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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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deinem Zimmer waschen?«
    »Ich warte natürlich draußen.«
    Die Stille lag auf ihren Ohren wie Blei. Dann lachte Kapitän Nord. »Wohl gesprochen, mein Sohn. Die Damen, die sich an Seife erfreuen, erfreuen auch uns, also … zum Wohl!« Er hob den Kelch und trank.
    Klirrend bohrte die Magierin ihre Gabel durch den Braten.
     
    Tatsächlich hatte Hel sauberes Wasser bitter nötig. Weil sie langsam Angst bekam, dass der Schmutz in ihre Haut einzog, willigte sie ein und ließ sich nach dem Essen in Novas Zimmer führen. Vielleicht war es ja seine Art, sich bei ihr zu entschuldigen. Oder er verteilte seine Freundlichkeit genauso bedenkenlos wie seine Unverschämtheiten.

    Sein Zimmer war ein Chaos. Schwer zu sagen, wo das Bett aufhörte und die Kleiderhaufen und Bücherstapel begannen. Der Boden war ein Dickicht aus Gerümpel - auseinandergenommene oder halb zusammengebaute Gerätschaften, Säbel und Zierdolche, zerknüllte Briefe und verdorrte Blümchen.
    »Ach, du meine Güte«, murmelte Hel.
    »Das Wasser ist gleich warm.« Nova zündete den magischen Brenner unter der Schüssel an. Dann zog er eine Flasche Schaumseife aus der Kommode und kippte den violetten Inhalt ins Wasser. Ein betörender Duft verbreitete sich. Schaum wuchs knisternd in der Schüssel.
    »Du musst hier aufräumen, Nova! Ich helf dir, wenn du willst.« Kopfschüttelnd zog sie ein Wurfmesser aus einem schon ganz durchlöcherten Wandteppich. Nova nahm ihr das Messer weg und stakste zur Tür zurück. »Nein danke, ich mag meine Sachen, fass nichts an!« Dann tippte er sich an die Schläfe: »Ich riech dich später.« Und war verschwunden.
    Hel vergewisserte sich, dass die Tür geschlossen war, und schob noch einen Hocker davor. Als sie sicher war, dass niemand hereinplatzen konnte, zog sie die Weste aus und löste den Verband. Die Stoffstreifen waren steif vor Schmutz, Sand rieselte zu Boden. Die Haut darunter war blass wie Milch. Hel drehte sich und musterte ihre Rippen und den Rücken im Spiegel. Nichts deutete auf ihre Verletzungen hin, nur ein paar blassgrüne Flecken waren geblieben, wo die Brüche gewesen sein mussten. Es war ihr ein vollkommenes Rätsel.
    Als sie die Augenklappe abnahm, stand sie ihrem Spiegelbild lange reglos gegenüber. So hatte Mercurin sie also gesehen. Das Gesicht mit der hohen Stirn, den blassen Lippen und dem … es fiel ihr schwer, ihr linkes Auge als Teil ihres Gesichts zu akzeptieren. Es war einfach da. Wie ein böser Scherz.

    Hel stellte den Brenner ab und tauchte einen Zipfel des Handtuchs ins warme Wasser. Sie begann mit ihrem Gesicht und wusch sich am ganzen Körper, bis sie sich weich und duftend fühlte, dann tauchte sie die Haare ins Wasser. Vom Seifenschaum war jetzt nicht mehr viel übrig, dafür schwappte eine Menge Staub in der Schüssel.
    Jetzt, wo sie sauber war, wollte sie sich die Stoffstreifen nicht mehr umwickeln. Was war das überhaupt für ein Aufzug? Sie war in den vergangenen Wochen nicht bekleidet, sondern spärlich verbunden gewesen. Während sie die Stoffstreifen in der Hand wog, wurde ihr bewusst, dass das wirklich alles war, was sie noch besaß. Lumpen.
    Kurzerhand sah sie sich im Zimmer um. Bestimmt konnte sie sich von Nova etwas borgen. Unter dem Bett fand sie eine halbwegs saubere Tunika, die zwar wie ein lindgrüner Sack an ihr hing, aber wenigstens über die Stoffhose reichte. Die blaue Weste von Arus wollte sie behalten, es war ein Erinnerungsstück. Nach langem Herumstöbern fand sie auch ein sauberes Paar Strümpfe, allerdings in unterschiedlichen Grautönen. Ihre alten Kleider lohnten nicht einmal die Mühe, sie zu waschen, also entsorgte Hel sie mit dem Wasser aus dem Fenster.
    Als sie ein paar Tropfen von der Kommode gewischt hatte, brachte Hel es nicht über sich, das Zimmer so zu verlassen. Zuerst schob sie nur ein paar Schubladen zu. Dann klaubte sie Kleider vom Boden auf und legte sie gefaltet auf eine Truhe. Schließlich schob sie ein paar Sessel, Tischchen, Fernrohre und Teppiche zurecht, machte das Bett, ordnete die Vorhänge, stellte die Bücher zurück ins Regal, stapelte die Briefe und Papiere auf dem Schreibtisch und türmte die Kelche und Schüsseln auf ein Tablett. All das war in Windeseile erledigt. Schwer atmend sah sie sich um. Staubwolken
tanzten im Schein der Leuchtkugel, die Kajüte wirkte wie ein Hund, dem man unversehens das Fell durchgebürstet hat. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Hel das Tablett, ließ die Leuchtkugel erlöschen und verließ den

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