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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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eintausend Zelter zogen unter einem bleiernen Himmel durch den herbstlichen Morast. Über einhundert Wagen mit den Damen rumpelten schwerfällig die Straße entlang. Hinter dieser ganzen Pracht stapften die Diener, Musikanten, Sekretäre und Lakaien. Berittene Stallburschen führten schwere Pferde, Zelter mit Geschenken und Pferde mit Paßgang. Gardesoldaten umringten die Wagen mit den Zelten, den Gewändern, dem Brautgeschmeide und dem Brautsilber. Inmitten dieses niederen Volkes zogen Nan und ich hoch zu Roß, hinter Ashford und seinem Diener sitzend, dahin.
    »Master Ashford, wie lange noch?«
    Keine Antwort.
    »Master Ashford, wer ist der prächtig aussehende Edelmann da drüben?«
    Keine Antwort. Der Mann war keinem Gespräch zugänglich. Die Reise wurde von Meile zu Meile länger und beschwerlicher. Ich hatte es satt, auf seinen Rücken einzureden. Mißbilligung, die ich wirklich nicht verdiente, lastete wie eine dicke Wolke schwerer über uns als der flache graue Septemberhimmel. Ich tue so, als ob er nicht da ist, dachte ich, doch das ist schwierig, wenn man sich an jemandem festhält. Und so bestaunte ich zunächst die Kleider der Damen, die ich sehen konnte, und kam dabei auf ausgezeichnete Einfälle zu dem Kleid, das ich mir sofort nach meiner Ankunft für Frankreich schneidern lassen würde. Gleichwohl war ich für lange Ritte nicht geschaffen, ich wurde müde, und der Kopf sank mir immer tiefer und blieb schließlich zwischen seine Schulterblättern liegen. Ich konnte spüren, wie ihn schauderte. Warum sind Männer nur so beschaffen, dachte ich. Derlei Gedanken stellen sich ganz von selbst ein, wenn man einen langen Ritt macht und sich dabei an jemanden klammern muß, der ziemlich groß und kräftig gebaut ist und ein wunderschönes Profil, jedoch einen üblen Charakter hat.
    Man sollte meinen, ich als Witwe hätte diese Gelegenheit sozusagen beim Schopf gepackt, da eine Witwe sich angeblich auf jeden stürzt und nicht sehr wählerisch sein darf. Und er dachte das gewiß auch und benahm sich mir gegenüber dementsprechend sonderbar, doch so war ich ganz und gar nicht. Ich dachte an Master Dallet, der so ausnehmend gut aussah und so funkelnde dunkle Augen hatte. Aber selbstsüchtig und gemein und obendrein unehrlich war er auch. Da hockte ich nun hinter diesem gutaussehenden Mann, der ganz gewöhnliche haselnußbraune Augen hatte, die mir einmal ziemlich nett vorgekommen waren, und nun stellte sich heraus, er war der Unausstehlichste. Was wieder einmal beweist, daß ich nichts von Männern verstehe, dachte ich. Zwei schlechte Kerle nacheinander; das Problem ist wohl das gute Aussehen. Wenn ein Mann ein schönes Profil oder funkelnde Augen hat, dann ist er natürlich eingebildet und taugt nicht für eine vernünftige Frau. Wenn ich überhaupt noch einmal heirate, dann einen Heiteren, Rosigen, Rundlichen mit einem scheußlichen Profil, beschloß ich. Das ist wie ein schönes Gewand nebst gräßlichem Korsett im Gegensatz zu einem bequemen, alten Kleid, das unansehnlich ist, in dem man sich aber wohl fühlt.
    Während ich darüber nachdachte, fielen die ersten Tropfen, und der griesgrämige Kerl vor mir knurrte: »Verflucht, es regnet«, so als ob das meine Schuld wäre. Wir hörten Möwen kreischen, was bedeutete, daß das Meer nicht mehr fern sein konnte, und vor uns auf den Hügeln lag die große Burg, die auf den Klippen über den Hafen wacht. »Die Burg ist gewiß voll bis zum letzten Winkel, laßt uns eine Abkürzung nehmen, ich kenne nämlich ein Wirtshaus am Hafen, dort erwischen wir vielleicht noch ein Plätzchen.« Vermutlich sollte ich seine Klugheit bewundern, als wir aus dem Zug der sich auf der morastigen Landstraße dahinquälenden Diener und Soldaten ausscherten und rumpel, pumpel über die Felder trabten, das Packpferd immer hinterher. Ich jedoch dachte an den heiteren, rundlichen Mann, der meine Kochkünste bewundern und mir abends vorlesen würde. Vielleicht konnte er ja auch das Flageolett spielen, dann könnten wir zu zweit musizieren. Master Dallet hatte es abends nie im Haus gehalten.
    Doch dann frischte der Wind auf, und der Regen fiel heftiger, und als wir in die Stadt kamen, waren alle anderen schon vor uns da und suchten Obdach wie wir, und das ›Weiße Pferd‹ war bereits voll, desgleichen die ›Burg‹ und der ›Löwe‹, und wir waren völlig durchnäßt und zitterten vor Kälte. Zu guter Letzt fanden wir eine gewöhnliche Schenke mit Namen ›Zur Meerjungfrau‹ Sie war

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