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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Sache wird noch ein Nachspiel haben!«
    Aufgeblasener Wichtigtuer, dachte sie bei sich. Hol ihn doch der Teufel. Aufgebracht verließ sie den Stall. Der Wachtmeister folgte ihr und wagte es nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Offenbar rechnete er damit, dass seine Männer nun ihren Zorn abbekommen würden. Sie musste lernen, ihr Temperament besser in den Griff zu bekommen!
    Tatsächlich waren die Dragoner mittlerweile auf dem Dorfplatz angetreten. Sie hatten ihre kurzen Karabiner geschultert und standen starr wie Salzsäulen. Langsam schritt Gabriela die Reihe ab und musterte jeden einzelnen Mann. Sie bemerkte, wie die Soldaten den Atem anhielten, wenn sie an die Reihe kamen. Nicht alle hatten es geschafft, ihre weißen Uniformröcke mit Kreide einzureiben, um jeden Flecken verschwinden zu lassen. Bei zwei Mann hätten die Stiefel dringend neu gefettet werden müssen. Doch sie sah darüber hinweg. Im Wesentlichen war die Montur der Soldaten in Ordnung, vor allem ihre Waffen waren gut gepflegt.
    Als sie am Ende der Reihe angelangt war, drehte sie sich auf dem Absatz um. Der Wachtmeister war ihr auf dem Schritt gefolgt und machte einen leichten Satz zurück. »Respekt, Feldheim. Die Männer sind gut in Schuss! Wie oft werden die Pferde bewegt?«
    »Jeden zweiten Tag, Herr Adjutant!«
    Sie nickte. »Gut. Und wie steht es mit dem Exerzieren nach den khevenhüllerschen Instruktiones?«
    »Ich … ähm. Also zu Anfang der Woche haben wir das Chargieren zu Fuß geübt und am vergangenen Freitag das Feuern vom Pferd aus.«
    »Wie steht es mit der blanken Waffe?«
    Feldheim lächelte selbstbewusst. »Sie können einen beliebigen meiner Männer auswählen und sich selbst davon überzeugen, dass er mit dem Pallasch umzugehen versteht.«
    »Schon gut.« Sie drehte sich zu den Dragonern um. »Rührt euch! Ihr habt lange genug in der Kälte herumgestanden, Kerls! Bringt die Waffen in die Quartiere zurück, danach erwarte ich euch in der Gaststube! Wollen mal sehen, ob uns ein heißer Rotwein das Eis aus den Knochen treibt. Die erste Runde geht auf mich.«
    Einen Moment lang sahen die Männer sie ungläubig an. Ihr Auftritt in der Schenke hatte sich gewiss schon herumgesprochen, und offenbar hatten sie einen üblen Schleifer erwartet, der für jede stumpfe Stelle im Leder der Patronentaschen mit Arrest drohte. »Ein Hurra für den Herrn Adjutanten«, brüllte ein Mann am Ende der Reihe. Es war der Dicke, der im Armdrücken verloren hatte.
    »Hurra!«, ertönte es begeistert aus den rauen Männerkehlen. Der Beifall war ihr die paar Kreuzer, die sie für den Wein auslegen würde, allemal wert. Sie hatte die Männer auf ihrer Seite. Dennoch würde sie, bevor sie weiterritt, noch die Stuben inspizieren!

9. KAPITEL
    »Wie zum Henker ist dieser Kerl nur jemals zum General geworden!« Nádasdy hieb mit der Faust auf den schweren Eichentisch, dass die Kristallgläser klirrten. Gabriela war gerade aus Königsgrätz zurückgekehrt und hatte dem Banus von General Graf Serbelloni Bericht erstattet, der das österreichische Armeekorps bei der Festungsstadt befehligte.
    »Meine Herren, wir können unmöglich weiter auf unseren Hintern sitzen bleiben! Wenn Serbelloni sich nicht bewegt, dann müssen wir abrücken.«
    General Bretton räusperte sich leise und richtete sich dann auf. »Mein lieber Freund, wir können Olmütz nicht verlassen. Wir haben keinen Befehl erhalten.«
    Gabriela blickte zu ihrem Onkel. Es war das erste Mal seit mehr als vier Monaten, dass sie ihn wiedersah. Er war ein Feigling! Jetzt begriff sie, warum er kein Kommando im Feld bekam. Ihm fehlte der Schneid eines Nádasdy!
    »Humbug!«, tobte der Kavalleriegeneral. »Wir wissen inzwischen, dass der verfluchte Preußenkönig seine sämtlichen Armeekorps nach Prag marschieren lässt. Schwerin hat vor fast einer Woche sein Hauptquartier in Glatz verlassen. Wenn wir jetzt nichts unternehmen, dann werden sie den Prinzen Karl bei Prag ganz einfach in Stücke schießen!«
    »Sie wissen doch selbst, dass der Prinz fast 70 000 Mann unter seinem Kommando hat. Was sollte da schon passieren? Außerdem hat er die Stadt im Rücken und … «
    Nádasdy beugte sich über den Tisch und stieß dabei sein Weinglas um. »Mensch, Bretton! Der Preußenkönig zieht seine ganze Armee zusammen. Allein der Teufel weiß, wie viele Soldaten er aufbieten kann. Mein eigenes Regiment steht unter dem Kommando von Serbelloni, und der Kerl lässt meine Husaren nicht einmal ausrücken, um die gegnerischen

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