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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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so fest, dass es ihr fast den Atem nahm. »Gut siehst du aus, meine kleine Amazone! Ich habe mir oft Vorwürfe wegen unseres letzten Streits gemacht. Lass uns den ganzen Unsinn vergessen! Wenn ich mir die Goldstreifen an deinen Ärmelaufschlägen so ansehe, scheinst du wahrlich zum Husaren geboren zu sein. Respekt! Alle um mich herum machen Karriere.« Die letzten Worte des Onkels waren von galliger Bitternis durchdrungen. »Naja, so ist wohl der Lauf der Dinge, dass die alten Helden den jüngeren Platz machen müssen.« Er wies mit dem Stock über die Zinnen hinweg zum Heerlager der Preußen. »Du wirst kaum glauben, wen ich dort drüben mit meinem Fernrohr bei der Batterie gesehen habe.«
    Gabriela lächelte matt. »Unseren Magister Gregorius?«
    Von Bretton starrte sie einen Augenblick lang fassungslos an. »Woher zum Henker weißt du das?«
    »Ich bin ihm während der Belagerung vor Prag begegnet, diesem treulosen Spitzel.«
    Der alte General schüttelte energisch den Kopf. »So solltest du ihn nicht nennen! Selten ist mir ein so kühner Agent der Kaiserin begegnet!«
    »Agent der Kaiserin? Der Kerl ist Hauptmann in Friedrichs Armee.«
    Von Bretton kratzte sich an der Stirn. »Ich habe mich auch schon gefragt, wie er sich diesen Posten erschlichen hat. Hauptmann sagst du … ?«
    Gabriela schnaubte verächtlich. »Das Einzige, was der sich erschlichen hat, ist unser Vertrauen. Vor Prag hat er mir gestanden, dass er schon immer Hauptmann bei der preußischen Artillerie gewesen ist. Er kam einzig und allein nach Olmütz, um die neuen Festungsanlagen auszukundschaften!«
    »Nein! Das kann nicht sein! Wenn er uns ausspioniert hat, dann muss er wissen, dass der schwächste Punkt der Festung gegenüber Repschein liegt. Doch statt sich dort einzurichten, haben sie ihre Geschützbatterie auf dem Tafelberg vor dem Katharinentor angelegt.« Der alte Bretton lachte. »Und weißt du, was das Beste ist! Ihre Stellung auf dem Tafelberg ist rund 1500 Schritt entfernt gewesen!«
    »Ja und?«
    »Na, ein Artillerist wird wohl nie aus dir. Das ist außerhalb der wirksamen Reichweite der Geschütze! Wenn Gregorius ein Spitzel gewesen wäre, der die Erstürmung der Festung vorbereiten sollte, dann wäre ihm ein solcher Fehler gewiss nicht unterlaufen! Er hatte ja Zeit genug, sich das ganze Gelände anzusehen und alle Distanzen sogar abzuschreiten. Selbst die zweite Geschützstellung, die sie gebaut haben, war noch nicht vernünftig eingerichtet. Durch diese Fehler haben wir fast eine Woche gewonnen, ganz zu schweigen davon, dass die Preußen drei Wochen gebraucht haben, um ihre schweren Geschütze überhaupt bis hierher vor die Festung zu bringen. Keiner der Offiziere begreift das!« Der General setzte ein verschwörerisches Lächeln auf. »Natürlich habe ich niemandem von Gregorius erzählt. Alle sprechen schon von dem Wunder von Olmütz, auch wenn uns die Preußen nun seit ein paar Tagen arg zusetzen. Ich kann mich doch auf dein Stillschweigen in Bezug auf unseren Freund, den Feuerwerker, verlassen?«
    Gabriela nickte irritiert. Sollte sie sich in dem Nürnberger getäuscht haben? War er doch kein Schurke? »Wird die Festung den Angriffen denn standhalten?«
    Von Bretton zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Ich schätze, sie werden noch drei bis vier Tage brauchen, um ihre Laufgräben bis direkt unterhalb der Mauern voranzutreiben. Wenn sie das schaffen und ihnen die Munition nicht ausgeht, dann könnte es gefährlich für uns werden.«
    Der Gedanke, hier festzusitzen und möglicherweise sogar in Gefangenschaft zu geraten, behagte Gabriela gar nicht. Ein Entkommen aus Olmütz war unmöglich. Dazu war der Ring, den die Preußen um die Stadt gelegt hatten, zu dicht geschlossen. Sie würde wohl oder übel bis zum Ende der Gefechte in der Festung bleiben müssen. Sie sah zu ihrem Onkel. Der General war alt geworden, sein Gesicht von Sorgenfalten durchzogen. Vielleicht war es auch ganz gut, wenn sie hier nicht fortkam. So wäre Zeit, ein wenig mit ihm zu reden. Trotz all des Streites, den sie gehabt hatten, hatte sie ihn vermisst.
    Der General bemerkte ihren Blick. »Hast du Lust, mit mir zu frühstücken, Oberlieutenant?«
    »Guter Vorschlag, ich bin hungrig wie eine Wölfin und … Was hast du eigentlich mit deinem Arm gemacht?«
    Von Bretton winkte ab. »Nicht der Rede wert. Ist nur ’ne Schramme. Einer von den preußischen Schützen dachte wohl, er müsste mich von der Mauer schießen. Das ist letzte Woche bei einem Besuch

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