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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Wiederheirat schlagen kann? Wie ich höre, streitet er sich mit meinem Bruder darüber, wer das Recht hat, mich wiederzuverheiraten. Alle beide können mich bis ans Ende der Welt schicken! Hat mein Bruder sein Versprechen vergessen, daß ich selbst wählen darf, wen ich heirate? Vielleicht sehe ich die Heimat nie wieder!« Und schon liefen die Tränen, was in Gegenwart eines Menschen von so niedrigem Stand, wie ich es bin, wirklich eine große Vertraulichkeit war, aber sie war sehr verzweifelt, und selbst Königinnen müssen zuweilen mit dem vorliebnehmen, was sie bekommen.
    »Verweigert die Wiederheirat, Majestät. Jede Frau hat das Recht, einen Heiratsantrag abzulehnen.«
    »Das hat mir der Erzbischof auch geschrieben. Mylord von York – er ist der letzte Freund, der mir geblieben ist. Man hat mir alles genommen – sogar mein Bruder hat mich verlassen!«
    »Der Erzbischof ist sehr klug. Er rät gut.«
    »O ja, das stimmt. Ihr seid ja in seinen Diensten gewesen. Aber was mache ich, wenn man mich weiter gefangenhält, jetzt, da meine Damen fortgeschickt sind? Muß ich nicht einwilligen?«
    »Man wird es nicht wagen, Euch allzu schlecht zu behandeln. Der Skandal wäre zu groß.«
    »Aber ich muß nach Haus, ich muß einfach. Gestern ist Franz gekommen und zudringlich geworden. Oh, diese Schmach, diese Schande! Ich, eine Königin, muß mir derlei anhören! Nur um ihn loszuwerden, habe ich ihm erzählt, ich wäre heimlich mit einem anderen verlobt. Nicht auszudenken! Dieser eitelste aller Gecken! Lieber verlasse ich diese Erde, als daß ich seiner Werbung nachgebe! Ich habe an meinen Bruder geschrieben, er soll mich vor ihm erretten. Was soll ich nur tun?. Und dann ist eine alte Dienerin gekommen, um die Kerzen zu erneuern, und die hat mir zugeflüstert, ich solle alles hinnehmen, was geschähe, denn andere hätten mein Bestes im Sinn. Noch zwei Nächte, und ich würde um die Abendzeit Frankreich regieren. Eine Verschwörung! Vielleicht mehr! Wer weiß, wie das alles endet? Und was ist, wenn ich Frankreich gar nicht regieren will? Ich kann mir nichts Gräßlicheres vorstellen!« Und dann weinte sie sich die Seele aus dem Leib, so daß ich befürchten mußte, sie würde den Verstand verlieren, denn schließlich war das ganz schön viel für ein Mädchen von achtzehn Jahren, das lieber tanzte. Davon wachte die alte Dame endgültig auf und kam zu uns herüber und sah nach dem Rechten. Doch glücklicherweise lag das Bild vom König geöffnet auf dem Bett, und ich erklärte ihr, daß allein schon der Anblick die Weiße Königin erneut in tiefste Verzweiflung gestürzt hätte. Doch sehr überzeugt wirkte die alte Dame nicht. Dann brachte eine Dienerin Essen auf einem Tablett, und ich mußte gehen.

    »Nun, was hört man aus dem Schlafgemach der Weißen Königin?« fragte Herzogin Marguerite, die mich gebeten hatte, sie aufzusuchen, wenn ich die Weiße Königin mit Claudes Engeln besucht hätte. Ich hütete meine Zunge, denn alles, was ich ihr erzählte, würde ja doch brühwarm an ihren Bruder Franz und an ihre Mutter, die listige Louise, weitergegeben werden, daher sagte ich nicht alles.
    »Sie langweilt und grämt sich sehr in der Finsternis, weint sich die Augen aus und schreibt Briefe.«
    »Hat sie Euch nicht anvertraut, daß sie schwanger ist?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Aber dergleichen würde sie mir ohnedies nicht anvertrauen.«
    »Oh, jemand, der Englisch spricht, eine Frau – wer weiß, wer weiß?« Also, diese Marguerite ist gewiß durchtrieben. Vermutlich sollte ich, genau wie die Ärzte, etwas herausfinden.
    »Es wird gemunkelt, daß sie sich mit Laken ausgepolstert hat, um schwanger auszusehen. Stimmt das?«
    »O nein. Sie sieht ganz und gar nicht ausgepolstert aus. Nur ein wenig fetter um das Kinn herum, weil sie den lieben langen Tag nichts weiter zu tun hat, als im Bett zu liegen und zu essen.«
    »Genau wie ich mir gedacht habe. Es gibt Menschen, die sind wirklich zu mißtrauisch. Wittern überall Verrat.« Menschen, ha. Damit meinte sie wohl ihre Mutter, die wahrscheinlich besser im Ränkeschmieden war als die Weiße Königin.
    »Hmm, wenn es nun eine Verschwörung gäbe, eine, von der sie nichts hielte und mit der sie nichts zu tun haben wollte, wenn sie jedoch nicht wüßte, an wen sie sich wenden soll?«
    »Ich würde sagen, dann braucht sie jemanden, dem sie sich anvertrauen kann, damit man das heimlich regelt und so ihren guten Ruf bewahrt.«
    »Dann würde ich sagen, in zwei Tagen um die

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