Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
auseinanderlagen, hatte man beschlossen, die Klasse in zwei Leistungsgruppen einzuteilen.
Mit seinem neuen Wagen gewann Phil jedes Rennen. Ob die Techniker den Bugatti heimlich manipuliert hatten, wie Olaf behauptete, wusste natürlich niemand. Tatsache war, dass Olaf stets hinter Phil blieb, so sehr er seinen Motor auch triezte. Seine Laune verschlechterte sich mit jedem Tag, selbst Stefan bekam das zu spüren. Die meisten, insbesondere Leo, mieden seine Gegenwart.
Am Donnerstagnachmittag beschlossen Phil und Leo, eine Runde durch den Schulpark zu laufen. Leo wollte dem Trubel unter der Kuppel entgehen. Er war nur noch ein Nervenbündel. „Ich wünschte, du könntest mir helfen", sagte Leo und rieb sich die von schlaflosen Nächten entzündeten Augen.
„Du bist doch gut gefahren", tröstete Phil ihn. „Jedenfalls bekommt dein Auto keine Beulen mehr."
„Das ist bei einem Gummiauto keine Kunst. Aber übermorgen werde ich jämmerlich versagen und alle gucken zu. Und das Schlimmste ist ..." Leo schluckte. „Frida wird ganz sicher auch dort sein. Und vor lauter Aufregung mache ich bestimmt wieder irgendwelchen Blödsinn und blamiere mich bis auf die Knochen."
„Ist doch egal, Hauptsache ist, sie bleiben ganz."
Leo sah Phil verständnislos an.
„Deine Knochen, meine ich."
Leo schnaubte. Nach einer Weile seufzte er: „Ich wünschte, ich wäre so cool wie du, dann könnte ich beim Fahren klarer denken. Noch besser wäre, du würdest mir immer sagen, was ich tun soll. Jetzt nach links, Achtung, bremsen und so." Er blieb stehen. „Meinst du, dein Amulett wirkt auch bei mir?"
Phil nahm den Anhänger in die Hand. „Das können wir doch testen." Er blickte Leo fest in die Augen, aber der rührte sich nicht. „Hast du dir gewünscht, dass ich aufs Klo muss?", fragte Leo misstrauisch.
„Nein, du solltest einen Handstand machen."
Leo ließ die Schultern hängen. „Ich muss aber trotzdem." Kurze Zeit, nachdem er hinter einem Baumstamm verschwunden war, hörte Phil ein Klatschen und gleich darauf einen Schrei. Er rannte um den Baum herum. „Was ist los?"
Platt auf dem Boden liegend starrte Leo den Baum an. „Der hat mir eine runtergehauen." Auf seiner linken Wange wurde ein hellroter Striemen sichtbar.
„Das hätte aber ins Auge gehen können."
„Danke für dein Mitgefühl." Leo rappelte sich hoch und stürmte davon.
„Warte!" Phil holte ihn ein. „Wir versuchen es noch mal."
„Nur zu deiner Information – ich kann keinen Handstand. Und zwing mich bloß nicht, auf einen dieser verrückten Bäume zu klettern. Du weißt ja, wie das endet."
Sie wiederholten die Prozedur. Allerdings hatte Leo keine Ahnung, was Phil von ihm verlangte.
„Diesmal solltest du mir den Schuh zumachen." Phil hob seinen rechten Fuß an. Die Enden des Schnürsenkels hingen an beiden Seiten herunter.
„Vergiss es", empörte sich Leo, also band Phil seinen Schuh selbst zu. „Siehst du, es funktioniert nicht bei dir, weil du ein Mensch bist."
Leo schrumpfte in sich zusammen. Plötzlich hob er den Kopf. „Und wenn du am Samstag für mich fährst? Natürlich etwas langsamer als sonst, aber vielleicht könntest du es so drehen, dass ich nicht als Letzter ins Ziel komme."
„Wie stellst du dir das vor?"
„Unter dem Helm sehen wir alle gleich aus und wenn du deinen Anzug ein wenig auspolsterst ..."
„Mensch, Leo! Wenn sie uns erwischen, fliegen wir beide von der Schule. Diese Chance lässt Frau Schwan sich garantiert nicht entgehen."
„Du musst mir helfen, bitte! Ich mach' mir in die Hosen vor Angst."
„Ist doch egal, nach dem Rennen brauchst du den Anzug sowieso nicht mehr und Duschen gibt's genügend."
„Phil!", rief Leo. „Das ist nicht komisch!"
„Ist ja gut, ich hör' schon auf." Leos panischer Gesichtsausdruck löste bei Phil Mitleid aus. „Meinetwegen, versuchen wir's. Und jetzt lass uns schwimmen gehen."
„Danke! Mir geht es gleich viel besser." Leo wirkte wie ausgewechselt. Beim Schwimmen alberte er mit Melanie herum, sodass Susanne demonstrativ die Kuppel verließ.
Als Phil sich nach dem Baden wieder anziehen wollte, war sein T-Shirt verschwunden. Er durchsuchte jede Stelle des Umkleideraums, Leo half ihm dabei, doch es tauchte nirgends auf. Glücklicherweise hatte er von zu Hause ein zweites Shirt mitgenommen.
Beim Abendessen fragte er, ob jemand ein schwarzes T-Shirt gesehen hätte. Die Antwort war allenfalls ein desinteressiertes Kopfschütteln. Sämtliche Gespräche drehten sich nur um ein
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