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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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soll umgehend die Hauptarmee in Marsch setzen. Sie von Bretton nehmen sich fünfzig von ihren Husaren und eskortieren Sir. Diese Nachricht muss den Daun unbedingt erreichen!«
    Nervös nagte Gabriela an ihrer Unterlippe. Nur einen Kanonenschuss weit von der österreichischen Armee entfernt hatten die Preußen ihr Feldlager nahe dem Dörfchen Hochkirch aufgeschlagen. Noch am Abend des 13. Oktober hatte das Regiment den Befehl erhalten, sich gefechtsbereit zu machen und eine vorgeschobene Stellung zu beziehen. Von Graffenstein hatte Gabriela und ihre Männer in die vorderste Reihe befohlen.
    Stundenlang warteten sie nun schon auf ihren Pferden auf den Befehl weiter vorzugehen. Es würde nicht mehr lange bis zum Morgen dauern. Gabriela hatte das Gefühl, völlig zu Eis erstarrt zu sein. Immer wieder quälte sie ein Krampf in der rechten Wade. Angespannt lauschte sie auf die Geräusche der Nacht. An die Soldaten war der Befehl ergangen, sich völlig still zu verhalten, um die Preußen nicht vor der Zeit auf das Unheil aufmerksam zu machen, das sich über ihren Häuptern zusammenbraute.
    So dicht waren sie an der Armee Friedrichs, dass sie bis vor vielleicht zwei Stunden noch Musik und lautes Lachen aus dem Heerlager gehört hatten. Offenbar hatten ein paar Offiziere ein Fest gefeiert. Aus den Wäldern in ihren Rücken erklangen dumpfe Axtschläge. Ab und an ertönte auch aus rauer Kehle ein Lied. Daun hatte etliche Arbeiter ausgeschickt, um durch den Lärm in den Wäldern die Geräusche der leise in Stellung gehenden Armee zu übertönen. Stets legte der Feldmarschall großen Wert darauf, ein wohl verschanztes Lager zu haben, und die Preußen spotteten schon über ihn. Der Krach der Arbeiter würde sie in Sicherheit wiegen und ihnen die Gewissheit geben, dass der Feldmarschall wie stets Friedrich die Initiative zum Angriff überließ.
    Gedämpfter Hufschlag ließ Gabriela aufhorchen. Sollte einer ihrer Männer die Angriffslinie verlassen? Wolken verfinsterten den Himmel. Aus den Niederungen um Hochkirch stieg Nebel auf. Keine zehn Schritt weit reichte die Sicht. Wütend biss sie sich auf die Lippen. Sie durfte keinen Befehl rufen. Wenn einer ihrer Reiter die Gelegenheit nutzte, um heimlich vom Schlachtfeld zu fliehen, so würde sie es hinnehmen müssen.
    Eine Gestalt löste sich aus der Finsternis. Ein einzelner Reiter kam die Front ihrer Männer entlang. Sir! Der Schotte hielt an ihrer Seite und grinste. »War verdammt nicht leicht, dich in dieser Finsternis zu finden. Ich suche schon über einer Stunde nach dir.«
    »Was zum Henker machst du hier? Du bist doch Stabsordonanz! Dein Platz ist an der Seite von Laudon!«, flüsterte sie aufgebracht.
    »Ich hab ja auch eine Nachricht für dich. Du sollst mit deinen Männern noch ein wenig vorgehen. Sobald die Kirchglocke von Hochkirch fünf schlägt, beginnt der Angriff.« Der Schotte nahm die Pelzmütze ab und ließ sie ins Gras fallen. »Ich hasse dieses Ding. Es kratzt, ist bleischwer und im Sommer wird es so heiß darunter, dass man glaubt, das Hirn müsse einem schmelzen.« Er holte sein altes Barett mit dem Andreaskreuz aus der Säbeltasche und zog es sich schief in die Stirn. »Bringt Glück! Bei Culloden hat es alle um mich herum erwischt, aber für mich war keine Kugel dabei.«
    »Wo ich das nun weiß, fühle ich mich gleich viel besser neben dir«, entgegnete Gabriela gereizt. »Du willst doch nicht etwa hierbleiben? Man erwartet dich beim Generalstab zurück.«
    Der Schotte zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, ich habe mich auf dem Rückweg im Nebel verirrt.«
    Gabriela schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie du meinst.« Dann wandte sie sich zu Branko, der direkt hinter ihr hielt. Da sie in dieser Lage keine Befehle rufen konnte, mussten ihre Ordres von Mann zu Mann weitergeflüstert werden. Ihre Husaren sollten, soweit es ging, über Gras reiten, damit der Hufschlag ihrer Pferde gedämpft wurde, und etwas Abstand zueinander halten. Die Säbel wurden mit den Knien an die Sättel gedrückt.
    Gabriela wartete eine Weile. Dann hob sie den Arm hoch über den Kopf und gab das Zeichen vorzugehen. Langsam setzte sich die dunkle Kette der Reiter in Bewegung. Ihr Weg führte sie einen niedrigen Hügel hinauf. Dort befanden sie sich im Rücken des feindlichen Heerlagers. Vor ihnen war alles still. Wahrscheinlich waren die vordersten Lagerposten keine hundert Schritt mehr entfernt.
    Plötzlich erklang vom anderen Ende des Dorfes knatterndes Musketenfeuer. Gabriela

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