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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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das Grab zu durchstöbern, sparen.«
    »Susanna Dallet – das Weib lügt, daß sich die Balken biegen!« rutschte es Crouch heraus, und in seiner Erregung und Wut ließ er beinahe die Fackel fallen. Über ihm wirbelte fröhlich Belphagor.
    »Ihr wollt sie haben?«
    »Ich will ihren Leib – scheibchenweise. Ich will das Manuskript haben, das sie vor mir verbirgt. Für wen arbeitet sie? Wolsey? Hat sie versprochen, es ihm zu verkaufen?«
    »Sie ist auf Befehl dieses fetten Kirchenfürsten nach Frankreich gefahren«, verkündete Belphagor.
    »Die Valois. Verdammt. Jetzt geht das Manuskript an sie und durchkreuzt meine Pläne.« Crouch knirschte mit den Zähnen und stapfte vor dem offenen Grab auf und ab.
    »Was soll das ganze Gebrummel? Was steht denn auf dem Fetzen Pergament?«
    »Das Geheimnis, das die Valois entthronen wird. Es ist das Herzstück der Verschwörung. Wer das Manuskript in die Finger bekommt, kann es an die Hälfte aller europäischen Monarchen verkaufen. Es wird unsägliches Unheil anrichten…«
    »Unheil? Das höre ich gern, mein lieber, runder Mann. Ha, Unheil für die Valois. Hört zu, Crouch, ich brauche einen Menschen, der mir hilft. Jemanden, der weiß, wie Ihr Geschöpfe Euch fortpflanzt, sonst mache ich Fehler.« Belphagors buschige Brauen zuckten, und sein Gesicht wirkte im Fackelschein noch grüner. Er schwebte dicht an Crouch heran und blickte ihn prüfend an, als wäre er kurzsichtig. »Obendrein«, fuhr er fort, »seht Ihr Menschen für mich alle gleich aus. Ihr seid da eine Ausnahme, so prachtvoll, wie Ihr geformt seid, na, Ihr versteht schon. Das macht mir nämlich Probleme. Es handelt sich um eine kleine Aufgabe, und wenn sie erledigt ist, offenbare ich Euch alle Schätze dieser Erde. O ja, und Macht auch. Ehre? Ruhm? Geschlechtliche Lust, wie es Euch beliebt und soviel Ihr wollt? Sagt es, und es ist Euer. Alles – alles gehört Euch, wenn es geschafft ist. Abgemacht?«
    »Fürwahr, aber ja doch. Eine brillante Idee, Lord Belphagor. Eine bessere hätte auch mir nicht kommen können.« Crouch war entzückt. Endlich, dachte er, ist mir ein Dämon ins Netz gegangen. Ich werde mir seine Schwäche zunutze machen, ihm seine Geheimnisse entlocken und mir seine magischen Kräfte zulegen. »Wie wäre es mit einem Vertrag?« fragte er. »Mit Blut unterzeichnet, es sei denn, Ihr bevorzugt eine andere Flüssigkeit?«
    »Spart Euch die Mühe, Freund«, sagte der Dämon zutraulich. »Unter uns Verdammten gilt das gesprochene Wort. Und das besiegeln wir mit Handschlag.« Der Dämon streckte ihm die rauchigen, durchscheinenden Finger hin, und Crouch bot ihm die mollige, behandschuhte Hand. Bei der Berührung des Dämons ging ihm die Kälte durch und durch, und die Haare standen ihm zu Berge. Am nächsten Morgen sah er dann im Spiegel, daß sie weiß geworden waren. Na wenn schon, dachte er, ich gebe ihnen die ursprüngliche Farbe zurück, wenn ich erst die Macht des Dämons besitze. Doch jetzt schauderte ihn, und der Händedruck des Dämons war noch lange zu spüren.
    »Friert Euch?« fragte der Dämon scheinbar besorgt. »Dann wollen wir die Nacht bei einem guten heißen Würzwein bei Euch zu Hause beenden.«
    »Leider müßt Ihr dafür zunächst meine Diener wecken. Ohne ihre Hilfe komme ich nicht aufs Maultier.«
    »Oh, das ist Eure Sache«, sagte der Dämon. »Rüttelt sie doch wach.«
    »Könnt Ihr sie nicht wachrütteln?« Doch schon bedauerte Crouch seinen vertraulichen Ton. Der Dämon wirkte erzürnt.
    »Das geht nicht, du Trottel. Dafür wollte ich doch den menschlichen Körper haben. Den, um den mich dieses dumme Weib und Hadriel, dieses Federvieh, dieser Einfaltspinsel, betrogen haben. Ohne Körper kann ich die natürliche Ordnung der Dinge nicht verändern. Ich kann lediglich das beschleunigen, was schon fast eingetreten ist, so daß es wirklich eintritt. Ein Blatt, das fallen will, eine Wolke, aus der es gleich regnet, ein Backstein, der sich gelockert hat und dann jemandem auf den Kopf fällt, Sachen dieser Art. Ich kann Gewitterwolken zusammenblasen, doch nur, wenn sie bereits vorhanden sind.« Belphagor waberte wie matter Dunst über den beiden ohnmächtigen Dienern und betrachtete sie verdrießlich. »Was glaubt Ihr denn, warum wir Dämonen umgehen und Leuten Böses einflüstern? Wenn wir selbst Böses bewirken könnten, würden wir uns doch die Mühe des Einflüsterns ersparen.«
    Crouch blickte erstaunt auf. Darauf wäre er nie gekommen. Einleuchtend, dachte er und musterte den

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