Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
fressen!«
Kaum hatte er den letzten Happs gemacht, sauste er kichernd in die Dunkelheit davon. Hel lehnte sich über die Reling, aber von dem Pixie war nichts mehr zu sehen.
Es war keine Seltenheit, dass Geister, die lange in Gefangenschaft gelebt hatten, in der Nähe von Menschen blieben. Sie waren daran gewöhnt, gefüttert zu werden. Hel biss die
Zähne zusammen. Wenn Tix die ganze Zeit nicht weit von ihr entfernt gewesen war, wieso hatte er sich nie bemerkbar gemacht? Sie hätte seine Hilfe gebraucht, als sie sterbend in den Trümmern lag oder als sie Mercurin für einen Sklavenhändler hielt. Nach all den Jahren, die sie zusammen gewesen waren, verletzte Hel seine Treulosigkeit.
Natürlich war das albern. Geister waren eben keine fühlenden Wesen, das durfte man nicht vergessen. Sie zog die Nase hoch und öffnete den Flakon. Vorsichtig kippte sie den Rest Lirium auf die Reling. »Tix!«
Wie erwartet tauchte er auf und stürzte sich auf das Mahl. Hel trat zurück und beobachtete ihn. Sie könnte ihn ganz leicht in Gefangenschaft zurückzwingen. Wenn Geister fraßen, befanden sie sich in einer Art Trance, in der sie schwach und verführbar waren. Sie müsste ihm nur einen Tausch vorschlagen … sein Herz gegen mehr Lirium.
Aber wozu? Hel wollte niemanden, nicht einmal einen Pixie, dazu zwingen, bei ihr zu bleiben. Und was nützte seine Gegenwart, wenn sie doch wusste, dass sie ihm vollkommen gleichgültig war?
»Ich hoffe, du hast noch ein schönes Leben«, murmelte Hel. Der Pixie sah sie nicht einmal an. »Vergiss Gharra nicht so schnell.«
Sie drehte sich um und ging. Tix blieb zurück, wortlos wie die Vergangenheit.
Als Hel unter Deck kam, rauschte gerade die Magierin aus der Speisekammer, ein weißes Rüschen- und Spitzengespenst im dämmrigen Flur. Eine Schachtel kandierter Beeren lag in ihren Armen. Kaum hatte sie die Tür hinter sich zugeknallt, hörte Hel abermals Geräusche aus der Speisekammer. Eine Leuchtkugel flog heraus, gefolgt von Nova.
Hel kam die Stufen hinab. »Was war das denn?«
»Hm?« Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Das Licht blieb über ihnen schweben und zeigte ihr sein Grinsen.
»Du warst in der Speisekammer mit der Magierin!«
Er sah sie verständnislos an, noch immer lächelnd.
»Was habt ihr gemacht?«
»Gar nichts«, erwiderte er, und seine Augenbrauen zuckten zusammen.
»Du lauerst ihr doch auf!«
Mit einem Grinsen schob er sich an ihr vorbei. In drei Sprüngen war er die Treppe hinauf. »Meinst du nicht, du lauerst mir auf?«
Ehe Hel etwas erwidern konnte, war er mit dem Licht verschwunden. Ein Dutzend giftiger Antworten auf der Zunge, brauste sie in ihre Kammer und ließ sich so schwungvoll ins Bett fallen, dass die Zwergin unter ihr ein überraschtes Fiepen ausstieß.
»Gute Nacht!«, bellte Hel.
Am nächsten Tag ging sie Nova aus dem Weg - je länger sie über seine Worte nachdachte, umso dreister kamen sie ihr vor. Sie lauerte niemandem auf. Schon gar nicht ihm. Nova kannte sie ja überhaupt nicht. Sie war mit Mercurin durch die halbe Wüste gereist, hatte dem Tod ins Auge geblickt und war auf einem Lymaerus geritten - nach diesen Abenteuern war Novas kindisches Gehabe nicht mehr sehr spannend für sie.
Doch trotz ihrer düsteren Miene schien er nicht einmal zu merken, dass sie ihm böse war. Ohne das geringste schlechte Gewissen quetschte er sich zum Abendessen neben sie auf die Bank und ließ beim Beladen seines Tellers Bratensoße in ihren Kelch tropfen.
»Du hast in meinen Wein gekleckert«, knirschte sie.
»Hm? Ach so.« Er nahm ihren Kelch und trank ihn leer. »Hier.« Gönnerhaft schenkte er ihr ein. »Weißt du was, Hel?«, fuhr er etwas lauter fort. »Vor ein paar Monaten haben wir Schaumseife aus Kapua nach Aradon geliefert. Die beste Seife, die es gibt. Vorhin hab ich im Frachtraum ein Fläschchen gefunden. Es muss herausgefallen sein.«
Hel sah ihn verwirrt an, dann die versammelten Sturmjäger. Jeder schien plötzlich sehr an seinem Essen interessiert.
»Die Seife riecht nach Rosen. Ich hab gleich an dich gedacht.«
»Wieso, stink ich?«, entgegnete Hel grob.
Seine Mundwinkel zuckten, in den hellbraunen Augen lag ein Funkeln, dem man nur schwer standhalten konnte. »Nein, natürlich nicht. Aber wenn ich was zu verschenken habe, bist du die Erste, an die ich denke.« Er machte eine kleine Pause. »In meinem Zimmer steht eine Waschschüssel und ich hab dir auch ein frisches Handtuch hingelegt.«
»Ich soll mich in
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