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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sein Uniformrock und die breite, silberne Schärpe. Elende Geier! Von den blutverschmierten und zerfetzten Kleidern, die ihm noch geblieben waren, hatten die Leichenfledderer alle Knöpfe abgeschnitten.
    Etwas Kaltes glitt über seinen Handrücken. Ein dicker, bleicher Wurm war aus der Erdwand gefallen. »Hat dich der Geruch des Todes angelockt?«, murmelte Gregorius gepresst. »Du und deine Kinder werden gewiss nicht hungers sterben.« Angewidert schleuderte er ihn von sich fort. Er würde dem Tod von der Schippe springen! Das hier war noch nicht sein Ende!
    Mit zitternden Knien richtete sich der Nürnberger auf. Seine Finger krallten sich in das zerstampfte Gras am Rand der Grube. Auf dem Schlachtfeld brannten vereinzelt Lagerfeuer. Gestalten mit Fackeln und Laternen streiften zwischen den Toten. Immer wieder kauerten sie sich nieder, um ihrem ruchlosen Geschäft nachzugehen. Niemand näherte sich dem Grab. Das war die Gelegenheit!
    Gregorius nahm all seine Kräfte zusammen und spannte die Muskeln in seinen schmerzenden Armen. Zoll für Zoll zog er sich über den Rand der Grube. Als dies geschafft war, kroch er vorsichtig weiter. Wann immer sich jemand näherte, ließ er sich zu Boden sinken. Zwischen all den Leichen schenkte man ihm keine Beachtung.
    An einen umgestürzten Karren gelehnt, blieb er eine Weile sitzen und ließ den Blick über das Schlachtfeld wandern. Dem Hades war er entkommen, doch würde es ihm auch gelingen, den Streifen der Österreicher zu entgehen?

1 4. KAPITEL
    Slobodan, der Wirt der »Goldenen Sonne«, beobachtete argwöhnisch den Mann, der sich an dem Tisch neben dem Kamin niedergelassen hatte. Er war mit der Postkutsche von Kolin her die Kaiserstraße hochgekommen und würde bald mit den übrigen Kutschgästen weiterreisen. Keinen Augenblick ließ er den feisten, rotgesichtigen Kerl aus den Augen. Kaum war er in der Stube, hatte er einen Krug Wein für sich ganz alleine bestellt. Und das zur Mittagsstunde! Der Fremde hatte seinen Stuhl so gedreht, dass er die ganze Schankstube überblicken konnte, die Hände über dem Knauf seines Gehstocks gefaltet und saß dort nun so grade, als hätte er einen Besenstiel verschluckt.
    Slobodan war lange genug Wirt, um auf den ersten Blick sagen zu können, was für Gäste Ärger machen würden und welche nicht. Dieser dort gehörte eindeutig zu denen, die man besser nicht aus den Augen ließ. Er hatte der Magd, die den Fremden bediente, bereits Anweisung gegeben, sich vom barschen Ton dieses Kerls nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Slobodan zapfte eine Runde Bierkrüge für die Esterházy-Husaren, die sich an dem großen Tisch in der Mitte der Schankstube niedergelassen hatten und lauthals mit ihren Heldentaten prahlten.
    Plötzlich stand der Fremde auf und trat an den Tisch der Soldaten. Slobodan schluckte, schloss den Hahn am Bierfass und beeilte sich, mit den vollen Krügen ebenfalls an den großen Tisch zu kommen, um das Schlimmste zu verhindern.
    Der Fremde verneigte sich knapp. »Meine Herren, gestatten Sie mir, dass ich den Helden unseres Vaterlandes diese Runde ausgebe?«
    »Bei solchen Anfragen sind wir nie kleinlich«, antwortete ein junger Lieutenant lachend. »Wir können allerdings nur annehmen, wenn der edle Spender sich mit uns an einen Tisch setzen mag, auf das wir ihm zuprosten.«
    »Es ist mir eine Freude, meine Rast an der Seite junger Heroen zu verbringen. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Janosch Plarenzi, Oberstzollmeister von Orschowa.«
    Der Offizier sprang auf und ließ die Hacken zusammenknallen. »Lieutenant Somogy, zweite Eskadron der Esterházy-Husaren!« Die anderen Soldaten taten es ihm gleich und stellten sich der Reihe nach vor.
    Slobodan atmete erleichtert auf und verteilte die schweren Bierhumpen auf dem Tisch. Vielleicht hatte er sich in dem Fremden doch getäuscht. »Soll ich dem Herrn Oberstzollmeister seinen Wein bringen oder beliebt er, wie die Herren Husaren ein gutes Pilsener Bier zu trinken.«
    »Ein Bier, wenn’s recht ist.« Mit einem Seufzer ließ sich der Zöllner nieder und streckte sein lahmes Bein lang von sich.
    »Gestatten Sie eine Frage, Herr Oberstzollmeister?« Der Husarenlieutenant hatte sich dem Reisenden aus der Kutsche zugedreht.
    »Nur zu, Herr Offizier!«
    »Was treibt einen so bedeutenden Mann wie Sie von der fernen Türkengrenze hierher ins Böhmische?«
    »Die Suche nach Gerechtigkeit! Ich folge der Spur einer gemeinen Mörderin, die möglicherweise auch mit den Preußen

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