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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mehr den Schlüssel.«
    »Ich weiß. Ich verlange auch nichts Unmögliches von dir. Ich will lediglich dein Versprechen, dass du mich allein auf den Speicher lässt, falls sich jemals die Möglichkeit dazu ergeben sollte. Du weißt, dass ich zwei Wochen nach dem Feuerwerk mit meinen Männern abreisen werde. Welches Risiko gehst du also ein? Ich bin nicht einmal mehr einen Monat lang in Olmütz.«
    Gabriela zögerte. Konnte sie einen solchen Verrat an ihrem Onkel begehen? Auf der anderen Seite schloss er seine Kammer stets ab. Es gab also keine Gelegenheit, an den Schlüssel zum Speicher zu kommen, wenn man sich nicht gemeinsam mit ihm in seinem Zimmer aufhielt. Sollte sie Gregorius dies sagen? Nein! Wer eine solch unverschämte Forderung stellte, der verdiente es nicht, dass man ehrlich zu ihm war. Sollte er doch der betrogene Betrüger in diesem Spiel sein! »Wohlan denn, mein Freund. Ich bin bereit, dir deine beiden Wünsche zu erfüllen. Ich werde mit dir jetzt in deine Kammer gehen und will später mein Bestes geben, den gewünschten Schlüssel zu besorgen. Bei meiner Ehre schwöre ich, meinem Wort treu zu sein.«
    »Das genügt mir.« Der Feuerwerker schob den Tisch zur Seite und wies auf eine Falltür im hölzernen Boden. »Hatte ich dir gesagt, dass ich mein Quartier verlegt habe? Wir werden nicht weit gehen müssen.«
    »Du wohnst in der Pyramide?« Ungläubig blickte Gabriela auf die Klappe.
    »Seit gestern. Wir haben damit begonnen, die ersten Feuerwerkskörper anzubringen. Unser hölzerner Stadtberg darf jetzt nicht mehr unbewacht bleiben. Allein für die Raketen und anderen Besonderheiten, die wir auf diesem Floß anbringen werden, sind mehr als fünfzig Fass Pulver aufgewendet worden. Was glaubst du, was passiert, wenn es hier an Bord ein Feuer gibt?« Gregorius kniete nieder und öffnete die Falltür. »Ich muss dich darum bitten, deine Schuhe auszuziehen, wenn wir hinuntersteigen. Im Inneren darf man nur barfuß oder mit dicken Filzschuhen gehen. Es liegt immer irgendwo ein wenig Pulver auf dem Boden. Schlägt ein nagelbeschlagener Schuh einen Funken, dann könnte das Feuerwerk deines Onkels womöglich schon heute Nacht abbrennen und dabei die halbe Stadt in Schutt und Asche legen.«
    Gabriela gehorchte und beobachtete, wie Gregorius eine kleine, längliche Bronzekapsel, die mit einem Haken an seinem Gürtel befestigt war, löste und öffnete. In ihrem Inneren befand sich eine dicke Lunte, an deren Spitze ein Funken glomm. Er blies die Glut an und entzündete damit den Docht in einer Laterne mit dicken Wänden aus milchig trübem Glas. Die Bronzekapsel mit der Lunte darin legte er auf den Boden. Dann nahm er die Laterne und stieg die Leiter hinab.
    Gabriela folgte ihm barfuß. Die oberste Kammer, in die sie kamen, war kaum zwei mal zwei Schritt groß. Es roch nach Pulver und dem Harz, das aus den Balken perlte. Auf Gerüsten an den Wänden lagen dicke Feuerwerkskörper in Hüllen aus roter und grauer Pappe. In die Balken waren Reihen von runden Löchern geschnitten, die schräg nach oben zeigten.
    Gregorius schien ihre Neugier bemerkt zu haben und blickte sich zu ihr um. »In die Löcher rammen wir die roten Feuerwerkskörper. Sie speien Fontänen aus goldenem Licht. Auf dieser schwimmenden Pyramide werden wir für eine Stunde die verschiedensten Raketen und Sprühkörper entzünden. Auf dem Fluss werden sie weithin sichtbar sein. An allen vier Seiten werden jeweils die gleichen Feuerwerkskörper gezündet werden, sodass jeder Zuschauer, egal aus welcher Richtung er das Spektakel betrachtet, dasselbe sehen wird. Mehr will ich dir allerdings nicht verraten, denn man nimmt dem Feuerwerk einen Teil seines Zaubers, wenn man all seine Wunder erklärt.« Er kniete nieder, öffnete eine weitere Falltür und verschwand mit seiner Laterne durch die Luke.
    Gabriela betrachtete noch einmal all die Sprengkörper. Viele von ihnen waren dicker als ihr Unterarm. Sie dachte an seine Worte, welch Unheil schon ein einzelner Funke an diesem Ort anzurichten vermochte, und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Eilig folgte sie ihm tiefer.
    Die nächste Kammer die Pyramide war fast doppelt so groß, doch erschien sie Gabriela noch enger als die erste, weil hier etliche hölzerne Rahmen eingesetzt waren, in denen Raketen standen, die durch Löcher in der Decke abgeschossen werden konnten. Magister Gregorius hatte bereits eine weitere Luke geöffnet, die noch weiter hinabführte. Sie kletterten an einer

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