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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Kette hin und her. »Tix! Komm her!« Das Herz flackerte violett auf und bald strahlte ein ganz ähnliches Licht durch die oberste Schublade des Schreibtischs. Hel zog sie auf. Inmitten himmlischer Messgeräte, alter Notizen, abgesprungener Knöpfe und Flakons schwebte ein kleines, schnarchendes Wesen mit weit gespreizten Gliedern. Das Gesicht sah aus wie von einem Frosch, wären nicht die spitzen Zähne und Ohren gewesen, die mit jedem grunzenden Atemzug erzitterten. Ein Kreis aus Helligkeit umstrahlte den Pixie, denn anders als bei Wesen aus Fleisch und Blut war das Licht, das alles Lebendige umgab, bei Geistern sichtbar.
    Vorsichtig stupste sie den Pixiebauch an, der für den Rest des spinnenhaften Körpers eindeutig überproportioniert war. Sofort wachte Tix auf - falls er überhaupt geschlafen hatte. Pfeilschnell schoss er auf Hel zu, umschwirrte sie viermal
und streckte ihr die Zunge heraus. Winzige Spucketropfen landeten auf ihrer Nasenspitze.
    »Tix!« Gharra rang die Hände. »Hör auf mit dem Schabernack und komm her.«
    Tix salutierte, wobei er die Hand an sein gerecktes Hinterteil legte. »Zu Diensten, Meisterchen!« Auf Umwegen schwirrte er zu Gharra. »Was gibt’s? Frühstück?«
    »Du sollst Bericht erstatten. Hel hat möglicherweise einen Sturm gesehen.«
    »Nein, nein. Es war bestimmt kein Sturm, bloß -« Gharra zerrte bereits am Fenster. »Ach verflixt! Hilf mir mal, mein Golddukaten.«
    Hel zog das Fenster für ihn auf. Rauschender Fahrtwind drang ins Zimmer ein.
    »Wo hast du das Licht gesehen?«
    »Im … Südwesten«, sagte sie kleinlaut und deutete in die Richtung. Gharra scheuchte Tix nach draußen, wobei der Pixie achtgab, dass die Hand des Kapitäns nicht sein Licht berührte. Nähe war Geistern grundlegend zuwider. Doch kaum war er draußen, schlüpfte Tix durch das Fenster wieder herein.
    »Hast du nicht verstanden? Sieh nach, ob sich ein Sturm zusammenbraut!«, befahl Gharra.
    »Aye, Aye!«, zirpte Tix inbrünstig. Dann schwebte er auf der Stelle und kratzte sich gelassen die Fußsohlen.
    »Worauf wartest du denn noch?«
    »Auf meine Wegzehrung!« Der Pixie riss das Maul so weit auf, dass er sich selbst hätte verschlucken können. Gharra stieß leise Flüche aus, zog aber dann einen Flakon aus der Innentasche seines Rocks. Er hatte die Größe eines Fingers, weshalb man Flakons dieser Art einen Finger voll Lirium nannte. Man trug ihn stets bei sich, wie Geldring und Dolch.
Gharra schraubte den silbernen Verschluss auf und tauchte den Daumen in die Öffnung. Aufgeregt umschwirrte ihn der Pixie. Kaum hatte Gharra den Daumen herausgezogen, stürzte sich Tix darauf und schleckte die schwarz funkelnde Substanz ab. Gharra ertrug es mit Fassung. Als der letzte Funke vertilgt war, ließ Tix von ihm ab und schwirrte in die Nacht hinaus. Abschiedslos. Wenn man die zwei Rülpser nicht zählte.
    »Gieriges Viech«, knurrte Gharra und schüttelte die violette Spucke von seinem Finger. Seufzend ließ er sich in den Stuhl fallen. Obwohl sein Blick aufmerksam in die Nacht hinausging, kam er Hel unendlich müde vor. Die Arme schienen sich an den Lehnen festhalten zu müssen, damit er nicht einfach zwischen den Polstern versank.
    »Hoffentlich findet dieser vertrottelte Pixie den Sturm«, murmelte Gharra. »Sieben Monate liegt die letzte Jagd zurück. Ach was, schon fast acht Monate. Acht Monate, ohne einen Sturm zu sichten …«
    Hel wusste nicht, was sie sagen sollte. Fast bereute sie, Gharra von dem Aufblitzen erzählt zu haben. Vielleicht hatte sie es sich tatsächlich nur eingebildet! So oder so würde er enttäuscht sein, denn ein Sturm braute sich gewiss nicht zusammen. Hätte sie doch einfach gar nichts gesagt … Weil sie nicht tatenlos auf die schlechte Nachricht warten wollte, die Tix ohne Zweifel bringen würde, zündete sie den Kerzenständer und die beiden Bettlaternen an. So konnten sie wenigstens das Lirium der Leuchtkugel sparen. Hel reckte sich nach dem honigfarbenen Ball, der bis jetzt reglos an der Zimmerdecke geschwebt hatte, und sein weiches Licht erlosch in ihrer Hand. Ihr war, als würde etwas im Raum sterben. Allein das Kerzenflackern hielt die Dunkelheit in den Ecken, bedrohliche Schatten balgten sich plötzlich hinter
den Möbeln. Hel behagte der Flammenschein nicht, zu sehr erinnerte er sie an Verarmung, an Trostlosigkeit und das Verschwinden der Stürme. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Menschen früher nur Feuer gehabt hatten, bevor die Sturmjagd erfunden worden

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