Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Schlucht. Auf ihrem Grund tobte ein reißender Fluss, der nur aus Strudeln und Stromschnellen zu bestehen schien. Wasser spritzte an den Felswänden hoch, in den Tröpfchen brach sich das Licht und erzeugte unzählige farbenprächtige Regenbögen.
Unter und neben der Brücke erstreckte sich ein Netz aus dicken Seilen von einer Felswand zur anderen.
„Ist beeindruckend, nicht wahr?", sagte Herr Schumann. „Hier können Fahrfehler ganz fatale Folgen haben."
Phil nickte. „Kann ich mir vorstellen."
„Deshalb haben wir dieses Sicherheitsnetz gespannt. So kann niemand in die Schlucht stürzen. Allerdings verliert ein Fahrer, der uns ins Netz gegangen ist, meistens das Rennen, denn die Bergung dauert eine gewisse Zeit. Also fahrt lieber vernünftig."
„Was ist, wenn jemand drüber weg fliegt?", mischte sich Olaf ein.
„Das ist unmöglich. Selbst ein Wagen mit Höchstgeschwindigkeit würde darin landen. Aber bisher hat es keiner fertiggebracht, von der Brücke zu fallen."
Ausgerechnet jetzt musste Phil an Leo denken.
„Bevor wir unsere kleine Rundreise dort fortsetzen", Herr Schumann deutete auf das gewaltige Gebirge, das sich auf der anderen Seite der Schlucht vor ihnen auftürmte, „möchte ich euch empfehlen, bei jedem Zwischenstopp unbedingt die Handbremse anzuziehen, andernfalls rollt euer Wagen schneller wieder herunter, als euch lieb ist. Legt jemand Wert darauf, das Anfahren an der ersten Steigung zu üben?"
„Ich weiß, wie man am Berg anfährt." Olaf sah Phil provozierend an.
Phil wäre es lieber gewesen, wenn Herr Schumann bei ihm mitgefahren wäre, doch darum bitten mochte er nicht. Selbstbewusst erwiderte er Olafs Blick. „Und ich muss das nicht extra üben."
„Für dich ist das keine Hürde, da bin ich ganz sicher", ermunterte ihn Herr Schumann. „Gib einfach ein bisschen mehr Gas!"
Sie bestiegen die Wagen und überquerten die Brücke. Je näher sie dem Gebirge kamen, desto bedrohlicher wirkte es. Phil konnte sich kaum vorstellen, dass es einen Weg durch die hohen Felsen gab. Umso überraschter war er, dass eine zweispurige Straße in Serpentinen nach oben führte. Es ging steil bergauf und Phil flehte den Motor an, ja nicht auszugehen. Er legte keinen Wert darauf, zu testen, ob er das Anfahren am Berg wirklich beherrschte.
Obwohl Phil sich auf die kurvenreiche Straße konzentrieren musste, erhaschte er ab und zu einen Blick auf die Landschaft. Zerfurchte und glatte Felsen wechselten sich ab, nur wenige Halme und Moosflechten behaupteten sich auf dem Gestein. Auf einer Hochebene machten sie Halt. Herr Schumann führte sie an den Rand des Felsens.
In der Ferne funkelte das Kuppeldach der Schule. Phil sah die Achterbahn und die Arena sowie einen Teil der Strecke, die sie bisher zurückgelegt hatten. Neben dem Plateau, auf dem sie sich befanden, bildeten die Felsen eine etwas flachere Ebene, auf der sich ein dichter Wald angesiedelt hatte. Zwischen beiden Felslandschaften strömte ein breiter Fluss, der sich donnernd neben einem nahezu rechteckigen Felsvorsprung in die Schlucht ergoss. Weit und breit war keine Brücke zu sehen und die Straße endete auf diesem Felsvorsprung.
Herr Schumann wies nach unten. „Die Straße führt zu der schmalsten Stelle der Schlucht. Sie ist dort, wo ihr die Sprungschanze seht, nur einen Meter breit. Bei einer Geschwindigkeit von mindestens einhundertfünfzig Kilometern in der Stunde schafft ihr den Sprung mühelos."
„Wir sollen über diese Schlucht fliegen?", fragte Phil ungläubig. Fliegende Autos kannte er bisher nur aus Filmen.
„Es sieht schlimmer aus, als es ist", versicherte Herr Schumann.
„Und wenn ich nicht schnell genug bin?"
„Dann bleibst du stecken und wir holen dich wieder heraus. Auch dort haben wir ein Sicherheitsnetz gespannt. Es kann euch absolut nichts passieren."
Phil hatte Angst und es war ihm egal, was Olaf von ihm dachte. Doch auch der wirkte nervös. Er kaute auf seiner Unterlippe und vermied es, jemanden anzusehen.
„Wie geht es danach weiter?" Phil versuchte, noch etwas Zeit zu gewinnen.
„Dreispurig geht es durch den Wald zurück zu dem flachen Fluss, den ihr schon durchfahren habt. Diesmal benutzt ihr eine Brücke. Während ihr im Wald mit variablen Hindernissen zu rechnen habt, wird euch nach der Brücke nichts mehr aufhalten. Bis zur Achterbahn ist die Straße schnurgerade. Für die Fahrer ist das die letzte Gelegenheit, sich ihren Platz zu sichern, denn auf der Achterbahn sind Überholmanöver riskant. Zwar
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