Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
»Wachtmeister Feldheim meldet sich zum Rapport! Ich bitte um Entschuldigung für … «
    »Solange ich nicht herausfinde, dass Sein Trupp ein Sauhaufen ist, braucht Er sich noch für gar nichts zu entschuldigen.« Sie wischte mit einem Brotkanten die Suppenschüssel aus und fügte dann sarkastisch hinzu: »Ich hoffe, ich habe Ihn nicht zu sehr bei der Müllerin gestört.«
    »Nein, Herr Adjutant. Wir sind mit der Arbeit fertig geworden.«
    »Arbeit nennt er das … «
    »Jawohl, Herr Adjutant. Ich habe mit drei Männern einen neuen Mühlstein eingesetzt. Der alte Stein hatte sich blank wie ein Kinderarsch gerieben … Sie müssen entschuldigen, Herr Adjutant. Mein Vater hat selbst eine Mühle betrieben … Ich kenne mich mit derlei Dingen aus, und der Mann der Müllerin ist diesen Herbst gestorben. Da hab ich geholfen, mit anzupacken und … «
    »Schon gut, Mann!« Sie fühlte sich schäbig. Der Wachtmeister hatte sich nur nützlich gemacht, statt seine Zeit mit Hurerei und Kartenspiel zu vertun … »Wollen mal sehen, ob Seine Männer schon angetreten sind. Bisher habe ich keine Klagen über Euch gehört.«
    Der Wachtmeister grinste erleichtert. »Sind brave Jungs, Herr Adjutant. Jedenfalls solange ihnen kein Preuße über den Weg läuft.«
    »Na, dann hoffen wir mal, dass sie im nächsten Jahr reichlich Gelegenheit erhalten, sich von ihrer unfreundlichsten Seite zu zeigen.«
    »Jawohl, Herr Adjutant!«
    Gemeinsam verließen sie den Gasthof. Der Dorfplatz war noch leer. Feldheim blickte nervös zu den Häusern entlang der Straße. »Sind sicher jeden Augenblick fertig … «
    Aus dem Stall hinter dem Gasthof erklang ein jämmerliches Wiehern, gefolgt von einem lästerlichen Fluch. »Schauen wir mal, was der Veterinär macht«, murmelte Gabriela, ohne auf die Abwesenheit der Soldaten einzugehen.
    Um die Ecke des Gasthofs blies ihnen eine eisige Bö ins Gesicht. Es hatte zu schneien begonnen. Die Wärme, die sie in der Schenke genossen hatten, machte die Kälte noch schlimmer. Vielleicht sollten sie doch in dem Dorf Quartier nehmen und erst am nächsten Tag weiterreiten, dachte Gabriela.
    Brinkmann hatte sich zwei Soldaten gegriffen und mit in den Stall genommen. Einer kam ihnen nun entgegen und schüttete einen Eimer voll Blut in den Schnee. Gabriela packte den Kerl am Arm. »Was geht da drinnen vor sich?«
    »Der Arzt lässt die Viecher zur Ader. Ist gut für sie … hat er gesagt.«
    Gabriela schluckte einen Fluch hinunter. Sie musste an ihren Onkel denken und wie die Behandlung durch den Regimentschirurg Straben ihn fast das Leben gekostet hatte. Aufgebracht trat sie in den Stall. Die Pferde waren unruhig. Ein Soldat hatte Nazli Zaumzeug angelegt und redete leise auf die Stute ein. Brinkmann stand mit hochgekrempelten Ärmeln daneben. Seine Hände waren rot von Blut. Er tätschelte über Nazlis Hals. »Alles gut, meine Schöne. Du wirst gar nichts merken!«
    »Steck das Messer weg!«
    Der Veterinär drehte sich zu Gabriela um und sah sie verständnislos an. »Was soll das heißen?«
    »Dass Er die Finger von meiner Stute lassen soll!«
    »Aber es ist an der Zeit, dass man etwas gegen die üblen Säfte unternimmt, die sich in ihrem Blut gesammelt haben. Sie werden sehen, es wird dem Pferd bessergehen, nachdem ich es … «
    »Es geht meiner Stute nicht schlecht!« Langsam ließ sie die Hand auf den Griff ihres Säbels sinken. »Wann hat man Ihn eigentlich das letzte Mal zur Ader gelassen?«
    Der Arzt runzelte die Stirn. Er schien zu überlegen, ob es ihr tatsächlich ernst war. Dann trat er einen Schritt zurück. »Der Aderlass ist eine seit mehr als hundert Jahren wohlerprobte Praxis in den Kavallerieregimentern ihrer kaiserlichen Majestät. Das Reglement schreibt vor, alle Pferde im Dezember und ein zweites Mal im Mai zur Ader zu lassen. Wollen Sie mich tatsächlich zwingen, gegen diese eisernen Regeln zu verstoßen? Ich müsste das melden, Herr Adjutant.«
    »Das Pferd dort gehört mir. Das Regiment hat es nicht erworben. Somit ist es ziviler Besitz und fällt nicht unter die Bestimmungen des Reglements. Nehme Er sein Messer weg, Brinkmann!«
    Der Veterinär brummte etwas Unverständliches, dann wandte er sich an den Soldaten, der die Zügel hielt. »Zäume es ab! Wir kümmern uns um ein anderes Pferd. Mag das Viech doch vor der Zeit verrecken!«
    »Wir sprechen uns noch, Brinkmann! Sobald Er fertig ist, melde Er sich bei mir zum Rapport!«
    Der Veterinär warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ganz recht, diese

Weitere Kostenlose Bücher