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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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durchaus keine Lüge, dass ich der Pompadour leibhaftig gegenübergestanden habe. Auch wenn ich nicht bis vor die Tür ihres Schlafgemachs gelangt bin, aber … «
    »Es ist gut! Du hast recht, ich bin im Unrecht! Lass uns unseren Streit beenden!« Sie hatten inzwischen die Stufen zum Rathaus erklommen. »Und … Das mit deinem Bruder. Du hast nie erzählt, dass ein Bruder von dir bei Culloden gefallen ist. Tut mir leid, dass … «
    »Zum Henker! Du musst noch viel lernen. Ich habe zwar meine sämtlichen Brüder bei Culloden verloren, aber keineswegs, weil die Engländer ihr Blut vergossen hätten. Sie alle sind davongelaufen, bevor sie auch nur einen Schuss abgegeben hatten. Ihretwegen muss ich mich meines Namens schämen. Dieses Pack kenne ich nicht mehr … «
    »Entschuldigung, meine Herren. Finde ich hier den General Graf Nádasdy?« Ein staubbedeckter Postillion kam schnaufend die Treppe hinauf. »Ich habe einen Brief aus Temeswar.«
    »Graf Nádasdy ist in seinem Quartier unter dem Dach.«
    »Unter dem Dach!« Der Postmeister rollte mit den Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Bei der Jungfrau Maria … «
    »Soll ich ihm die Nachricht bringen?« Gabriela kam ein Vorwand, das unerfreuliche Gespräch mit Sir zu beenden, sehr gelegen.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Unterlieutenant.« Der Postillion händigte Gabriela den Brief aus.
    »Bin ich dir lästig?«, brummte Sir.
    »Mir reichen nur deine Geschichten von der Pompadour. Du wirst schon sehen, was du davon hast. Bald schwatzt noch das halbe Regiment über dich und die größte Hure Frankreichs.«
    Der Schotte lächelte zweideutig. »Ich glaube auch, dass wir noch mehr von der guten Marquise Pompadour hören werden.«
    Gabriela hatte genug! Heute konnte sie mit dem merkwürdigen Humor des Schotten nichts anfangen. Wenn Sir geglaubt haben sollte, sie würde nachfragen, was von der Pompadour noch zu hören wäre, hatte er sich geirrt.
    »Tut mir leid, ich muss zum General!« Entschuldigend winkte sie mit dem Brief und wandte sich dann ab.
    »Ja, ja. Geh du nur zu deinem General! Wenn der wüsste, mit wem er es so dicke hat … «
    Wütend ballte Gabriela die Fäuste. Einen Moment lang war sie versucht, noch einmal zurückzugehen und Sir die passende Antwort zu geben. Aber was würde es schon nutzen, sich mit diesem Dickkopf zu streiten? Sie sollte stattdessen lieber noch einmal beim General nachfragen, ob er nicht doch einen Offiziersposten zur Verfügung hatte. Wenn Sir erst einmal von den Zivilisten fortkäme, würde er gewiss wieder vernünftig. Sie waren kein Umgang für ihn. Dort kam er nur auf dumme Gedanken.
    Der General stand tief in Gedanken versunken vor seinen offenen Kleidertruhen. Gabriela musste sich räuspern, damit Nádasdy sie bemerkte. »Ein Brief, Herr General!«
    »Von wem?«
    »Von Maximilian, Ihrem ersten Sekretär in Temeswar. Offenbar ein vertrauliches Schreiben. Es trägt nicht das Siegel der Kanzlei.«
    »Temeswar … «, wiederholte Nádasdy leise. »So weit fort … Ich muss immer wieder an Kolin denken. Wären wir den verfluchten Preußen nur sofort nachgesetzt! Dann stünde Friedrich jetzt ohne Heer da. Wir hatten es in der Hand, ihn zu vernichten … Wie viele Männer werden sterben, weil wir damals gezögert haben?«
    Gabriela wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Doch offenbar erwartete der General auch nicht, dass sie ihm antwortete.
    Nádasdy stand am Fenster und sah auf die Bagagewagen, die auf dem Marktplatz standen. »Hast du deinen Tagesbefehl schon bekommen, von Bretton?«
    »Jawohl, Herr General! Ich werde mit einem Teil der zweiten Eskadron einen Streifritt unternehmen und versuchen, preußische Versorgungswagen abzufangen.«
    Der Banus schien ihr nicht zugehört zu haben. Noch immer blickte er gedankenverloren aus dem Fenster. Minuten des Schweigens vergingen, bis er sich plötzlich umdrehte. »Wirf den Brief dort vorne in die Truhe. Ich werde mir heute Abend ansehen, was der Maximilian zu melden hat. Es ist genug Zeit vertan. Sag den Fuhrknechten unten, sie können meine Truhen holen kommen, um dann endlich mit den Quartiermachern gen Ostritz aufzubrechen!«
    Gabriela salutierte. Sie war froh, gehen zu dürfen. Selten hatte sie den Husarengeneral in so bedrückter Stimmung erlebt. Sie war schon halb zur Tür hinaus, als hinter ihr noch einmal seine Stimme erklang.
    »Pass auf dich auf, mein verwegener Sturmreiter. Fang dir beim Plänkeln keine Kugel. Ich habe das Gefühl, du könntest ein guter

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