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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Preußen zu treten. Immer wieder hatten Friedrichs Grenadiere versucht, eine Batterie am Ende der Straße zu erstürmen, und waren in Scharen von Kartätschenkugeln niedergemäht worden. Es gab Gerüchte, dass sogar einer ihrer Feldmarschälle dort gefallen sei.
    Weiter vorne erklang lautes Rufen im Nebel. Ein Schuss krachte. Gabriela zog den Säbel und preschte vor. Sie fand einen Trupp von sechs Husaren, die eine Gruppe Preußen umringt hatten. Branko war unter ihnen. Er hielt eine rauchende Pistole in der Hand. Der Junge war leichenblass. Ein Stück vor ihm lag ein preußischer Füsilier niedergestreckt. »Er hat … er hat … « Branko begann zu schluchzen. »Er wollte mich … «
    Ein alter Husar mischte sich ein. »Das Preußenschwein hat sein Seitengewehr gezogen, als wir ihn gefangen nehmen wollten. Beinahe hätte er den Jungen vom Pferd gestochen.«
    Gabriela nickte. »Bringt sie nach Mischwitz. Dort sammelt unser Korps seine Gefangenen. Branko, du wirst dort zur Wache zurückbleiben. Für dich ist die Schlacht zu Ende.«
    Der junge Husar schaute nach Norden. Dort erklang von einer Anhöhe, die sich über Hochkirch erhob, immer noch Musketenknattern. »Aber die Schlacht … «
    »Das ist ein Befehl«, unterbrach ihn Gabriela scharf. Er hatte sein erstes großes Gefecht überlebt. Sie wollte nicht, dass er vielleicht noch beim Nachhutgeplänkel sein Leben verlor. Gabriela wendete schon ihre Stute, als ihr unter den Gefangenen ein Mann mit einer breiten, silbernen Hüftschärpe auffiel. Gesicht und Uniform waren rußverschmiert. Gregorius!
    »Den Offizier dort werde ich zum Stab zum Verhör bringen.« Gabriela zog eine Pistole aus dem Holster und richtete die Mündung auf den Nürnberger. »Ich hoffe, der Herr macht keine Schwierigkeiten. Er hat ja gesehen, dass wir mit Querulanten kurzen Prozess machen.« Sie wandte sich an die anderen Husaren. »Und ihr sitzt nicht auf euren Gäulen und haltet Maulaffen feil. Macht euch davon!«
    Als die Männer mit den Gefangenen in einer Nebelbank verschwunden waren, zeigte Gabriela auf ein dichtes Gehölz. »Dorthin!« Sie schob die Waffe in den Sattelholster zurück.
    Gregorius beobachtete sie mit blitzenden Augen, sagte aber kein Wort.
    Als sie im Schutz des kleinen Wäldchens verschwunden waren, stieg Gabriela ab. Lange sahen sie einander schweigend an. Der Nürnberger wirkte ausgezehrt. Sein Gesicht war schmal. Eine rote Narbe lief längs über seine Stirn. »Wie geht es deinem Onkel«, fragte er schließlich leise.
    »Er hat die von dir durchgeführte Beschießung der Stadt überlebt«, entgegnete sie kühl. »Er betrachtet sich sogar nach wie vor als dein Freund. Der alte Pfeifenkopf spricht gerne von dem Wunder von Olmütz und sagt, dieses Wunder trage den Namen Gregorius. Er hat dich mit dem Fernglas zwischen den Artilleristen entdeckt.«
    »Und was würdest du sagen? Immer noch: Verrecke, verfluchter Verräter?«
    »Ich würde mir gerne anhören, was du zu diesem Wunder zu sagen hast.«
    Gregorius schüttelte den Kopf und lächelte matt. »Ich gehöre nicht zu den Männern, die sich gerne mit ihren Taten brüsten.«
    »Ich erinnere mich! Dass du ein Hauptmann in Friedrichs Armee bist, hast du auch nicht jedem auf die Nase gebunden.«
    »Was das angeht, solltest du dich nicht beschweren. Vor dir habe ich keine Geheimnisse gehabt! Wollen wir uns jetzt auf den Weg zu deinen Stabsoffizieren machen? Es wird dir doch sicher eine Freude sein mit anzusehen, wie ich verhört werde!«
    »Du dummer Idiot!«, fauchte Gabriela. »Liefere mir den geringsten Beweis dafür, dass du Olmütz verschont hast, und ich werde dich laufen lassen, du dickköpfiger Narr!«
    »Ich kann nur bestätigen, dass ich dem Obersten Balby, der für die Positionierung der Belagerungsartillerie zuständig war, vollständige Pläne der Stadt übergeben habe … «
    Gabriela seufzte und griff nach dem Sattel, um wieder aufzusteigen. »Na schön, du hast es nicht anders gewollt.«
    » … nur eine Zahl stimmte nicht. Die Entfernung zwischen dem Tafelberg und den gegenüberliegenden Schanzen war um zweihundert Schritt zu kurz angegeben. Als ich die Strecke abgeschritten bin, muss ich wohl ein klein wenig durcheinander gewesen sein.«
    »Durcheinander?«
    »Das war am Tag nach dem Treffen auf dem Floß. Ich hatte dir gesagt, dass es schlecht für deinen Ruf sein könnte, wenn der Mönch, der uns nachspionierte, mit ansähe, wie du mit mir zu den inneren Kammern des Floßes hinabsteigst und dort eine Zeit

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