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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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betrachtete der General seine Stadt! Der Kreis der Schanzwerke war geschlossen, die letzten Kasematten vollendet. Olmütz würde nicht noch einmal im Handstreich erobert werden! Schon die sichtbaren Verteidigungsbauten waren eindrucksvoll, doch das war bei weitem nicht alles. Von Bretton dachte an das System von Gräben und Dämmen, das es erlaubte, fast das ganze Umland um die Stadt zu fluten und die verborgenen Minen, die zu den Vorwerken führten. Sollte einer dieser vorgelagerten Verteidigungspunkte verlorengehen, könnte man ihn einfach sprengen, sobald die Belagerer versuchten, dort eine Geschützbatterie aufzubauen. Hoffentlich würde es nie so weit kommen.
    Sein Blick verharrte bei dem großen Floß auf der March, das seine Männer unter der Anleitung des Magister Gregorius gezimmert hatten. Es hatte einen vierfach gestuften quadratischen Aufbau. Auf den hölzernen Terrassen waren bunte Nachbauten des Doms und der anderen Kirchen der Stadt zu sehen. Das mächtige Floß sollte Olmütz symbolisieren, wie es sich stolz zwischen den Armen der March erhob. Mehrere kleinere Flöße, die ein Stück näher am Ufer vertäut waren, hingegen stellten die Schanzwerke einer Belagerungsarmee dar. Das ganze Feuerwerk würde als ein Schauspiel angelegt werden, bei dem man eine glorreiche Verteidigung der Stadt inszenierte.
    Von den Flößen ertönte der Klang von Hämmern. Hoffentlich würde Gregorius mit seinen Arbeiten rechtzeitig fertig werden! Und das Wetter … Der General blickte zum Himmel. Er hatte dem Dom einen wahren Wald von armdicken Osterkerzen gespendet. Ein verregneter Abend würde alles ruinieren. Vorbereitungen von einem halben Jahr … Er seufzte. Es wäre besser, nicht daran zu denken.
    »Was für ein friedlicher Tag!« Gabriela sah ihn an, als wolle sie mit ihm über etwas reden. Von Bretton musste lächeln. Ja, es war ein friedlicher Tag, und woran dachte er, an Militär, Raketen und Pulverdampf.
    »Ich danke dir, dass du mich überredet hast, dich auf den Spaziergang zu begleiten. Es ist gut, mein Werk auch einmal von außen zu sehen. Viel zu lange war ich schon nicht mehr hier!«
    Seine Nichte musterte ihn mit eindringlichen Blicken, ganz als habe sie etwas auf dem Herzen und wolle einschätzen, ob er in der rechten Stimmung war, um mit ihr zu reden. Wenn sie nur nicht wieder mit neuen Eskapaden begann!
    »Lieber Onkel, ich muss…« Sie zögerte, rang sichtlich um Worte. Dann platzte es aus ihr heraus. »Es geht um die Gerüchte, die es in der Stadt über mich gibt.«
    Unwillig schüttelte der General den Kopf. »Bitte, lass das! Wir haben Caspar begraben. Möge er in Frieden ruhen! Irgendwann werden die Leute aufhören, über ihn zu reden.«
    Gabriela rupfte nervös ein paar Grashalme aus und zerrieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Es geht nicht um Caspar … «
    Von Bretton atmete tief ein und bat stumm die Jungfrau um Beistand. Sollte etwa alles auf ein Neues beginnen? War irgendeine Teufelei seiner Nichte seiner Aufmerksamkeit entgangen?
    »Es geht um die Geschichten, die man sich über meine Flucht aus dem Banat erzählt.«
    Der General blickte erleichtert auf. »Das ist doch nichts als dummes Geschwätz. Ich habe auch schon von ihnen gehört. Das ist nichts als Unrat, mit dem sich nur diejenigen besudeln, die davon erzählen.«
    »Es ist gut zu hören, dass du so denkst, Onkel! In Wahrheit war alles ganz anders … An dem Abend, als … «
    Von Bretton hob die Hand. »Ich will gar nicht hören, was man dir in dieser Nacht angetan hat. Du musst dich nicht rechtfertigen … Weißt du, ich bin stolz darauf, wie du diesen Schurken entkommen bist. Erniedrige dich nicht, indem du mir erzählst, was sie dir angetan haben. Ich kenne solche Marodeure und ihre Untaten. Sie sind der Abschaum des Krieges. Für mich zählt nicht, was an jenem Abend geschehen ist, auch wenn ich wünschte, ich wäre dort gewesen, um dich zu schützen.«
    »Aber es war alles ganz anders … «
    »Genug!« Der General stützte sich auf seinen Stock und richtete sich auf. Es schmerzte ihn, daran zu denken, dass man seiner Nichte Gewalt angetan hatte. Wenn er jemals diese Bastarde zu fassen bekommen würde … Aber sie sollte nicht vor ihm beichten. Er konnte sich auch so vorstellen, was es für eine Frau bedeutete, einer Horde betrunkener Plünderer ausgeliefert zu sein. »Lass uns jetzt gehen! Ich möchte mich am Nachmittag mit Magister Gregorius treffen und muss noch einige Pläne einsehen, die er mir heute Morgen

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