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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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verloren. So ruhig wie möglich erwiderte sie: »Nur wegen der zweiten Sicht bin ich noch lange nicht geeignet, Kapitän zu werden.«
    »Finde ich auch.« Gharra nickte und griff nach seinem Kelch. Nachdenklich beobachtete er, wie der Wein im Kerzenschein leuchtete. »Ein Kapitän muss vor allem pflichtbewusst und entschlossen sein. Nun gut … eine imposante Erscheinung ist auch nicht hinderlich und ein gepflegtes Äußeres hat nie jemandem geschadet. Allerdings ist das alles
Hühnerkacke, wenn er nicht ein gewisses diplomatisches Geschick besitzt.« Mit einem vielsagenden Blick nippte Gharra an seinem Wein.
    Hel lächelte gequält. Wahrscheinlich meinte er damit, dass sie sich seltener betrank und stritt als alle anderen Sturmjäger auf der Schwalbe . Das lag aber nur daran, dass man sie nicht ernst nahm, beschwipst noch weniger als nüchtern.
    »Ich bin dir dankbar, Gharra«, murmelte sie. »Für alles, und dass du mir so viel zutraust. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Orriw und die anderen …«
    »Orriw?«, schnaubte Gharra. »Mit Diplomatie meine ich nicht, dass du süße Worte mit den Sturmjägern wechselst. Wenn einer der Männer dir nicht den gebührenden Respekt erweist, gibt es zurzeit genug andere Sturmjäger, die dir die Stiefel küssen würden, wenn du sie auf der Schwalbe anheuerst! Nein, um die Mannschaft musst du dir keine Sorgen machen. Sie werden dich achten. Vorsichtig musst du nur mit der Magierschaft sein. Du weißt ja … wie viele Schiffe eingezogen werden. Und es zählt längst nicht immer die Fähigkeit eines Kapitäns. Sondern auch seine Freundlichkeit den Magiern gegenüber. Darum wirst du die Schwalbe erben. Du und nicht Orriw oder sonst einer von den ehrenhaften Helden, die nicht wissen, dass auch Gehorsam manchmal ein Zeichen von Schläue ist.«
    Hel antwortete nicht. Was sollte sie sagen? Natürlich war sie immer für ihre Gabe gelobt worden, aber wirklich etwas zugetraut hatte man ihr nie. Sie war viel zu nett und rücksichtsvoll, um irgendwem Befehle zu erteilen - noch dazu Jägern, die viel älter waren als sie! Doch nun war es gerade ihre Freundlichkeit, die Gharra überzeugte.
    »Die Entscheidung eilt ja nicht«, wich sie aus.
    »Och, man weiß nie - vielleicht rutsche ich aus, wenn ich
mich gleich da rüber ins Bett begebe. Oder ich sauf mich zu Tode an diesem köstlichen Tropfen. Apropos, sieh mal nach, ob noch eine Flasche unter dem Fenster steht, gleich hinter dem Tisch.«
    »Auf keinen Fall«, grinste Hel. Doch sie trank ihren Kelch aus und ging hinüber, um nachzusehen. Einen großen Schluck hatte sie jetzt nötig. Tatsächlich stand eine Flasche unter dem Fenster, doch sie war leer.
    »Wenn du willst, hole ich eine von unten.« Sie sammelte das Geschirr und die Flaschen ein, die im Raum verstreut waren. Gharra nickte. Als sie die Tür öffnen wollte, sagte er leise: »Ich habe den Antrag auf die Erbschaft schon an die Magier verschickt.«
    Hel biss die Zähne zusammen und lächelte. Dann öffnete sie die Tür. »Lass uns gleich in Ruhe darüber -«
    Das Schiff bebte. Einen Herzschlag lang spürte Hel die Leere unter den Füßen, die Hunderte von Metern Leere. Alles stürzte zur Seite weg.
    Hel schrie auf. Das Geschirr flog in die Kajüte zurück und zerschellte an den Regalen. Die Tür knallte ins Schloss. Tief aus dem Schiffsinneren rollte ein markerschütterndes Grollen, ließ Boden und Wände vibrieren und das Holz knarzen.
    »Was passiert?«, rief Gharra. Ein jäher Windzug brauste durch das Fenster und wischte sein Haar zur Seite. »Ein Sturm! Ein Sturm!«
    Überall klirrten Gegenstände zu Boden.
    »Das ist kein Sturm!« Hel stemmte die Tür auf und taumelte hinaus. Das Schiff lag schräg in der Luft. Irgendwo in der Dunkelheit des Himmels bewegte sich etwas. Mit fiebrigen Fingern riss sie sich die Augenklappe vom Gesicht.
    Ein Schrei erklang.

    Jureba.
    Die zweite Sicht kam wie ein jäher Rausch aus Farben und Licht. Hel konnte nicht glauben, was sie ihr zeigte.
    Eine gigantische Woge schoss aus der Tiefe empor. Sand. Lebendiger Sand, schillernd und funkelnd vor Lirium. Die tobende Masse stürzte auf das Schiff nieder, riss den Mastkorb wie ein Streichholz um, zerschmetterte die Brücke, die Kurbel, die Trolle und Jureba.
    Hel fehlte die Luft, um einen Schrei auszustoßen. Gelähmt vor Schock sah sie, wie die Gestalt im strahlenden Licht ertrank.
    Jureba. Jureba, die ihr das Lesen beigebracht hatte. Die nach Pfefferminz und Trollmief roch und die zur Schwalbe

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