Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
lieferten sich erbitterte Rennen, wobei sie abwechselnd in Führung lagen. Leo blieb weit hinter den anderen zurück, dafür hatte er keinen einzigen Unfall. Allerdings verzichtete er darauf, den variablen Hindernissen auszuweichen.
Nach dem Unterricht fragte Phil Frau Ferrani, ob er am Nachmittag mit Leo trainieren dürfe. Frau Ferrani fuhr sich durch ihre widerspenstigen Haare.
„Dazu brauchen wir die Einwilligung von Frau Schwan. Das wird schwierig, ihr kennt sie ja."
Sie sah in Leos enttäuschtes Gesicht. „Aber versuchen können wir es. Ich hole euch nach dem Mittagessen ab."
Frau Schwan hatte extrem schlechte Laune. Gerade hatte sie ihren Briefkasten geöffnet und keinen Zettel vorgefunden, als Frau Ferrani um zusätzliche Fahrstunden bat. Sie musterte Leo boshaft. „Für einen normal begabten Schüler dieser Einrichtung ist der Unterricht völlig ausreichend. Wer die geforderte Leistung in dieser Zeit nicht erbringt, muss uns früher oder später verlassen."
„Aber Leo strengt sich wirklich an. Er braucht nur etwas mehr Übung, damit er seine Angst überwindet. Ich möchte ihm gerne helfen", bat Frau Ferrani, doch Frau Schwan genoss es offensichtlich, sich an Leo auf diese Weise für ihre Niederlage am Morgen zu rächen.
„Ich schätze Ihr Engagement, Frau Ferrani, aber ich muss an das Wohl der Schule denken. In diesem Fall ist der Aufwand für einen einzelnen Schüler – noch dazu einen leistungsschwachen – einfach zu hoch. Das ist mein letztes Wort." Honigsüß lächelnd verschwand sie in ihrem Büro.
„Nichts zu machen, Leo, aber Kopf hoch. Ich bin überzeugt, dass du es trotzdem schaffst. Wir sehen uns morgen." Frau Ferrani schüttelte jedem die Hand und eilte davon.
Leo starrte auf das Namenschild an der Bürotür. „Sie sollte Blinddarm heißen!", stieß er hervor.
„Warum?", fragte Phil.
Wütend setzte Leo seinen Namen auf das letzte Blatt der Hausordnung, wobei er LEO in fetten, zittrigen Druckbuchstaben schrieb, während Kissing dem Abdruck eines Regenwurms nach einem Schlammbad glich. „Weil sie immer gereizt und absolut überflüssig ist!"
Auch ohne Nachhilfe erzielte Leo während des täglichen Fahrtrainings kleine Fortschritte, zum Beispiel fuhr er einmal ganz ohne Leuchtspur durch den Tunnel, allerdings in Schrittgeschwindigkeit. Zwar konnte er überhaupt nicht verstehen, dass Phil sich auf die Fahrstunden freute, aber zumindest konnte er sich gemeinsam mit ihm und den anderen nachmittags unter der Kuppel entspannen, worüber Phil sehr froh war.
Am Ende der Woche durften sich die Schüler ihre neuen Rennwagen aussuchen. Sie waren noch schneller und wendiger als ihre bisherigen und aus dem gleichen unverwüstlichen Material wie Leos Gummiauto, aber vor allem sahen sie fantastisch aus.
Phil entschied sich für einen kirschroten Ferrari, nachdem ihm Olaf mit der Bemerkung „Der ist für mich reserviert" einen schwarz glänzenden Bugatti vor der Nase weggeschnappt hatte.
Bevor Phil die Fahrertür des Ferrari geöffnet hatte, stand Claudia neben ihm. Sie strich ihm sanft über die Wange und klimperte mit ihren langen, gefärbten Wimpern.
„Du fährst so gut, dass es dir doch eigentlich egal sein kann, welches Auto du nimmst. Bitte lass mir diesen schnuckeligen Wagen, ja? Er passt so gut zu meinem Lippenstift, sieh mal!" Claudia streckte Phil ihre gespitzten Lippen hin. Schnell machte Phil einen Schritt rückwärts. „Wenn du ihn unbedingt haben willst ..."
Claudia fiel Phil um den Hals und küsste ihn auf die Wange. Verstohlen schaute Phil sich um und wischte mit dem Ärmel über die feuchte Stelle. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass sowohl Schüler als auch Lehrer mit der Auswahl der Autos beschäftigt waren. Nur Leo, der seinen froschgrünen Mercedes behielt, grinste.
Paul verliebte sich augenblicklich in einen gelben Porsche. Er ließ sich auf den Ledersitz fallen und fragte strahlend, wie ihm das Auto stehe.
„Ist genau dein Typ, Mann", versicherte ihm Lukas, der mit einem orangefarbenen Lamborghini liebäugelte. Da Phil einsah, dass er auch hier zu langsam gewesen war, schritt er die Reihe der Fahrzeuge weiter ab.
Die Zwillinge wählten den gleichen Autotyp: einen BMW. Um festzulegen, wer den dunkelgrünen und wer den azurblauen Wagen bekam, mussten sie allerdings eine Münze werfen. Susanne und Stefan stritten sich um einen weinroten Toyota. Als Susanne die Ärmel hochgekrempelt hatte, gab Stefan klein bei. Nach einem missbilligenden Blick von Frau
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