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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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abgestiegen, als schon ein Eilbote auf schaumbedecktem Pferd in den Burghof sprengte. Er sah sich um, erkannte Brandon trotz der phantasievollen Verkleidung und ritt auf ihn zu. »Mylord, Nachrichten!« rief er, und als Suffolk sich umdrehte, erkannte er einen Höfling, der ihm nach Frankreich vorausgereist war.
    »Was ist, Sir Gerard?« fragte er und zügelte sein Pferd. Hinter ihm kamen alle zum Stehen, seine berittene Wache, seine Gefolgsleute, seine mit Zelten beladenen Packpferde, alle drängten sich im Torweg zum Burghof, so daß dieser völlig versperrt war.
    »Der König von Frankreich hat das gesamte englische Gesinde entlassen, die Damen und Dienerinnen, die nach Frankreich geschickt wurden, sogar Mutter Guildford. Sie machen die Heimreise unter großen Entbehrungen und haben die Königin allein und sehr betrübt zurücklassen müssen.«
    Suffolk stieg die Röte in den bulligen Nacken. Er zog die buschigen dunklen Brauen zusammen. Die kräftigen Kinnmuskeln zuckten vor Wut. »Die Howards«, sagte er. »Die Howards und Norfolk. Das ist ihre Handschrift. Sie haben dem französischen König eingeflüstert, daß er das Gefolge entlassen soll.«
    »Zweifellos, Mylord, zweifellos. Norfolk, der die Königin begleitet, hat das Vorgehen gutgeheißen.«
    Dann stimmt es, dachte Suffolk. Er war kein Schnelldenker, aber wenn sich eine Idee einmal in seinem Hirn festgesetzt hatte, dann plagte er sich damit ab und zog und zerrte daran wie eine Bulldogge. Der König wollte das Bündnis mit Frankreich, weil Wolsey es für gut erachtete. Und Suffolk hielt in dieser Angelegenheit zu Wolsey. Wolsey hatte die Dienerschaft ausgesucht. Ohne sie war auch Wolseys Einfluß auf die Königin dahin. Doch er kannte Mary. Ohne ihre Mutter Guildford, die ihr Halt gab, würde sie außer sich geraten. Sie würde sich herrisch geben und Unheil anrichten. Sie war eine Frau, nein, schlimmer als eine Frau, ein Mädchen ohne weltläufige Erfahrung, dem man leicht den Kopf verdrehen konnte und das leicht zu täuschen war. Sie würde Dummheiten machen, würde sich den König entfremden, würde das Bündnis zunichte machen und damit Wolseys und seine eigenen Zukunftsaussichten. Wer weiß? Vielleicht würde sie vor Kummer sogar das Kind verlieren, das sie empfangen haben mochte. Oder schlimmer noch, ohne treue Dienstboten konnten ihr die Franzosen etwas ins Essen tun, so daß sie eine Fehlgeburt hätte, und mit dem Kind waren Englands Hoffnungen zunichte. Ja, es mußten die Howards sein. Sie wollten das Bündnis vereiteln, um Wolsey und ihn zugrunde zu richten. Und das alles, weil sie den französischen König ganz unter ihren Einfluß bringen wollten. Ja, sie waren zu allem fähig. Er mußte seine schweren Pferde zurücklassen und auf dem schnellsten Weg zur Küste reiten. Er mußte nach Frankreich und das Bündnis aushandeln, ehe die Howards ihm Einhalt gebieten konnten.
    An diesem Abend saß Suffolk beim Schein einer Kerze und übermittelte dem König die beunruhigenden Neuigkeiten in der ungelenken Schrift und der aberwitzigen Rechtschreibung eines Mannes, der mehr Zeit auf dem Turnierplatz verbracht hat als mit seinem Hauslehrer. Am nächsten Tag brach er mit seinen beiden Gefährten allein und in höchster Eile auf, um sich nach Frankreich einzuschiffen. Mit grauen Kapuzenumhängen über ihrer merkwürdigen Verkleidung waren sie nun das Abbild von fahrenden Rittern, die ihrer bedrängten Königin zu Hilfe eilten. Und soviel Neville und Sidney wußten, war das auch der Fall.

    »Der Duc de Suffoke ist in Calais gelandet, und mein Sohn ist ihm entgegengeritten und hat ihn zur Wildschweinjagd eingeladen, ehe sie an die Vorbereitungen für das Turnier in Paris gehen.« Louise von Savoyens Feststellung klang vielsagend. »Den schickt der englische König mit Absicht als Botschafter, mit einer bösen Absicht, meine Tochter.« Louise war am Ende doch von ihrer »Krankheit« genesen und hatte ihren Landsitz in Romorantin verlassen, um an der Krönung teilzunehmen. Erst am Tag davor war sie in einer Sänfte liegend eingetroffen, mit bleichem Gesicht – vom Reispuder – und kochend vor Wut. Jetzt residierte sie in genau dem Haus in St. Denis, in dem auch die ungekrönte Königin wohnte und in dem Claude, die Frau ihres Sohnes, ihre Tochter Marguerite und die Baronin d'Aumont, ihre liebe Freundin, ihr auf Befehl des Königs Gesellschaft leisteten.
    »Suffoke? Wer ist das, Mutter? Doch nicht etwa der alte Intrigant mit dem Bart, der gleich nach der

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