werden musste.
    Hel stützte ihn beim Laufen, bis sie einen Hohlraum in den Felswänden fanden. Die Sonne wanderte durch die Höhen des Himmels und das Wasser lief ihm über Schläfen und Nacken. Hel breitete den Umhang auf dem Boden aus, damit er sich hinlegen konnte, so wie er es vor nicht langer Zeit für sie getan hatte. Dann nahm sie ihm die Weste und den Gürtel ab und öffnete die Schnüre seiner Ärmel. Als sie ihm aus dem Wams helfen wollte, hielt er sie wortlos zurück. Hel errötete, beließ es aber dabei, seine Ärmel hochzuschieben, um die Pulsadern mit einem Zipfel ihrer Jacke zu kühlen, den sie mit etwas Wasser befeuchtete. Mehr konnten sie leider nicht entbehren.
    Als sie seine Arme umdrehte, entdeckte sie Zeichen.
    Ein Strich, eine dunkelblaue Tätowierung, führte an der Innenfläche seiner Arme hinab bis zu den Händen. Wo mochten die Striche enden? Sie warf ihm einen Blick zu, doch er hatte die Augen geschlossen. Sein Schamgefühl war jedenfalls nicht der Grund, warum er sein Wams anbehalten wollte, da war Hel sicher.
    Sie half ihm noch einmal beim Trinken, dann sank er in einen totengleichen Schlaf. Hel kroch zurück und beobachtete ihn mit umschlungenen Beinen, während draußen die Stunden fielen wie Körner in einer Sanduhr. Sein Licht ließ sie nie länger als ein paar Sekunden aus den Augen. Sonst
hätte sie nicht sagen können, ob er noch am Leben war - im Schlaf blieb er reglos wie aus Stein gemeißelt, nicht einmal seinem Atem konnte sie lauschen, so flach ging er. Wenigstens schien er nicht verletzt zu sein. Hel hatte nirgendwo Blut entdecken können. Das Lirium musste ihn berührt und seine Energie fast völlig aufgesogen haben, anders konnte sie es sich nicht erklären. Allerdings hatte sie nie zuvor erlebt, dass das Licht eines Menschen geschwächt wurde ganz ohne körperliche Wunden. So etwas geschah höchstens im Alter. In den letzten Jahren war Gharras Licht immer blasser geworden …
    Hel lehnte sich an den Fels und ließ den Blick zwischen dem Jungen und dem kargen Land hin und her schweifen. Auch ihre Gedanken wanderten ruhelos zwischen den Ereignissen. Unmöglich, dass das hier dasselbe Land, dieselbe Welt war, die sie so oft durchflogen und zu kennen geglaubt hatte. Alles war fremd geworden … der Anblick der Wüste war derselbe, doch es war ein verstummter Bekannter, der nicht mehr mit ihr sprach. Auch sie hatte ihre Stimme verloren. Denn obwohl da so viel war - fast eine Unendlichkeit zwischen den Horizonten -, war doch alles leer, verwirrend und ohne Erklärung. Nur Staub und Wind.
     
    Spät nachts kam er zu sich. Hel, die eingedöst war, richtete sich sofort auf. Er atmete flach aus und sie hörte ihn nicht mehr einatmen.
    »Geht es dir gut?«, flüsterte sie. Dass er ihr diesmal keine Antwort gab, nahm sie ihm nicht übel. Sie betrachtete sein Licht und bildete sich ein, dass es schon wieder stärker leuchtete und auch nicht mehr so flackerte wie vorher.
    »Trink etwas.« Sie half ihm, sich aufzurichten, und hielt den Wasserschlauch. Dann öffnete sie seine Tasche und holte
die Fladen und Datteln heraus. »Iss, wenn du kannst. Dann kommst du zu Kräften. Hier, probier mal, ob dir das Brot schmeckt! Du hast es noch nie gekostet, oder?«
    Er verneinte matt. Hel zerriss einen Fladen und gab ihm ein Stück. Er musste wirklich vom Ende der Welt kommen, wenn er das Brot nicht kannte. Oder von einem anderen Stern. Vielleicht von dem, nach dem er benannt war. Hel musste lächeln über diese Vorstellung.
    »Schmeckt es dir?«
    Ein schwaches Nicken. Er schluckte. »Ja. Es schmeckt.« Er klang fast bestürzt.
    »Willst du die Datteln probieren? Ich kann nicht fassen, dass du nie welche gegessen hast! Weißt du, dass die bis zu den Küsten geliefert werden? Auf dem Landweg über die Adern oder manchmal per Schwebeschiff. Die Isen sind ganz verrückt nach Datteln, hab ich gehört. Sie tauschen Perlen und ihre kostbaren Araidann dagegen ein,

Weitere Kostenlose Bücher