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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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entdeckte Phil Federn und Krallen, die offenbar zu der Schlange gehörten. „Es ist nur ein Aasvogel!" Phil klatschte in die Hände, um ihn zu verscheuchen. Krächzend erhob sich der Vogel und ließ sich auf einem Baum in der Nähe des Waldrandes nieder.
    „Nur ein Aasvogel? Der hat mir gerade noch gefehlt", jammerte Leo. Er verstummte jäh, als über die Baumspitze ein Drache hinwegglitt. Im Luftzug seiner Schwingen fingen die Blätter an zu zittern. Die Drachenschuppen glänzten wie Auberginen, die Klauen hatten die Farbe von Elfenbein.
    „Ob der uns zu Frida fliegen würde?", fragte Phil im Flüsterton.
    „Ich würde erst aufsteigen, wenn ich genau wüsste, dass wir nicht auf seinem Speiseplan stehen", flüsterte Leo zurück. „Außerdem brauchen wir eine Drachenpfeife, um ihn zu rufen", fügte er etwas lauter hinzu, als sich der Drache schon weit entfernt hatte.
    Das brachte Phil auf eine Idee. „Wie wär's mit den Pferden?"
    Traurig schüttelte Leo den Kopf. „Selbst wenn wir das hinkriegen, erstens kommen die Pferde nicht auf den Felsen, aber das spielt keine Rolle, weil zweitens Pferde sowieso Angst vor Wölfen haben."
    „Dann bleiben die Pferde eben unten."
    „Klar, und wir springen von hier oben auf ihren Rücken. Das klappt doch nur im Film."
    Der weiße Wolf hatte den Kopf auf die Vorderpfoten gebettet, seine Ohren zuckten nervös. Phil dämpfte die Stimme. „Wenn du Wolle dabei hättest, könntest du uns eine Leiter stricken."
    „Eine Strickleiter? Die heißt nicht so, weil man sie stricken kann, sondern weil sie aus Stricken besteht." Auch Leo sprach leise.
    „Egal, Hauptsache, wir kämen runter."
    Leo dachte nach. „Ich könnte meinen Pullover aufräufeln und daraus etwas Großmaschiges stricken. Allerdings müsstest du mir helfen."
    „Wie denn?"
    „Du wickelst den Faden auf. Gib mal das Messer!"
    Ängstlich darauf bedacht, nicht abzurutschen, zog Leo seinen Strickpullover aus. Der Ast, auf dem er hockte, hatte sich bis auf die Größe eines Stuhls ausgedehnt. Ein gebogener Ast in seinem Rücken diente ihm als Lehne. Auch Phil saß bequem.
    „Scheint ein echt netter Baum zu sein", freute sich Leo.
    „Bisher haben wir hier keinen netten Baum erlebt. Vielleicht heckt er etwas aus, am Ende will er uns selber fressen", gab Phil zu bedenken.
    Leo beharrte auf seiner Meinung. „Ich denke, er hat sich deshalb ganz am Rand angesiedelt, weil er mit dem Verrückten Wald nichts zu tun haben wollte." Nebenbei trennte er den Pullover auf, bis Vorder- und Rückenteil sowie beide Ärmel vor ihm lagen. Dann begann er mit dem Aufräufeln. Phil sollte den Faden aufwickeln, verhedderte sich jedoch dauernd. Schließlich übernahm Leo das Aufwickeln, während Phil mit wachsender Begeisterung die Teile nacheinander aufräufelte.
    Danach ließ Leo die Nadeln tanzen und vor Phils Augen entstand ein Gebilde, das einer Strickleiter tatsächlich ähnlich war, nur leider nicht so stabil. Phil rollte das Gestrickte sorgfältig auf. Als Leo die gesamte Wolle verbraucht hatte, wechselte Phil auf den Ast, der am weitesten über den Abgrund ragte. Dort band er die Strickleiter fest, ließ sie aber noch nicht hinunter. Er reckte den Daumen, worauf Leo stumm leidend Stück für Stück auf demselben Ast vorwärts robbte. Zuletzt half ihm Phil. „Ich habe Angst", flüsterte Leo und starrte abwechselnd in die Tiefe und auf den Wolf, der sich inzwischen aufgerichtet hatte.
    Phil redete beruhigend auf ihn ein. „Hier sind wir vor ihm sicher."
    „Aber der Abgrund ..."
    „Nicht nach unten gucken! Denk nur noch an dein Pferd!"
    Leo schloss die Augen und bewegte lautlos seine Lippen. Auch Phil konzentrierte sich. Obwohl er wusste, dass es unsinnig war, umfasste er sein Drachenamulett.
    Nach einigen Minuten konnte Phil in der Ferne einen dunklen Punkt ausmachen, der rasch größer wurde. Sein Herz schlug schneller, als er den Umriss des schwarzen Hengstes erkannte. Mit einem eleganten Sprung setzte das Tier über die Schlucht. Die braune Stute hingegen tauchte nirgends auf.
    „Was soll's, muss ich eben hier warten", sagte Leo, der noch immer platt auf dem Ast lag und sich mit beiden Händen und Füßen festklammerte. „Ich wäre ohnehin nicht runtergekommen."
    Phil bot ihm sein Amulett an, doch Leo verzichtete.
    „Es steuert nur die Kämpfer, schon vergessen? Du könntest mir übrigens zurück auf meinen Sessel helfen, bevor du dich auf dein Pferd schwingst." Leo richtete sich etwas auf und warf einen letzten Blick auf die

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