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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Truppenbewegungen zu beobachten. Der Preuße setzt alles auf eine Karte. Er will eine große Schlacht. Wenn wir ihn jetzt besiegen, ist der Krieg vielleicht schon in einem Monat zu Ende und wir sitzen in Berlin. Aber dazu braucht der Prinz jeden Soldaten an seiner Seite. Es ist besser, wenn zwei Österreicher auf einen Preußen kommen, solange er das Kommando führt. Gabriel!«
    Gabriela trat an die Seite des Banus. Sie wusste, was der General vom Prinzen Karl hielt. In Nádasdys Augen war es ein schwerer Fehler, ihm das Kommando über eine ganze Armee zu geben, denn auch wenn er ein tapferer Offizier war, so war er doch alles andere als ein brillanter Stratege. »Du wirst sofort nach Königsgrätz zurückreiten und Serbelloni ausrichten lassen, dass ihm kein Preuße so sehr die Hölle heißmachen kann, wie ich es tun werde, wenn er sich nicht endlich nach Prag bewegt.« Nádasdy blickte zu den anderen Offizieren, die an der langen Tafel versammelt waren. »Und was Sie angeht, meine Herren, erwarte ich, dass Ihre Regimenter in zwei Tagen bereit sind, nach Prag abzurücken. Wir sind hier, um einen Krieg zu gewinnen und nicht, um nur darüber zu reden, was gegen die Preußen zu tun ist!« Er blickte zu dem großen roten Weinfleck, der sich über das weiße Tischtuch ausgebreitet hatte. »Bei der Kaiserin, ich schwöre, dass ich keinen Tropfen Wein mehr anrühren werde, bevor meine Männer kein Preußenblut vergossen haben! Lang lebe Maria Theresia!«
    Die anderen Offiziere sprangen auf und hoben ihre Gläser. »Auf die Kaiserin«, ertönte es dutzendfach.
    Als Gabriela zurückkehrte, brachte sie gute Nachrichten. Graf Serbelloni war vom Kommando abgelöst worden und der neue Befehlshaber, Feldmarschall Graf Daun, hatte seine Truppen umgehend nach Prag in Bewegung gesetzt. Nádasdy war bereits bis Zwittau vorgestoßen. Zehn Tage noch und auch die österreichischen Armeekorps hätten sich vereinigt. Dann würde sich Friedrich einer erdrückenden Übermacht von mehr als 100 000 Mann gegenübersehen. Damit wäre Preußens Schicksal besiegelt!
    Die letzten zehn Tage hatte Gabriela fast ununterbrochen im Sattel gesessen. Bald in ihrer ersten großen Schlacht zu stehen, war wie ein Fieber. Doch jetzt, nach diesem letzten Ritt, war sie so erschöpft, dass sie kaum noch gehen konnte. Mit Mühe hatte sie Haltung bewahrt, als sie Nádasdy die Neuigkeiten aus Königsgrätz überbrachte.
    Das Heerlager war vor den Toren von Zwittau aufgeschlagen worden. Nádasdy selbst hatte in einem kleinen Gasthof Quartier bezogen, und Gabriela war froh, sich in eine Dachkammer zurückziehen zu können, bis der General erneut nach ihr rufen ließ. Völlig erschöpft ließ sie sich auf das schmale Bett sinken und war fast sofort eingeschlafen.
    Als sie erwachte, war es dunkel. Sie blinzelte und brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, wo sie war. Ein Prickeln lief über ihren Rücken. Etwas stimmte nicht! Sie lauschte. Draußen vor dem Haus ertönten Stimmen und … Es roch nach Tabak! Es konnte keinen Zweifel geben, sie war nicht mehr allein. Jemand saß hinter ihr auf dem Schemel und rauchte eine Pfeife! Aber wer mochte nur in ihre Kammer eingedrungen sein? Und warum hatte er nicht angeklopft? Innerlich verfluchte sie sich dafür, auf dem Bauch liegend eingeschlafen zu sein. So konnte sie die Kammer nicht überblicken. Wenigstens hatte sie ihre Kleider nicht abgelegt, sodass der Eindringling nicht ihr Geheimnis erraten konnte.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf und drehte sich um. Was sollte ihr hier inmitten des Heerlagers schon geschehen! Im Halbdunkel konnte sie die Gestalt auf dem Schemel neben der Tür nur undeutlich erkennen. Doch es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass sie einen Rock trug!
    »Sir?«
    »Was?«
    Eine helle Frauenstimme hatte geantwortet. Die Gestalt erhob sich und kam ein wenig näher. »Bist du endlich wach, Kerl. Ich hatte schon überlegt, dir in den Latz zu packen, um dich endlich hochzubekommen … «
    Gabriela schluckte nervös. Vor ihr stand eine Frau mit hoch geschürztem Rock und halb geöffneter Bluse. Sie lächelte breit.
    »Wie hätte der Herr Adjutant es denn gerne?«
    Gabriela richtete sich mit einem Ruck auf und stieß mit dem Kopf gegen die niedrige Decke.
    »Na, na, mein Jüngelchen. Du wirst mir doch nicht etwa davonlaufen wollen. Bist wohl noch keinem echten Weibsbild begegnet.«
    »Ich … Wer bist du?«
    »Die Lotte. Aber was tut das schon zur Sache?« Sie ließ sich neben Gabriela auf dem

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