Die Suche nach dem Regenbogen
aufgebrachten Dämon.
»Eure Faulpelze da wachen gewiß nicht auf, wenn Ihr ihnen nicht einen anständigen Tritt verpaßt«, sagte Belphagor mißmutig.
Crouch tat ihm den Gefallen und trat sie, daß sie aufwachten. »Ich… wußte nicht, daß Ihr jemanden braucht, in den Ihr, hm, fahren müßt… äh, könnt Ihr etwas aufheben?« Erstaunlich, dachte Crouch. Er kann also keinen Dolch nehmen und ihn mir in die Brust stoßen.
»Kommt mir nicht auf dumme Gedanken, Crouch. Es gibt jeden Tag tausenderlei Unfälle, die nur darauf warten, Euch zuzustoßen. Ich habe alles, was ich brauche. Ich lasse eine Bremse auf ein Pferd los, ein ganz bestimmtes Pferd, es geht durch und zerquetscht einen Menschen. Ich habe schon Schiffe versenkt…« Belphagor schwieg verärgert, denn ihm war das buglastige, ungefüge Schiff eingefallen, das er im Gewitter nicht zum Kentern gebracht hatte. Aber das war nicht seine Schuld. Bei dem Gedanken wurde er noch zorniger, und seine fast schon verfestigte Form begann sich wieder zu verflüchtigen.
»Großer Lord Belphagor, Euer Ungnaden, ich werde Eurer gewaltigen Kräfte stets eingedenk sein«, sagte Crouch diplomatisch.
»Gut«, sagte Belphagor. »Und jetzt begleite ich Euch zu Eurem Maultier und schwebe hinter Euch her zur Stadt.« Der nackte Dämon und der kugelige Ritter gingen zusammen zu den angebundenen Maultieren zurück, als wären sie uralte Freunde. Belphagor legte Crouch einen eisigen Arm um die Schulter und ließ beim Reden die buschigen Brauen wippen.
»Lord Belphagor, darf ich mir eine kleine Bemerkung erlauben?« fragte Crouch, legte dem Dämon vertraulich den Arm um die Schulter und unterdrückte ein Zusammenzucken, als er die Kälte spürte. »Ich glaube, Ihr könnt unbemerkt unter Menschen wandeln, wenn Ihr elegantere Kleidung anlegen würdet. Euer Ziegenschwanz verrät Euch. Die meisten Menschen lassen sich jedoch von einem schönen Anzug so blenden, daß sie Euren nichtstofflichen Zustand überhaupt nicht bemerken. Eure Schamkapsel wäre kaum größer als einige, die ich bei Hofe gesehen habe. Morgen früh machen wir einen Termin bei meinem Schneider aus. Ich finde, Ihr könntet eine recht elegante Figur machen.«
»Nun, Crouch, mein Freund, das ist ein prächtiger Einfall. Was haltet Ihr von einer Reise? Mir steht der Sinn danach, in Geschäften nach Paris zu fahren.«
»Paris? Mein lieber Belphagor, dorthin reise ich des öfteren. Aber dort ist die Mode etwas anders. Ihr werdet Euch weitere Garderobe zulegen müssen.«
»Mode? Was ist das, mein lieber Crouch? Wie ich schon sagte, in menschlichen Angelegenheiten brauche ich Hilfestellung.« Und schon träumte Belphagor von größerer Eleganz und Bedeutung in der höllischen Rangordnung. Luzifer hatte so hervorragende Manieren. Wenn er doch nur so glattzüngig reden könnte wie dieser Crouch…
»Ah, Mode. Ein Mann von Stand hat sich darin unbedingt auszukeimen. Darin und in der Kunst des Tranchierens. Ja, es wird mir eine Freude sein, Euch einzuführen. In Paris trägt man die Schaube länger und tief ausgeschnitten, so daß man das Wams auf der Brust sehen kann und auch das Leinenhemd! Ach, Leinen. Ihr solltet spanische Stickerei wählen, das ist die beste.«
»Von Nonnen gefertigt?«
»Natürlich von Nonnen gefertigt. Sie wäre ungemein kleidsam für Euch…« Eitelkeit, dachte Crouch. Wie einfach ist doch ein so kleines Hirn zu manipulieren. Ich habe ihn am Haken.
Drei unbekannte Ritter in abenteuerlicher Verkleidung mit altmodischen weißen Umhängen, auf denen nach Kreuzritterart rote Kreuze prangten, sprengten durch die schlammigen Straßen von Canterbury auf die Tore der grauen normannischen Burg zu. Die Schar der Schildknappen, Packpferde und bewaffneten Gefolgsleute, die hinter ihnen ritten, zeugte dafür, daß sie schwerlich die fahrenden Ritter sein konnten, als die sie sich ausgaben. Es handelte sich um Englands beste Kämpen, die der Einladung des französischen Dauphins, François d'Angoulême, zum Hochzeitsturnier Folge leisteten. Und der engste Freund des Königs, Charles Brandon, Herzog von Suffolk, reiste zugleich als Sonderbotschafter zu diesen Ritterspielen. In seiner Begleitung befanden sich Sir Edward Neville und Sir William Sidney, die auch an dem Turnier teilnehmen wollten. Doch keiner von beiden wußte, daß Suffolk eine zusätzliche, geheime Mission hatte: Er sollte einen Angriffspakt zwischen Frankreich und England gegen Ferdinand von Aragon aushandeln.
Suffolk war noch nicht
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