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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Offizier werden, wenn du alt genug wirst.«
    Gabriela lächelte. Sie war sich sicher, dass ihr nichts passieren würde. Bei dem Pech, das sie mit Männern hatte, musste ihr das Schlachtenglück hold sein!
    Gabriela war zu Tode erschöpft, als sie endlich in der Ferne den gedrungenen Kirchturm von Ostritz sah. Stundenlang hatten sie auf den Pferden in einem Birkenwäldchen nahe der Straße nach Schweidnitz gewartet. Auf dieser Route verkehrten die Nachschubwagen für die preußische Armee, und Oberlieutenant Friedrich hoffte darauf, einen Konvoi abzufangen.
    Als dann endlich Wagen kamen, waren sie von zwei Eskadronen Dragonern bedeckt gewesen. Friedrich hatte mit einem Teil der Männer vom Wald her geschossen und die Dragoner zu einem Angriff verleitet. Als die blauen Reiter kamen, waren er und seine Männer aufgesessen und davongeprescht. So war es gelungen, die Eskorte von den Wagen fortzulocken, und Gabriela hatte Gelegenheit, mit ihren Männern anzugreifen. Sechs Wagen hatten sie in Brand gesetzt und den größten Teil der Fuhrleute in die Wälder vertrieben, bis die Dragoner zurückkehrten. Angesichts der Übermacht war ihnen keine Wahl geblieben, als zu fliehen. Um die Dragoner zu verwirren, waren sie aufgefächert und jeder hatte auf eigene Faust versucht zu entkommen.
    So kam es, dass Gabriela nun allein dem Dörfchen Ostritz entgegenritt. Sie war vielleicht fünfhundert Schritt von der Ortschaft entfernt, als sie ein totes Pferd auf der Straße liegen sah. Daneben lag ein Husar, den sie als einen der Gehilfen des Quartiermeisters ihres Regiments erkannte. Nazli schnaubte unruhig, und sie tätschelte der Stute die Mähne. Brandgeruch lag in der Luft.
    Sie starrte nach Ostritz hinüber, doch ein Wäldchen versperrte die Sicht, sodass nicht mehr als der Kirchturm zu erkennen war. Vorsichtig nahm sie die Zügel zwischen die Zähne und zog die beiden Pistolen aus den Sattelholstern. Dann gab sie der Stute die Sporen und näherte sich in langsamem Trab dem Wald.
    Als sie endlich das Dorf vor sich sehen konnte, überblickte sie das ganze Ausmaß der Verwüstung. Auf einer großen Wiese, nicht weit von der Kirche, standen zwanzig Wagen. Fast die Hälfte von ihnen war ausgebrannt. Rings herum lagen etliche niedergehauene Husaren. Überall waren Kleider aus aufgebrochenen Truhen verstreut. Bogen von Papier und zerrissene Briefe flogen mit dem Wind. Keiner der Dorfbewohner ließ sich blicken.
    Vorsichtig näherte sich Gabriela den geplünderten Wagen. Gegen ein zerbrochenes Karrenrad lehnte ein Verwundeter und winkte ihr matt.
    Die Husarin sah zum Dorf und zum Kirchhof hinüber. Alles war ruhig. Offenbar handelte es sich nicht um eine Falle. Sie ritt zu dem Mann.
    »Das waren die Werner-Husaren. Hol diesen Oberst Werner der Teufel! Mit tausend Reitern ist er über uns hergefallen. Die haben alles niedergehauen. Wer überlebte, wurde fortgeführt. Einen Teil der Wagen haben sie mitgenommen. Alles Gepäck, Briefe und anderer Schriftkram des Generals sind futsch. Mich hat man zurückgelassen, damit ich dem Banus ausrichte, der Überfall sei auf ausdrücklichen Befehl des Preußenkönigs geschehen. Dies sei die Rache für Soor.«
    »Soor?«
    »Du hast wohl keine Ahnung, grüner Kerl«, grollte der alte Husar. »Ich war damals dabei und der Werner auch. Hat bei Soor noch als Rittmeister in Nádasdys Diensten gestanden. Es war im Herbst im Jahre des Herrn 1745, als der Banus bei der Schlacht in den Rücken der Preußen gelangte und das Feldlager plünderte. Damals haben wir das ganze Gepäck und die Leibdienerschaft vom Fritzen gefangen genommen. Das hat uns der Alte nicht verziehen, wie du siehst. Die Wernerschen sagen, der König habe gar nicht weit von hier sein Lager und brenne darauf, sich dem Daun wieder zur Schlacht zu stellen.«
    »Soll er nur kommen! Wir werden ihn empfangen wie bei Kolin.«
    »Da werdet ihr ihm wohl ohne mich zum Tanze aufspielen.«
    Gabriela betrachtete den alten Husaren. Seine Jacke war steif von geronnenem Blut. In der Linken hielt er eine Pfeife.
    »Magst du mir die Pfeife entzünden? Ich schaffe es nicht mehr. Hab ’nen Säbelhieb auf den rechten Arm bekommen.«
    Gabriela schob die Pistolen in die Holster zurück und schwang sich aus dem Sattel.
    »Feuerstein und Stahl findest du in dem Beutel, den ich hinter dem Hosenbund stecken hab.«
    Sie beugte sich über den Verletzten und öffnete vorsichtig seine Weste. Auch hier war alles von Blut verklebt. Der alte Husar seufzte leise. Mit dem Stahl

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