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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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schuldig, nämlich daß Ihr mit ihr ins reine kommt. Ihr entschuldigt Euch jetzt und bittet sie um Vergebung, so wie es unser Herr Jesus befiehlt, und dann könnt Ihr meinetwegen in einer Wolke von Selbstmitleid abschwirren und Euch damit brüsten, was für eine tragische, einsame Gestalt Ihr doch seid.«
    Er blickte verstört und entsetzt.
    »Ihr wißt, daß ich recht habe, nicht wahr! Ihr könnt mir glauben, Master Ashford, ich bin zwar alt, aber dumm bin ich nicht. Und jetzt macht den Mund auf, sonst habt Ihr Eure Chance für immer verspielt.« Die Galerie wirkte in diesem Augenblick sehr lang. Der ungleichmäßige Schritt, mit dem er sie entlanghumpelte, schien in der Stille unnatürlich zu hallen. Draußen klatschte der Regen gegen die steinernen Mauern und schoß wie ein Wasserfall aus den Mäulern der Wasserspeier.
    »Mistress… Dallet. Ich habe geglaubt… was kein Mann von Ehre… von einer Frau glauben darf, und… ich… ich bitte Euch um Vergebung«, sagte er.
    »So etwas hätte ich nie gedacht. Nur ein böser Mensch kann so etwas glauben…« Ich rieb mir mit den Fingerknöcheln die Augen, doch sie flossen noch immer über.
    »Susanna, du hast ihm nicht vergeben. Das mußt du aber.« Nans Stimme klang fest. Genauso wie damals, als ich zehn Jahre alt war und Felix meine Zeichnung von der Jungfrau Maria verdorben hatte, nur weil sie besser war als seine. Ich hatte ihm eine ganze Woche lang nicht vergeben. Doch dann wurde er krank, und als ich ihm vergeben hatte, starb er, und nichts war mehr wie früher. Ich hätte ihm eher vergeben sollen, auch wenn ich nicht wollte. Ich blickte in Master Ashfords blasses Gesicht. Auch er tat sich schwer damit, Abbitte zu leisten. Lieber redete er sich heraus. So wie ich. Er könnte sterben. Wir alle könnten sterben. Was taugt das Leben mit einem harten Herzen?
    »Master Ashford, Euch… ist vergeben. Ich vergebe Euch.«
    »Ich vergebe Euch wahr und wahrhaftig«, half Nan nach. Ich sah, wie es in Master Ashfords haselnußbraunen Augen ein wenig aufblitzte, fand er das etwa lustig?
    »Mußte sie das oft tun, als sie klein war?« fragte er.
    »Natürlich«, sagte Nan.
    »Ich auch«, sagte er zerknirscht.
    »Zwei vom gleichen Stamm«, sagte Nan. »Das macht das Haar.«
    »Nan, mein Haar ist nicht rot, es hat nur einen Stich ins Rötliche.«
    »Und meins ist in Wirklichkeit braun. Dunkelkastanienfarben. Überhaupt nicht rot«, sagte Robert Ashford. Ich mußte unwillkürlich lächeln. Ich berührte seine Locken.
    »Dann hat Euer Haar Feuer gefangen«, sagte ich.
    »Und wie lange hat Eures schon vor sich hin geschwelt?« fragte er, und fuhr mit dem Finger an einer Locke entlang, die mir wie üblich aus der Haube gerutscht war.
    »Seit ihrer Geburt, Master Ashford, seit ihrer Geburt«, verkündete Nan.
    »Mußt du immer recht behalten, Nan?« fragte ich.
    »Ja, immer. Wer ist hier älter und klüger?«
    »Du«, sagten Robert Ashford und ich einstimmig, und Nan nickte glücklich.
    »Mistress Dallet, habe ich die Erlaubnis, um Euch zu werben? Ich bin nur ein jüngerer Sohn ohne Aussichten. Ich habe, als mein Vater starb, zehn Pfund und ein Pferd geerbt, doch das Pferd ist tot, und das Geld ist ausgegeben. Im Dienst des Erzbischofs werde ich es nie zu etwas bringen, weil mir Cavendish im Wege steht. Sagt ja, oder sagt jetzt, daß Ihr mich abweist, und laßt mich gehen. Ich will es Euch nicht verdenken. Ich bin früher schon von ehrgeizigen Frauen abgewiesen worden, das hat mich abgehärtet.«
    »Master Ashford, ich habe nur meiner Hände Arbeit als Mitgift, und wenn ein Mann mir meine Arbeit wegnimmt, dann bringe ich gar nichts in die Ehe ein. Bedenkt das, ehe Ihr um mich werbt, falls Eure Absichten anständig sind. Und denkt daran, daß ich trotz all Eurer unzüchtigen Phantasien eine ehrbare Witwe bin und unanständige Anträge ablehne.«
    »Dann passen wir hinsichtlich Finanzen und Haar nur allzugut zusammen.«
    »Haar? Auf gar keinen Fall«, sagte ich. »Was jedoch die Finanzen angeht, so hat mich das nie gestört. Gottes Segen reicht mir.«
    »Darin unterscheidet Ihr Euch von allen Frauen dieser Welt, und dafür bin ich dankbar.«
    »Dann nehme ich an, daß Ihr mir noch immer den Hof machen wollt?«
    »Ja, und zwar so lange, bis ich Euch davon überzeugt habe, daß ich kein hassenswerter Schurke und kein Klatschmaul bin. Ich bereue den Tag, an dem ich diesen abscheulichen Septimus Crouch kennengelernt habe.«
    »Crouch? Das ist der schlimmste Verbrecher überhaupt. Ich habe

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