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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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den Zauberstab auf die Schulter des stämmigen Mannes sausen.
    »Du warst das. Du hast etwas gesalzen.«
    »Nein, Herr. Aber wißt Ihr noch, das Brot, das Ihr gestern gekauft habt? Gleich vom Bäcker, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Ich habe noch gesagt, Ihr sollt es bleibenlassen.«
    »Ha!« sagte Belphagor. »Da habt Ihr's. Ein Dämon duldet keinen Widerspruch. Und jetzt hört mir gut zu, Crouch. Ich bin bereit, Euch für ein, zwei Gefälligkeiten die verborgenen Schätze dieser Erde zu offenbaren.«
    »Meine Seele? Ihr möchtet meine Seele haben? Bedauerlicherweise habe ich die schon Beelzebub verschrieben, aber ich bin gewiß, jemand von Eurer Stellung in der Hölle könnte gewisse Vereinbarungen tref…«
    »Eure Seele, Crouch, daß ich nicht lache. Was soll ich mit einer gebrauchten Seele in diesem Zustand? Ich bin nämlich anspruchsvoll. Eine hübsche Jungfrau oder eine fromme Witwe oder vielleicht ein frischgebackenes Priesterlein, alle überaus tugendhaft, deren Seelen würden mir schon zusagen. Kaum gebraucht, ganz frisch. Eure ist abgenutzt. Nein, ich brauche etwas anderes. Wie ich höre, seid Ihr ein Fachmann, was Antiquitäten angeht. Kennt Ihr Euch in Ahnenforschung aus?«
    »Recht gut. Das gehört zum Studium der Antiquitäten und ist für jeden vornehmen Mann von Stand ein schickliches Bildungsziel. Möchtet Ihr dieses Studium aufnehmen, Euer Lordschaft? Dabei kann ich Eurer Herrlichkeit meine bescheidenen Dienste wirklich empfehlen. Es wird mir eine Ehre sein, Euch zu unterweisen. Ich kann die großen Häuser unserer Zeit bis zu den Cäsaren zurückverfolgen, mit vielleicht ein, zwei Lücken. Ich kenne mich aus mit antiken Siegeln, Wappenkunde und den Stammbäumen der Könige…«
    »Ja, das ist es. Königshäuser. Was wißt Ihr über Philipp von Frankreich, der so um – laßt mich nachdenken – 1312 Eurer Zeitrechnung gelebt hat? Er ist tot, nicht wahr?«
    »Ach, Ihr meint Philipp den Schönen aus dem Haus der Kapetinger. Ja, der ist bedauerlicherweise tot.«
    »Dann hat das elendige Federvieh doch recht gehabt«, knurrte der Dämon kaum hörbar.
    »Was habt Ihr da gesagt, Lord Belphagor? Wie kann ich Euch ferner dienen?« Crouch war ein Fachmann im Aufspüren von Schwächen, sogar bei Dämonen. Dieses Geschöpf kann ich benutzen, dachte er. Vorsicht, Vorsicht. Schmeichle ihm. Mach dich unersetzlich.
    »Ich muß über sein Haus Bescheid wissen. Wer herrscht jetzt in Frankreich?«
    »Die Valois, eine jüngere Linie der Kapetinger.«
    »Dann sind sie noch immer da. Verdammt und zugenäht! Das wird ja eine Heidenarbeit, sie alle aufzutreiben und auszurotten«, brummte Belphagor.
    »Gebricht es Euer Gnaden an fachmännischem Rat?«
    »Nicht Euer Gnaden, du Trottel«, sagte der Dämon und wirbelte wütend hoch, »Euer Ungnaden, wenn's beliebt.« Die beiden zitternden Helfer hatten die Fackeln fallen lassen, hatten sich hingekauert und die Arme über den Kopf gelegt, doch Sir Septimus Crouch stand aufrecht, seine grünen Augen funkelten hart wie Diamanten, und sein Hirn arbeitete mit Höchstgeschwindigkeit.
    »Fürwahr, ja, natürlich, ja, ja, Euer Ungnaden.« Du Bettler, du überempfindlicher Bettler, dachte Crouch.
    »So ist es besser«, sagte Belphagor, und der rauchige Nebel schwebte zu Boden und verfestigte sich. Crouchs Helfer waren mittlerweile in Ohnmacht gefallen. Crouch ging schnaufend in die Knie und hob die zischende Fackel auf, ehe sie im Schlamm verlöschen konnte. Fasziniert beleuchtete er den Dämon, weil er ihn näher betrachten wollte. Belphagor verschränkte die Arme und grinste höhnisch. »Genug gesehen? Nun aber zur Sache. Ich muß mich auf dieser Erde unter Menschen bewegen können. Ich wollte mir dazu einen Körper verschaffen, aber… das hat jemand hintertrieben.«
    »Ach? Wolltet Ihr in jemanden hineinfahren?«
    »Nein, so einer hält nicht lange genug durch. Ich wollte geboren werden.« Der verschollene Dämon! jubelte Crouch im stillen. Es war vorherbestimmt. Er sollte diesen Dämon besitzen. Und er konnte sich sogar die Mühe sparen, ihn großzuziehen.
    »Ein Jammer, mein herzliches Beileid«, sagte Crouch und blickte gerührt. Belphagor legte den rauchigen Kopf schief und musterte ihn. Als Dämon der Zerstörung fand er immer das Wort, mit dem er am meisten Unheil anrichten konnte.
    »Ihr wärt noch gerührter, wenn Ihr wüßtet, daß das Gesuchte nicht bei dem Toten verborgen ist. Wenn es Ärger gibt, steckt immer eine Frau dahinter. Ihr könnt Euch die Mühe,

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