Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
Dienerin gelegt, damit sie niemandem erzählen konnte, was für eine Tyrannin sie hinter verschlossenen Türen war. Wer nach außen hin
immer so kühl und still war, musste im Geheimen doch ein Drache sein.
    Endlich schien die Zwergin gefunden zu haben, was sie suchte, und das Geraschel verstummte. Hel linste hinab. Die Dienerin eilte mit Döschen und Nachtkleidern hinaus zu ihrer Herrin. Als sie die Tür schloss, kippte eine Schachtel von einem Stapel.
    Hel richtete sich auf. Ein Finger Lirium rollte unter das Bett. Sie kletterte hinunter und tastete durch Staub und Dunkelheit, bis sie den Finger fand. Eine Weile wog sie das feine Glasfläschchen in der Hand. Schwarze Funken schwebten träge auf und ab.
    Hel drehte sich nach der Schachtel um. In lilafarbenem Seidenpapier lagen lauter magische Gegenstände. Ein Zauberstab, kaum so lang wie ihr Unterarm und nicht breiter als ein Finger. Eine faustgroße Glaskugel. Drei reich verzierte Eilige Federn, die man verschicken konnte, damit sie dem Empfänger eine Nachricht schrieben. Offensichtlich waren sie schon benutzt worden, denn darunter lagen drei zerknitterte und oft gelesene Zettel:
    Liebe Aricaa, alles Gute zum Geburtstag! Morgen kannst du mich in der Bibliothek besuchen.
    Dein Vater
     
    Allerliebste Tochter, dein Blumenzauber hat mir gefallen. Lerne fleißig weiter.
    Vater
    Der letzte Zettel war ebenfalls eine Nachricht ihres Vaters. Überschwängliche Herzlichkeit lag jedenfalls nicht in der Familie. Neben den Briefen waren fünf volle und zwei halb volle Finger Lirium. Hel betrachtete die Fläschchen. Manche hatten die Form von Feen, waren hübsch verziert oder hingen an feinen Goldketten. Was für schönes, teures Spielzeug. Hel schloss die Schachtel und stellte sie zurück.
    Dann ließ sie den Blick über die vielen anderen Truhen und Kisten schweifen, die sich in der Kammer türmten. Ob der Magierin je auffallen würde, wenn ein Finger Lirium fehlte …? Hel schüttelte den Gedanken ab. Sie war keine Diebin. Sie würde das Fläschchen zurücklegen, wie es sich gehörte.
    … nachher. In einem Anflug von Verwegenheit schloss Hel die Faust um das Fläschchen und lief aus der Kammer.
    Nachtluft schwappte ihr entgegen, als sie nach draußen trat. Aus der Kapitänskajüte drang Licht und eine Leuchtkugel hing beim Mastkorb, doch sonst war alles mit reinem Mondschein überzogen. Hel ging an den vibrierenden Rohren entlang bis zum Bug und lehnte sich an die Reling. Unter ihr war nur Schwärze. Sie stellte sich vor, dass es kein Land mehr gab, nur Tiefe, bis zur Unendlichkeit. Nachdem der Gedanke sie einen Moment in weite Verlorenheit warf, kam ein Gefühl von Nähe, so als schrumpfte die große Nacht zu einem Umhang, und die Dunkelheit war plötzlich nicht mehr riesig, sondern dicht, vertraut. Der Fahrtwind ließ sie schaudern, mit einem Mal war sie grundlos froh und schwermütig zugleich. Sie fühlte, dass sie am Leben war. Und dachte zugleich an die, die es nicht mehr waren.
    Nun, in der Finsternis, schienen Gharra und die Sturmjäger gar nicht so weit weg. Sie musste nicht einmal die Augen schließen, um sich vorzustellen, dass sie wieder auf der
Schwalbe stand und hinter ihr Jureba die Trolle bewachte und oben im Schiffsinnern Bassia Sandwurm kochte und die Jäger Karten spielten und Gharra am Fernrohr döste … Sie befühlte das Fläschchen in ihren Händen und öffnete es.
    Das ist für euch, dachte sie. Mögen eure Lichter im Himmel bei den Stürmen sein.
    Vorsichtig kippte sie den Inhalt in ihre Handfläche. Die schwarzen Funken schlugen kribbelnd auf ihre Haut und schwelten dort, heiß und kalt. Hel hob die Hand und streckte sie aus, dachte fest an Gharra, Jureba und die anderen und erlaubte dem Lirium davonzuwehen. Funke um Funke wirbelte fort. Lauter Augenblicke, die ihr Leben ausgemacht hatten und nun verloren waren. Mit Tränen in den Augen sah sie zu, wie die Lichter im Dunkel verschwanden … in einem Maul verschwanden.
    »Tix!« Sie schnappte nach Luft. Gharras Pixie! Mit weit aufgerissenem Maul sirrte er hinter dem Schiff her und fraß die Liriumfunken.
    »Hör auf!« Ihre Stimme wankte vor Wut - und Freude. Es war, als wäre ein Teil von Gharra zurückgekehrt. Den Pixie zu sehen, erinnerte sie so sehr an den Kapitän der Schwalbe … und auch daran, wie Tix sie einfach im Stich gelassen hatte, als das Schiff abgestürzt war. Sie ballte die Fäuste.
    »Was machst du hier?«
    Er schnappte nach den verbliebenen Funken. »Blöde Frage -

Weitere Kostenlose Bücher