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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gebracht hat.«
    Er hatte den Eindruck, dass auch Gabriela erleichtert war, nicht reden zu müssen. Diesmal war es die richtige Entscheidung gewesen, ihr Schweigen zu gebieten!
    »Übrigens, ehe ich es vergesse … Am nächsten Montag werde ich zum Schloss des Barons von Gewitsch fahren. Dort soll ein Teil der Gäste einquartiert werden. Ich möchte mich davon überzeugen, dass seine Räumlichkeiten auch wirklich geeignet sind. Es wäre schön, wenn du mich begleiten würdest. Vielleicht wäre dies eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass eine artige Dame aus dir geworden ist. Es gibt dort zwar keine Frauen, aber wenn du dich während der Männergeschäfte zurückziehst, statt jemanden zum Duell zu fordern, mag das helfen, deinen schlechten Ruf vergessen zu machen.«
    Gabriela machte ein Gesicht, als habe sie in einen faulen Apfel gebissen. »Und was soll ich tun, während die Herren über Politik und andere Männerangelegenheiten reden?«
    Der Kommandant zuckte mit den Schultern. »Nimm ein Buch mit und zeige, dass du dich wie andere junge Frauen auch für Schöngeistiges interessierst.«
    Seine Nichte warf ihm einen Blick zu, als wolle sie ihn im nächsten Moment erschlagen. Dann salutierte sie wie ein Soldat. »Jawohl, Herr General! Wie Herr General befehlen!«
    Ärgerlich schüttelte von Bretton den Kopf. »Solche Späße unterlässt du bei dem Baron lieber.«
    Gabriela fand Gregorius auf dem großen Floß am Fluss. Er saß auf dem obersten Podest und war so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht bemerkte, wie sie sich näherte. Über eine Stunde hatte sie ihn gesucht, und die Sonne berührte fast schon den Horizont, als sie ihn endlich fand. Da der Feuerwerker nicht zu ihr hinunterblickte, beschloss sie, ihn zu überraschen. Gabriela raffte ihre Röcke und kletterte über die Leiter nach oben. Dabei fluchte sie innerlich über die hinderliche Kleidung, die die Mode dem weiblichen Geschlecht diktierte.
    Endlich erreichte sie die oberste Plattform und trat auf Zehenspitzen hinter Gregorius. Er stand über einen Tisch gebeugt und zeichnete die Vorwerke im Nordosten der Stadt und den Fürstenberg mit seinen prächtigen Bauten, gekrönt vom Dom.
    »Ich dachte, du hättest Feierabend gemacht, Paul«, murmelte der Feuerwerker, ohne sich dabei umzudrehen.
    »Das hat er wohl. Ich bin seine Vertretung.«
    Hastig fuhr Gregorius herum. Für einen Augenblick wirkte er erschrocken. Dann lächelte er. »Was machst du denn hier?«
    »Deine vielfältigen Talente bewundern. Du hast mir nie gesagt, dass du nicht allein Konstruktionszeichnungen machst.« Sie warf einen Blick auf das Skizzenblatt auf dem Tisch. »Warum hast du das hässliche Vorwerk denn so in den Vordergrund gerückt. Du wolltest doch offenbar den Dom zeichnen?«
    Der Feuerwerker lachte. »Was dein Onkel wohl sagen würde, wenn er dich so über seine Festungswerke reden hörte? Im Übrigen halte ich nichts von den Malern, die die Wirklichkeit verfälschen, indem sie die Dinge fortlassen, die sie für hässlich halten. Die Befestigungen gehören von nun an zu Olmütz wie der Dom.«
    »Und was hast du sonst noch gemalt? Lass mich die anderen Blätter sehen.« Gabriela beugte sich vor, um die übrigen Zeichnungen zu betrachten, doch Gregorius rollte die Papiere zusammen, noch bevor sie einen Blick darauf werfen konnte.
    »Manche Männer haben Geheimnisse, die sie nicht einmal mit so charmanten jungen Damen, wie du eine bist, teilen wollen.«
    Gabriela zog einen Schmollmund. »So, so … Geheimnisse hast du. Fürchtest du, dass ich über deine Bilder lachen würde? Oder bist du gar ein Spitzel, der heimlich Pläne der Festung zeichnet?«
    Der Feuerwerker lachte lauthals. »Ja, in Wirklichkeit bin ich natürlich Hauptmann bei Friedrichs Artillerie. Und als tollkühner Offizier in Friedenszeiten versuche ich, mir mit dem Ausspähen der feindlichen Festungen meine nächste Beförderung zu verdienen.« Er zwinkerte fröhlich mit den Augen. »Die Wahrheit ist, dass ich mich meiner Werke schäme. Zu unvollkommen sind sie.« Plötzlich wirkte der Magister verlegen.
    »Wie meinst du das? Du schämst dich deiner Arbeit?«
    »Das wirst du sehen, wenn ich dir das beste Stück zeige.« Er zog eines der Blätter aus der Rolle hervor. »Hier, das ist mein Geheimnis.«
    Gabriela traute ihren Augen nicht. Es war eine Porträtskizze, die unverkennbar sie zeigte. Die Augen wirkten nicht so gut getroffen, und sie war sich auch völlig sicher, dass ihre Nase nicht so groß wie auf dem Bild

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