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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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von Taschentüchern aus. Wenn er sich schnäuzte, tat er das in die offene linke Hand und rieb sie danach an der Satteldecke ab.
    Gabriela war der Veterinär zuwider. Die meiste Zeit ritt sie voran, um den Kerl nicht sehen zu müssen. Sie war froh, dass Brinkmann nicht gerade gesprächig war und sie in Ruhe ließ.
    Sie folgten der Straße nach Troppau, und bald wurden die kahlen Felder von den ersten Ausläufern des Altvatergebirges abgelöst. Dunkle Wälder bedeckten die Höhenrücken am Horizont. Es lag nur wenig Schnee, doch blies ihnen von Osten ein schneidender Wind ins Gesicht. Graue Wolken hingen tief am Himmel und verschluckten die Höhenzüge im Norden. Keine Menschenseele war auf der Straße.
    Langsam fraß sich die Kälte durch ihre Kleider. Gabriela strich sich über die Wangen. Sie waren wie taub. »Verfluchtes Mistwetter!« Obwohl ihre Finger in ledernen Handschuhen steckten, begannen sie steif zu werden.
    »Heho, Herr Adjutant!«
    Gabriela drehte sich um. Brinkmann hatte gerade seine Flasche abgesetzt und wies auf einen Einschnitt zwischen zwei Hügeln. »Wir müssen dort lang!«
    Die Husarin kniff die Augen zusammen. Sie hatte den schmalen Weg übersehen, der von der Straße abzweigte. Mürrisch nickte sie dem Veterinär zu und wendete ihr Pferd. Brinkmann hatte alle Quartiere schon einmal besucht und kannte sich aus. »Ist es noch weit?«
    Der Tierarzt schnäuzte sich erneut, blickte einen Augenblick nachdenklich in seine Handfläche und wischte sie ab. »Eine Stunde noch, denke ich. Vielleicht auch etwas weniger.«
    »Gut.« Gabriela nickte knapp und übernahm wieder die Führung. Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Zwischen den Hügeln waren sie wenigstens etwas vor dem Wind geschützt.
    Sie passierten ein paar einsame Gehöfte. Sehnsüchtig blickte Gabriela zu den matt leuchtenden Fenstern. Dort würden sie gewiss eine warme Suppe bekommen und es sich auf einer Bank direkt am Kachelofen bequem machen können. Fröstelnd schob sie sich die linke Hand unter ihre pelzgesäumte Weste. Dann richtete sie die Augen starr auf den Weg. Es war müßig, sich solchen Gedanken hinzugeben. Sie müssten heute noch mindestens zwei Winterquartiere inspizieren. Für eine unnötige Rast war da keine Zeit!
    Brinkmann sollte recht behalten. Bis sie Waldau erreichten, verging eine Stunde. Das Dorf bestand aus vielleicht vierzig niedrigen Häusern. Sie waren weiß verputzt, die Fensterläden bunt bemalt und mancher Türsturz mit prächtigem Schnitzwerk geschmückt. Ganz offensichtlich war man hier nicht arm. Sogar ein kleines Gasthaus gab es. Von dort her hörte man noch hundert Schritt die Dorfstraße hinunter ausgelassenes Lärmen.
    Gabriela schwang sich aus dem Sattel. Sie war durchgefroren und hatte schlechte Laune. Wehe, wenn sich die Dragoner was hatten zuschulden kommen lassen! Sie war gerade in der richtigen Stimmung, ihnen bei der überraschenden Inspektion die Hölle heißzumachen.
    Sie brachte Nazli in den Stall neben der Schenke, legte der Stute eine alte Decke über und gab ihr eine Portion Hafer. Der Veterinär hatte sein Pferd schon versorgt und trat in der Tür zum Stall ungeduldig von einem Bein aufs andere.
    Aus der Schenke ertönte lautes Johlen. Brinkmann grinste sie an. Offenbar erwartete er von ihr, dass sie den Dragonern gleich ganz schön einheizen würde. Sie versuchte ihn zu ignorieren. Etwas nervös zupfte sie an ihrer Uniform. Dann griff sie nach dem Säbel und nahm ihn hoch, damit er nicht gegen ihre Beine schlug.
    Als sie die Tür zur Schankstube öffnete, schlug ihr ein Schwall Tabaksrauch entgegen. In der Stube war es stickig. Es roch nach frischem Brot und abgestandenem Bier. Mehr als ein Dutzend Männer stand um einen Tisch in der Mitte der Gaststube. Es waren Dragoner und Bauern. Grölend und fluchend feuerten sie zwei Männer an, die mit hochroten Köpfen einander gegenübersaßen und sich im Armdrücken maßen. Irgendjemand schimpfte lautstark. »Sapperlot, macht doch die Tür zu!«
    Gabriela räusperte sich leise. Niemand beachtete sie. Sie öffnete den Beutel an ihrem Gürtel und holte eine große Münze hervor. In hohem Bogen warf sie sie durch die Luft, sodass sie klirrend mitten auf den Tisch fiel. Das Geräusch der Silbermünze brachte die Männer augenblicklich zum Schweigen. Etliche drehten sich um, während das Duell der beiden Dragoner andauerte.
    »Einen Maria-Theresien-Taler auf den Dicken.« Sie schnippte mit den Fingern. »Und ein Bier für mich, Wirt!«
    Ein großer

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