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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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nahm den Fuß vom Gaspedal und suchte nach dem Schalter für die Scheinwerfer. Plötzlich hörte er ein hässliches Knirschen. Vor Schreck würgte er den Motor ab. Als er endlich das Licht eingeschaltet hatte, stellte er fest, dass der Tunnel nur wenig breiter als sein Wagen war. Mit dem rechten Außenspiegel musste er die Tunnelwand gestreift haben, zumindest war der nach innen geklappt.
    Die Scheinwerfer tauchten den Tunnel in ein gespenstisches Licht, an den Felswänden schimmerten winzige Leuchtkügelchen. Zum Glück sprang der Motor auf Anhieb wieder an. Zuerst war Phil darauf bedacht, Abstand zu den Tunnelwänden zu halten, doch dann wurde er unwillkürlich schneller. Schließlich preschte sein Auto aus dem Ausgang und kam erst weit dahinter zum Stehen. Phil wischte sich die vor Anstrengung feucht gewordenen Hände an seiner Jeans ab und stieg aus.
    Der schwarze Wagen parkte am Straßenrand. Herr Schumann befestigte dessen linken Außenspiegel mit Klebeband, Olaf stand daneben. Er verzog den Mund zu einem verächtlichen Grinsen. „Na, Marten, Angst gehabt?"
    „Nur, dass der Wagen Kratzer abbekommt, so wie deiner."
    Tatsächlich war die Fahrerseite des schwarzen Autos arg zerschrammt und mit einer dünnen, gelblichen Schicht überzogen. Nachdem Herr Schumann mit dem Klebeband fertig war, umrundete er einmal Phils Wagen. Er ließ den Spiegel zurückschnappen. „Ist das alles?"
    „Ich glaube, ja."
    „Nicht schlecht für den Anfang."
    Phils Herz hüpfte vor Freude.
    Nach dem Tunnel führte die Straße geradewegs in einen breiten, flachen Fluss. Olafs Wagen erzeugte zwei Fontänen, von denen das Wasser bis auf Phils Scheiben spritze. Auf den abgeschliffenen Kieselsteinen fuhr es sich ungewohnt. Ab und zu sprang ein Fisch zur Seite.
    Eine breite Straße brachte sie wieder die Böschung hinauf. Oben teilte sie sich in drei parallel zueinander verlaufende Betonspuren, von denen jede genau für die Spurbreite eines Autos ausgelegt war. Diese Spuren führten durch feinen, gelben Sand wie Schienen durch eine Wüste. Auf beiden Seiten trennte ein hoher Zaun die sandige Ebene von einem Wald.
    Der schwarze Wagen scherte aus und wechselte von der mittleren auf die rechte Spur. Phil schaffte es gerade noch, ihm zu folgen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die drei Betonspuren in regelmäßigen Abständen schräg miteinander verbunden waren. Olaf entschied sich für die linke Spur und gleich darauf wieder für die mittlere.
    So ging es noch eine Weile hin und her, bis die drei Betonspuren vor einem Feld endeten, das mit grünen Kohlköpfen bewachsen war. Wie ein Hase auf der Flucht wich Olaf ihnen in wilden Haken aus.
    Phil fragte sich, was er da trieb. Vermutlich durften sie den Kohlköpfen nicht zu nahe kommen. In der Ferne tauchte eine Hängebrücke auf. Demnach überquerten sie gerade das Feld, das ihm Leo zu Hause auf dem Bildschirm gezeigt hatte. Irgendwo hier musste sich die Stelle befinden, an der er und seine Eltern die digitale Welt betreten hatten. Phil lenkte sein Auto dichter an den Wald heran. Tatsächlich entdeckte er die Eiche mit den zwei Stämmen. Er stoppte und wollte aussteigen, doch Olaf raste laut hupend auf ihn zu.
    Herr Schumann hielt den Kopf aus dem Fenster und formte die Hände zu einem Sprachrohr. „Achte auf die Killerkakteen! Sie schießen, wenn sie sich belästigt fühlen." Killerkakteen? Phil traute seinen Augen kaum. Die vermeintlich harmlosen Kohlköpfe waren mit fingergroßen, metallisch blinkenden Stacheln besetzt. Und nicht nur das! Anscheinend versuchten sie, ihn zu umzingeln. Eine Pflanze hatte einen ihrer dickfleischigen Auswüchse, an dessen Ende ein besonders großer Stachel wuchs, leicht angehoben und zielte auf Phils linken Vorderreifen.
    Keinen Moment zu früh startete Phil und schoss durch eine seitliche Lücke hindurch. Im Rückspiegel sah er, dass die Pflanze den Auswuchs wie einen Arm bewegte. Bevor sie ihn in Schussposition gebracht hatte, war Phil außer Reichweite. Erst auf der Hängebrücke wagte er es, das Tempo zu drosseln.
    Die Brücke war schmal und schwankte leicht, aus der Tiefe drang ein tosendes Geräusch herauf. Nach einigen Metern hielten sie an. Phil versuchte, sich die Landschaft rings um den Wald herum einzuprägen. „Du trödelst wie'n Sonntagsfahrer, Marten. Musstest wohl erst die Gegend begucken?", fuhr Olaf ihn an.
    „Was kümmert's dich?" Phil beugte sich über das Geländer. Zerklüftete Felsen aus dunkelgrauem bis schwarzem Gestein bildeten eine tiefe

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