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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Batterien am Katharinentor passiert. Zum Glück war der Kerl ein Stümper und hat nicht gut getroffen. So, jetzt komm aber, es ist Zeit, zurück zur Kommandantur zu gehen. Ich bin halb verhungert.« Der alte General bückte sich und hob die Falltür zur Wendeltreppe an. »Geh vor, meine Liebe. Das Treppensteigen bekommt meinen Knien nicht mehr so gut, du könntest den Weg wahrscheinlich dreimal schaffen, bis ich unten angekommen bin. Ach und sag, hattest du nicht vor drei Wochen deinen Geburtstag?«
    »Das weißt du?«
    »Na ja, ich hab deinen Steckbrief aufgehoben, weil ich sonst kein Bild von dir hatte. Darauf steht auch, wann du geboren wurdest. Im Übrigen solltest du dir dieses Machwerk unbedingt einmal ansehen! Wenn man dich so anschaut, dann besteht nicht die geringste Gefahr, dich anhand des Bildes und der Beschreibung jemals wiederzuerkennen. Nur die blasse Narbe auf deiner Wange könnte dich vielleicht eines Tages verraten. Das war das einzige besondere Merkmal, an das sich dein netter Mann erinnern konnte.«
    »Das sollte er auch«, entgegnete sie kalt. »Schließlich hat er mir dieses Geschenk gemacht.«
    Von Bretton machte ein betroffenes Gesicht. »Tut mir leid. War wohl nicht besonders taktvoll, dich daran zu erinnern. Ich meinte nur … Also zu einem Husaren passt die Narbe … Sie lässt dich verwegener aussehen und … «
    »Ist schon gut, Onkel. Du musst dich nicht entschuldigen.« Sie blinzelte ihm freundlich zu. »Und was meinen Geburtstag angeht … Solltest du etwa den Wunsch verspüren, mir etwas zu schenken?«
    »Führ dich nicht so auf, als wäre ich dir immer ein Rabenvater gewesen«, grummelte der Alte. »Vielleicht erinnerst du dich, wir hatten auch ein paar gute Tage.«
    Sie nickte. »Und ob ich mich erinnere! An jeden einzelnen. Es waren genau sechs Tage, an denen wir uns nicht gestritten haben und … «
    Der General schnitt ein Gesicht, als habe er in einen faulen Apfel gebissen. Gabriela musste lachen. »Vergiss es, alter Pfeifenkopf. Das war ein Scherz! Ich führe über unsere Vergangenheit nicht Buch … Und was meinen Geburtstag angeht, hätte ich sogar einen Wunsch. Könntest du mir deinen Burschen Branko überlassen?«
    »Was willst du denn mit dem Tunichtgut? Der dient jetzt unter Hauptmann Birtok bei den Füsilieren.«
    »Als Oberlieutenant brauche ich einen Burschen, der sich um mein Pferd und meine Ausrüstung kümmert. Außerdem denke ich, dass es Branko sicher gefallen würde, eine Husarenuniform zu tragen. Ich habe genügend Geld beiseitegelegt, um ihm ein Pferd zu kaufen, und besitze auch sonst alles, was er braucht, um bei den Nádasdy-Husaren unterzukommen. Er ist der Einzige, der für diesen Posten infrage kommt. Er kennt bereits einen Teil meines Geheimnisses, und er hat auch bewiesen, dass er schweigen kann.«
    Von Bretton schnitt eine ärgerliche Grimasse. »Und ich hatte schon fast geglaubt, du seist nach Olmütz gekommen, um mich wiederzusehen!«
    »Bist du etwa eifersüchtig auf einen jungen Füsilier? Das ist nicht dein Ernst, Onkel!«
    »Naja, eins hat er mir jedenfalls voraus. Er kommt von diesem verdammten Olmütz weg, wenn er mit dir reitet, während ich hierbleiben kann, bis ich verrottet bin. Doch genug lamentiert! Lass uns endlich frühstücken gehen, oder steckst du etwa mit den Preußen unter einer Decke und willst mich aushungern?« Der General lachte, doch seine Augen blieben traurig. Es schmerzte Gabriela, ihn so zu sehen. Sie griff nach seinem Arm und drückte ihn.
    »Lass uns zusammen nach unten gehen. Ich habe dich zu lange nicht mehr gesehen, um gleich wieder vor dir fortzulaufen.«

2 0. KAPITEL
    Zwei Wochen musste Gabriela in der Festung ausharren, dann war der Preußenkönig gezwungen, die Belagerung aufzugeben, weil der junge Feldmarschall Lieutenant Laudon es geschafft hatte, ihn vollständig vom Nachschub abzuschneiden. Ihr Onkel hatte Gabriela tatsächlich seinen ehemaligen Burschen Branko überlassen, der mit fliegenden Fahnen von den Füsilieren zu den Husaren wechselte.
    Den ganzen Sommer verbrachte der Feldmarschall Daun damit, den Preußenkönig Zug um Zug weiter nach Schlesien zurückzudrängen. Schließlich verließ Friedrich die Armee in Schlesien und stellte sich mit anderen Truppen bei Zorndorf den Russen zur Schlacht. Bis in den September hinein waren die Nádasdy-Husaren, abgesehen von ein paar Scharmützeln, in keine ernsthaften Gefechte verwickelt, und es blieb Gabriela und Sir genug Zeit, Branko zu einem Kavalleristen

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