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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seiner Nähe dominierte. Nach einem verstohlenen Blick auf Gabrielas Dekolleté wandte der Baron sich wieder dem Kommandanten zu.
    » Mon Général , wir sollten den Besuch des Kronprinzen militairement traktieren. Wir haben auch bereits zwei Gäste aus Wien en visite, die uns dabei helfen werden.«
    »Gäste? Steht denn schon fest, wo der Kronprinz Quartier beziehen soll?«
    »Oui, sie warten in unserer bibliothèque , Monsieur le Général.« Ein spitzbübisches Lächeln spielte um die Lippen des Barons. »Es handelt sich um den ehrenwerten Baron zu Gecovic, Mitglied in der Commission de Chasteté, der Keuschheitskommission vom Wiener Hof. Übrigens ist er ein enger Vertrauter des Obersthofmeisters Graf Johann Khevenhüller! Unser zweiter Gast ist der Geheime Rat Carl Josef Schnitter, Mitglied der Sicherheitskommission. Par un heureux hasard stimmen beide darin überein, dass unser überaus bescheidenes Schloss würdig sei, als Quartier für den jungen Kronprinzen Josef zu dienen.«
    Das Gesicht des Generals blieb unbewegt, doch versetzte es ihm einen Stich, dass der zukünftige Monarch nicht in Olmütz nächtigen würde. Von Bretton schielte zu seiner Nichte, die nun hinter dem Gastgeber stand, und hoffte inniglich, dass Gabriela auf die Frechheiten des Barons nicht mit einer spitzen Bemerkung reagieren würde. Doch sie blieb still, und der General räusperte sich. »Wenn die Dinge so stehen, werde ich wohl eine Abteilung meiner Füsiliere zum Schloss befehlen, damit sie über die Sicherheit des Thronfolgers wachen.«
    »Oh, mon Général , machen Sie sich keine Mühe. Der Geheime Rat Schnitter hat mir bereits erklärt, dass der Kronprinz von zwei Eskadrons Esterházy-Husaren eskortiert wird.«
    Von Bretton runzelte die Stirn und bedachte den Baron mit einem langen Blick. »Können Sie mir vielleicht erläutern, warum ich mich noch hierherbemüht habe, mein Freund, da Sie offenbar bereits alle Angelegenheiten erledigt haben?«
    » Excusez-moi , Général Bretton. Sans doute können wir nicht ohne ihren Rat auskommen. Die beiden Monsieurs erwarten von Ihnen eine description en détail des Festtages. Und wer ist darüber besser unterrichtet als Sie, mon ami ?«
    Der Kommandant umklammerte seinen Offiziersstab so fest, dass das Metall des Knaufs schmerzhaft in seine Handfläche schnitt. Dieser wie ein Papagei gekleidete Geck hatte offenbar beschlossen, ihn vorzuführen. Doch das würde ihm noch leidtun! »Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass wir das Gespräch mit den hohen Herren aus Wien kaum in Gegenwart meiner Nichte führen können.«
    » Oui , aber naturellement haben wir bereits für ein wenig amusement für Mademoiselle gesorgt. Im Pavillon im Park hinter dem Chateau probt unser kleines Orchester. Vielleicht beliebt es Mademoiselle von Bretton, ihnen zu lauschen und dabei Zerstreuung zu finden?«
    Gabriela deutete einen leichten Knicks an. »Vielen Dank für Ihr Bemühen, Herr Baron. Ich denke, ich werde das wunderbare Wetter genießen und ein wenig im Garten lustwandeln. Da ich mir bereits dachte, dass die Herren ihre Geschäfte gewiss nicht in meiner Gegenwart besprechen mögen, war ich so frei, schon selbst für meine Unterhaltung zu sorgen.« Sie klopfte auf das schäbige, abgegriffene Buch, das die Kutschfahrt über auf ihrem Schoß gelegen hatte.
    » Très bien , Mademoiselle. Wir sind entzückt! Sie glauben gar nicht, wie sehr wir es schätzen, wenn Damen von Stand noch zu selbsttätigem Handeln fähig sind. Eine wahrhaft seltene Tugend. Doch wie wir hörten, seid Ihr auch eine ganz besondere Frau.«
    Von Bretton schwor sich, dass dieser Bastard für seine Taktlosigkeiten büßen würde. Dann griff er nach der Lederkladde, in der er die Skizzen zum Feuerwerk aufbewahrte, und stieg aus der Kutsche.
    Seine Nichte wartete nicht auf sie, sondern schritt hocherhobenen Hauptes über den Kiesweg, der zum Park hinter dem Schloss führte. Auch wenn ihre Formen nicht sehr weiblich waren, wirkte sie in ihrem neuen Kleid und mit der neuen Frisur überaus ansehnlich.
    »Wenn Sie belieben, mir zu folgen, mon ami ?« Von Gewitsch eilte in Richtung des von Säulen gesäumten Portals davon. Sein Schloss war nicht sehr groß, doch sehr gepflegt. In diesem Frühjahr erst hatte er es streichen lassen und sich damit auf seine Art auf den edlen Besuch, der zu erwarten war, vorbereitet. Ohne Zweifel gab es in weitem Umkreis um Olmütz keinen zweiten Landsitz, der sich mit diesem messen konnte. Das Hauptgebäude wurde von

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