Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
einen Schwerverbrecher vor sich her treibend.
Der Anblick der Schüler steigerte ihre Wut, falls das überhaupt noch möglich war.
„Was stehen Sie hier herum? Wer nicht innerhalb der nächsten zehn Sekunden mein Blickfeld verlassen hat, wird von der Schule verwiesen, genau wie Ihr ehemaliger Klassenkamerad hier. Also – eins, zwei ..."
„Guten Morgen, Beatrix", unterbrach sie Herr Junker.
„Oh, Herr Direktor. Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Morgen." Frau Schwan ersparte sich den Versuch eines Lächelns.
„Ich wusste nicht, dass Herr Kissing uns verlassen möchte. Dabei hatte Herr Heckerle mir erst letzte Woche versichert, dass ihm nur das richtige Auto und ein wenig Selbstvertrauen fehlen."
„Was ihm in erster Linie fehlt, ist der nötige Respekt vor Schuleigentum", stieß Frau Schwan hervor.
„Davon höre ich zum ersten Mal, Beatrix. Was ist vorgefallen?"
„Trotz meiner Warnungen hat er einen Springbrunnen vorsätzlich mit seinen Füßen beschmutzt."
„Ich wollte sie nur abkühlen", warf Leo zaghaft ein.
„Aber Beatrix, der Park ist für die Erholung der Schüler da, dazu zählen ebenso die Springbrunnen. Ich sehe keinen Grund, den Jungen zu bestrafen."
„Ich habe in der Hausordnung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass den Schülern das Baden in den Springbrunnen verboten ist. Alle haben es mir unterschrieben."
Einige stöhnten leise.
„Steht dort wirklich ,Baden'? Nun, Beatrix, vielleicht sollten wir die strengen Regeln etwas lockern. Sobald es meine Zeit erlaubt, werde ich mich damit befassen."
„Nicht nötig, Herr Direktor, mit solchen Nichtigkeiten sollten Sie sich nicht belasten", schmeichelte Frau Schwan.
„Gut, ich danke dir, Beatrix."
Erst jetzt bemerkte Frau Schwan den Karton in den Händen des Direktors. „Darf ich fragen, was Sie da haben?"
Herr Junker schmunzelte. „Ein Schüler war so aufmerksam, mir eine Kostprobe des werten Herrn Bertoli mitzubringen, wofür ich mich herzlich bedanke. Trotzdem schlage ich vor, dass wir Frau Ferrani nicht länger warten lassen. Ich wünsche euch allen einen erfolgreichen Tag." Herr Junker verschwand in seinem Büro.
Die Schüler wollten sich so rasch wie möglich entfernen, doch Frau Schwan rief ihnen zu: „Stillgestanden!". Da nun sämtliche Schüler auf sie herab sahen, erklomm sie eilig die ersten fünf Treppenstufen.
„In Zukunft erwarte ich, dass der Direktor von Ihnen nicht mehr belästigt wird. Ich bin für Sie zuständig. Wagen Sie es nicht, meine Autorität in Frage zu stellen, indem Sie mich übergehen. Des Weiteren ist das Mitbringen von Lebensmitteln verboten. Ich werde diesen Punkt sofort in die Hausordnung aufnehmen. Von wem hat der Direktor den Karton erhalten?" Die Klasse schwieg. Frau Schwan blickte boshaft in die Runde. „Sie dürfen erst gehen, wenn sich der Schuldige gemeldet hat", zischte sie. Olaf sah Phil mit verschränkten Armen an, doch Phil hatte keine Lust auf Küchendienst. Sollte allerdings jemand anderes verdächtigt werden, würde er sich sofort stellen. Er war gespannt, ob Olaf ihn verriet.
Frau Ferrani kam die Treppe herunter. „Guten Morgen. Ihr solltet euch beeilen, ihr seid spät dran!"
„Die Klasse ist mir noch eine Antwort schuldig", sagte Frau Schwan.
„Oh, hallo, Frau Schwan, Sie habe ich glatt übersehen. Tut mir leid, aber wir haben einen straffen Zeitplan. Wäre es möglich, das Problem nach dem Unterricht zu klären?"
Man konnte sehen, dass Frau Schwan mit sich kämpfte. „Also gut, ich erwarte die schriftliche Stellungnahme des Verantwortlichen bis heute Abend in meinem Briefkasten." Sie deutete auf einen schneeweißen Kasten neben ihrer Tür, auf dem in goldenen Buchstaben ihr Name stand. „Weiterhin werden Sie hier auf einem Tisch die aktualisierte Ausgabe der Hausordnung vorfinden. Jeder von Ihnen wird mir ein Exemplar unterschreiben und ein zweites zum Selbststudium an sich nehmen."
Erhobenen Hauptes verließ sie die Treppe und ging in ihr Büro. Mit einem Knall flog die Tür ins Schloss.
„Bitte bringt eure Sachen in die Zimmer und kommt sofort wieder hierher", rief Frau Ferrani.
Die Klasse stürmte nach oben und versammelte sich anschließend wieder in der Halle. Im Eiltempo ging es zur Arena. Phil und Leo liefen zum Schluss. „Danke, dass du dich geopfert hast, Leo. Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm."
„Ich hab's überlebt."
Der Tag verging rasend schnell, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Schüler fuhren unter Wettkampfbedingungen. Phil und Olaf
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