Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Ferrani setzte Susanne eine Unschuldsmiene auf. „Mir ist nur warm geworden."
Die Auswahl wurde immer kleiner, doch Phil mochte sich nicht in den Streit um die letzten Rennwagen einmischen. Ein silberfarbenes Auto stand etwas abseits. Kaum jemand interessierte sich dafür. Bei näherer Betrachtung ahnte Phil den Grund – die Farbe blätterte ab. Darunter kam ein unansehnlicher, rostbrauner Farbton zum Vorschein. Dadurch sah der Wagen, obwohl er eine elegante, windschnittige Form besaß, alt und hässlich aus. Phil strich über den Kotflügel. Feiner silbriger Staub blieb an seinen Fingern kleben.
„An deiner Stelle würde ich ihn nehmen", sagte jemand hinter ihm. Herr Schumann klopfte auf die Motorhaube. „Ein Apollo, sechshundertfünfzig PS, beschleunigt in nur drei Sekunden von null auf hundert, nach neun Sekunden ist er bei zweihundert. Bis zu dreihundertsechzig Kilometer schafft er in der Stunde, aber da darf nichts dazwischenkommen."
„Und was ist mit der Farbe?"
„Jemand hat die Kanister verwechselt. Nur Farbe, die aus Bäumen gewonnen wurde, dringt in das Material ein, jede andere wird abgestoßen."
„Kann man das Auto nicht neu lackieren?"
„Wir müssen warten, bis sich der Wagen selbst gereinigt hat, um die sensiblen Fasern des Gummibaumes nicht zu beschädigen. Danach wird er neu gespritzt. Ob das noch vor der Prüfung sein wird, kann ich allerdings nicht versprechen."
„Er gefällt mir trotzdem."
„Gute Entscheidung, Phil."
Herr Schumann hatte nicht zu viel versprochen. Beim Start des darauffolgenden Rennens blieben sämtliche Wagen hinter dem Apollo zurück. Phil kam es vor, als würde er mit jedem Umschalten in den nächst höheren Gang ungeahnte Kräfte entfesseln. Im fünften Gang blieb ihm für kurze Zeit die Luft weg. Erschrocken nahm Phil den Fuß vom Gaspedal. Da die ersten Hindernisse vor ihm auftauchten, musste er die Geschwindigkeit ohnehin drosseln.
Erst auf der geraden Strecke vor der Achterbahn wagte Phil, in den sechsten Gang zu schalten. Explosionsartig schoss der Wagen vorwärts. Farbteilchen lösten sich von seiner Oberfläche und bildeten einen silbernen Schweif.
In der Arena bereiteten ihm die Techniker einen begeisterten Empfang. Einige tanzten um den Wagen herum und sangen: „Flieg, Apollo, du bist so schön, lass die andern Autos steh'n". Einer brüllte dazwischen: „He, Junge, wenn du so weitermachst, können wir ihn bald umspritzen. Er wird die Farbe eines Feuerstrahls bekommen."
Fast eine Minute später traf Olaf ein. Wütend verlangte er einen anderen Motor für seinen Rennwagen. „Ich komme überhaupt nicht vorwärts", schimpfte Olaf mit einem glühenden Blick auf den Apollo.
„Der Motor ist erstklassig", verteidigte jemand den Bugatti.
Olaf knallte die Fahrertür zu. „Ist er nicht! Der Wagen ist eine lahme Ente!"
„Vorsicht, Bürschchen, beleidige hier niemanden, sonst kannst du beim nächsten Rennen die Strecke zu Fuß ablaufen."
„Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben? Ich bin der Sohn des Schuldirektors, und wenn ich einen besseren Motor haben will, dann bekomme ich ihn auch." Erhobenen Hauptes schritt Olaf aus der Arena.
„Wir sollten seinen Wagen wirklich überarbeiten. Irgendwo steht noch ein uralter, fürchterlich lauter Traktormotor herum", schlug ein älterer Mechaniker vor.
Herr Schumann erwartete Phil und Olaf im Unterrichtsraum. Herr Heckerle sah kurz von seinem Monitor auf. „Na, Micha, hast du dich schon von deinem Rekord verabschiedet?"
Herr Schumann zwinkerte Phil unauffällig zu. „Noch nicht, aber ich rechne jeden Tag damit."
Am Montag vor der Prüfung – sie war für den kommenden Samstag angesetzt – gab es zum Mittagessen eine Überraschung in Form einer riesigen, saftigen Salami-Pizza.
Herr Bertoli verteilte sie gut gelaunt. Das erste Stück bekamen Phil und Leo. „Ohne euch wäre ich nicht hier." Er beugte sich vor. „Falls ihr mal etwas braucht, ab sofort findet ihr mich in der Schulküche."
Es gab keinen Schüler, der nicht probieren wollte. Die Schüsseln mit den Mixturen von Herrn Pampus blieben unberührt. Sogar Leo verzichtete ausnahmsweise auf seine Furchtlossuppe.
Am nächsten Tag nahm er dafür die doppelte Portion und ließ die Pizza stehen, denn Frau Ferrani hatte ihnen zum Unterrichtsende mitgeteilt, dass am Freitag ein Vorentscheid stattfinden werde, bei dem sich die Schüler für eine der beiden Gruppen am Prüfungstag qualifizieren sollten. Weil die Fahrzeiten teilweise sehr weit
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