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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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paktiert und ein Komplott gegen einen der bedeutendsten Generäle unserer Kaiserin schmiedet.«
    »Hört, hört! Und wer soll diese blutdürstige Amazone sein?«
    Slobodan hatte bereits die leeren Humpen eingesammelt, doch nun setzte er sie wieder ab, zog einen Lappen aus seinem Gürtel und begann die Platte des Nachbartisches zu putzen, wobei er neugierig die Ohren spitzte.
    Der Fremde räusperte sich. »Das Weibsstück heißt Gabriela und hat es auf niemand anderen als den Banus von Kroatien abgesehen.«
    Die Husaren lachten. »General Nádasdy? Das ist kein Mann, der sich von einer Frau etwas zuleide tun lässt. Er ist ein Haudegen, wie er im Buche steht.«
    Slobodan hatte den Eindruck, dass der Zöllner nervös wurde. Irgendetwas stimmte mit dem Mann nicht.
    »Nun, meine Freunde, Ihr mögt lachen, doch gebietet es mir meine Pflicht, den Banus zu warnen. Sagt, wisst Ihr, wo er zu finden ist? Ich bin in tiefer Sorge, denn diese Furie legt oft Männerkleider an, um ihr wahres Geschlecht zu verbergen.«
    Der Lieutenant lachte. »Ein Weib in Männerkleidern! Man muss ein schlechtes Auge für das schöne Geschlecht haben, um einen solchen Betrug nicht sofort zu durchschauen. Glaubt mir, der General ist nicht in Gefahr!« Somogy kratzte sich am Kinn. »Die Nádasdy-Husaren sind auf Fühlung mit den Preußen. Ich denke, der Banus muss irgendwo in der Nähe von Zwittau sein. Er wechselt jedoch oft sein Quartier und … « Von draußen erklang das Horn des Postillions.
    Der Fremde erhob sich und zog seinen Hut. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, meine Herren. Wünscht mir Glück auf meiner Suche nach dem Banus.«
    Slobodan trat an ein Fenster und beobachtete den Fremden, wie er hinkend zur Kutsche ging. Bis Zwittau würde der Zöllner von hier aus drei Tage brauchen.
    Nach der Niederlage bei Kolin war die Situation der Preußen verzweifelt. Nur wenige Tage nach der Schlacht mussten sie die Belagerung von Prag aufgegeben, und in zwei getrennt marschierenden Kolonnen zog sich die geschlagene Armee nach Norden zurück. Wie ein unheilvoller Schatten folgten ihnen die österreichischen Husarenregimenter und schnitten sie von Versorgung und Nachrichten ab. Die Festungen Gabel und Zwittau kapitulierten vor den Österreichern, und nichts schien den Vormarsch nach Dresden und Breslau mehr aufhalten zu können.
    Am Vormittag des 15. August machte sich der Stab des Generals Nádasdy bereit, um von Zwittau aus weiter gen Nordwesten vorzurücken und die Verbindung zwischen den beiden preußischen Armeen vollends zu unterbrechen.
    Es war ein prächtiger Sommertag. Gabriela stieg die Stufen des Rathauses hinab und war bester Laune. Sie hatte den Befehl erhalten, mit einer Truppe aus der Eskadron Friedrichs auf Streife zu gehen. Bei diesem wunderbaren Wetter würde es ein Vergnügen werden, nach den Preußen Ausschau zu halten. Überall scherzte man schon, dass man im Winter in Berlin Quartier beziehen würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der König die Waffen strecken musste.
    Die Husarin hatte fast das Ende der kleinen Treppe erreicht, als ihr neben einem der Bagagewagen ein ganzer Pulk von Soldaten auffiel, in dessen Mitte Sir stand. Der Schotte war trotz all ihrer Bemühungen nicht ins Regiment aufgenommen worden und war gezwungen, sich die meiste Zeit über zusammen mit den anderen Zivilisten beim Tross des Regiments aufzuhalten. Dennoch war er in den wenigen Wochen seit Kolin bei den leichten Reiteregimentern so bekannt wie kein Zweiter geworden. Und das lag nicht allein daran, dass er nach wie vor darauf bestand, seinen Rock zu tragen. Er hatte in zwei Duellen und mindestens einem Dutzend Schlägereien gesiegt, den Sold des ganzen letzten Winters bei Zechgelagen und Würfelspiel durchgebracht und war erst am Abend zuvor mit zwei sturzbetrunkenen Rittmeistern der Kálnoky-Husaren aufgegriffen worden. Mit einem Wort, Sir hatte es verstanden, sich bei den Husaren beliebt zu machen. Gabriela jedoch fürchtete, dass ihr Freund den Bogen bald überspannte. Sie schlenderte zu dem Grüppchen herüber, um zu sehen, was er nun schon wieder trieb.
    » … und als ich dann der Pompadour zum ersten Mal gegenüberstand, ich sag’s euch, da stand auch mein Kleiner so stramm wie ein Gardegrenadier.«
    »Ist sie denn wirklich so unbeschreiblich schön, wie man sagt?«, fragte ein ungarischer Grenadier. »Wie sieht sie aus?«
    Sir stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wie soll ich das Unbeschreibliche in Worte fassen. Stell dir vor, du

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