Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
hattest ein paar Flaschen vom besten Wein, der je über deine Lippen gekommen ist, und liegst mit den beiden hübschesten Mädchen, die dir je über den Weg gelaufen sind, im Heu einer Scheune, wo euch bestimmt niemand stören wird. Du weißt, die zwei haben nichts anderes im Sinn, als dir all deine Wünsche zu erfüllen, und trotz des Weines spürst du die Kraft zwischen deinen Schenkeln, sie nicht zu enttäuschen.«
Die umstehenden Männer lachten und auch Gabriela musste schmunzeln.
»Nun, ist das nicht der Himmel auf Erden?«
Der Grenadier nickte. »Verdammt, ja. Es gäbe wohl manchen Burschen, der mit Freuden sein Leben aufs Spiel setzen würde, um solches Glück zu finden.«
Sir rollte mit den Augen. »Da hast du verdammt recht, mein Freund, und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede! Trotzdem ist all das ein Scheißdreck gegen die Pompadour. Wenn sie vor dir steht und dich mit einem ihrer gewissen Blicke bedenkt, dann vergisst du glatt, ob du ein Männlein oder ein Weiblein bist. Und wenn dann … «
»Wie willst du storchenbeinige Witzfigur denn unter die Augen der Pompadour gelangt sein«, unterbrach eine spöttische Stimme den Schotten. Ein junger Lieutenant trat in den Kreis der Zuhörer. »Wenn der Kerl jemals die Pompadour gesehen hat, dann bin ich der Schwager unserer geliebten Kaiserin Maria Theresia!«
Sir lief rot an. »Ich weiß nicht, wie es um Ihre Verwandtschaftsverhältnisse bestellt ist, junger Herr, doch mich dünkt, Ihr nehmt den Mund ein wenig voll und schwingt hier Reden, die feinfühlige Gemüter und Männer mit Anstand leicht als Majestätsbeleidigung auffassen mögen! Doch nun zu Eurer impertinenten Frage. Wie die meisten meiner Freunde hier wissen, war ich Lieutenant im Dragonerregiment des Dauphins. Da Ihr Bauernburschen wahrscheinlich nicht wisst, wer oder was der Dauphin ist, werde ich es Euch erklären. Das ist der Titel des französischen Thronfolgers! Vielleicht vermögt Ihr Euch trotz Eurer beschränkten Auffassungsgabe vorzustellen, dass das Leibregiment des Prinzen von Frankreich der königlichen Familie bei Überlandreisen oft als Eskorte diente. Doch nicht nur das … Oft genug waren wir auch als Ehrengarde der Mätresse des Königs abkommandiert. Und ich schwöre Euch beim Herzen meines Bruders, der in der Schlacht von Culloden gefallen ist, ich habe Dutzende Nächte höchstselbst vor dem Zimmer der Pompadour Wache gestanden.« Sir leckte sich über die Lippen und lächelte spitzbübisch. »Vielleicht vermögt Ihr Grünschnabel in Eurer Beschränktheit zumindest zu ahnen, was das bedeutet.«
»Ich … ähm … « Der junge Offizier blinzelte nervös. »Wenn Ihr mich einen … «
»Was, du gibst immer noch Widerworte, du ungläubige kleine Wanze! Wer bist du, dass du es wagst, mich vor all meinen Freunden als einen Lügner darzustellen! Gestern Nacht habe ich noch mit deinem Rittmeister zusammen gezecht. Was glaubst du, was er davon hält, wenn er erfährt, wie du hier einen Kameraden behandelst?«
Der Lieutenant wäre offensichtlich am liebsten im Boden versunken. Unschlüssig glitt seine Rechte zum Säbel. Gabriela trat vor. Diesem Possenspiel musste ein Ende bereitet werden, bevor Sir schon wieder in ein Duell verwickelt war! »Entschuldigt, wenn ich Euch unterbreche, doch der General höchstselbst verlangt nach Euch, mein Freund.«
Sir plusterte sich auf wie ein Hahn auf dem Misthaufen. »Der General!« Er warf einen Blick in die Runde und machte dann eine formvollendete Verbeugung. »Entschuldigt mich … es wäre unhöflich, den Banus von Kroatien warten zu lassen. Ich fürchte, ihr werdet noch ein wenig warten müssen, wenn ihr erfahren wollt, was die Pompadour unter ihrem Ballkleide trägt.«
Als sie außer Hörweite der anderen waren, flüsterte Gabriela aufgebracht. »Was denkst du dir nur bei solchen Lügengeschichten? Du wirst uns beide damit nur in Schwierigkeiten bringen.«
»Du nennst mich einen Lügner? Beim Heiligen Patrick! Unter allen Christenmenschen, die auf Gottes Erdenrund wandeln, solltest du dich doch wohl am wenigsten als Verfechterin der Wahrheit aufspielen.«
»Ich lüge aus der Not heraus! Das ist etwas anderes!«
»Ah, der Herr hat sich also ein moralisches Fundament für seine Lügen geschaffen … Damit lebt es sich dann leichter, nicht wahr.«
Gabriela schwieg.
»War es nicht auch eine Lüge, dass der General mich sehen will? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er mit mir zu schaffen hat! Außerdem ist es
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