Die Suche nach dem Regenbogen
langweilig bin. Gefällt Euch meine Seife? Die habe ich nach dem Rathgeber für das treffliche Eheweib selbst gekocht.«
»Hmm. Sie ist ein wenig, ah, kräftig, glaube ich. Aber… wirkungsvoll. Sehr wirkungsvoll.«
»Da habt Ihr es. Ein wunderbares Buch. Ein Buch, das moralische und praktische Probleme zugleich behandelt, das gibt es nicht oft.«
»Ich wollte, ich hätte ein Buch, das mein Problem behandelt.«
»Das Geheimnis? Sagt nur nicht, Ihr glaubt allmählich selbst an den ganzen Blödsinn?«
»Es geht nicht um das, was ich glaube, sondern was andere glauben. Für welches Geheimnis riskieren sie soviel? Neuerdings verfolge ich Crouch durch die ganze Stadt, und ich bin überzeugt, er führt etwas im Schilde. Des Nachts trifft er sich mit Unbekannten in Kellern. Menschen kommen und gehen in dem Haus, das er sich mit diesem Italiener teilt, sie können nur mit Losung eintreten, und ich habe Dienstboten der höchsten Würdenträger des Königreiches ihre Pferde auf seinem Hof halten sehen.«
»Weiß Crouch, daß Ihr ihm folgt?«
»Zuerst wohl nicht, aber letztens macht er Umwege. Ich gehe hinter ihm her – er taucht in einer Gasse unter. Ich bleibe stehen. Er kommt am gleichen Fleck wieder herausgeeilt. Er weiß Bescheid.«
»Seid ja vorsichtig, kommt ihm nicht zu nahe. Er hat ein langes, scharfes Messer.«
»Und das alles für ein Bündnis. Verlorene Liebesmüh.«
»Oh, das glaube ich nicht. Der Erzbischof ist schlau. Ich denke mir, er will wissen, wie stark die Verschwörung ist, dann weiß er wiederum, auf welche Seite er sich schlagen muß.«
»Susanna! Das ist unerhört! Er sollte unsere Verpflichtungen in den Wind schlagen, unsere heiligen Schwüre, unsere Prinzessin?«
»Oh, Entschuldigung. Es war nur so ein Gedanke. War nur so dahergeredet.«
»Na, Gott sei Dank. Ich befürchte, Euer angeborener Hang zum Betrügen schießt zu sehr ins Kraut. Und daraus folgen Angst vor eingebildeten Verschwörungen, Überspanntheiten und am Ende das Irrenhaus. Von dieser Sorte Menschen gibt es schon genug auf der Welt.«
Kapitel 22
E s war einmal eine französische Königin, die nach dem Tod des Königs einen Sohn gebar, und seit der Zeit fürchten die Franzosen, daß sich dergleichen noch einmal zutragen könnte. Daher brachten sie die Königin unmittelbar nach dem Tod des Königs in einen alten Palast am anderen Seine-Ufer, das Hôtel de Cluny mit den vielen engen, unübersichtlichen Räumen, und schlossen sie im Dunkeln und im Bett ein, und alles nur, weil sie wissen wollten, ob die Königin, wie die Königin von dazumal, ein Kind erwartete oder nicht. Das weiß ich, weil ich sie dort besuchte und sie sich darüber freute, denn sonst ließen sie keine Engländer zu ihr, statt dessen schickte ihr Louise von Savoyen, die alle Fäden in der Hand hatte, die äußerst scharfnasige und unangenehme Gräfin von Nevers, die mußte Tag und Nacht im Schlafgemach auf sie aufpassen. Die Königin zwangen sie, zum Zeichen der Trauer Weiß zu tragen, daher hieß sie »die Weiße Königin« und hatte nicht einmal mehr einen Namen wie ein Christenmensch. Aber so sind die Franzosen.
Der einzige Mensch, der den König wirklich betrauerte, war die arme Claude, die das Bild, das ich von ihrem Vater und ihrer Mutter nebst Jungfrau Maria und Engeln gemalt hatte, wieder und wieder betrachtete und sich die Augen ausweinte. Und dann schickte sie nach mir, weil ihr schon wieder eine Idee gekommen war.
»Ich bin in meinem Gram selbstsüchtig gewesen«, sagte sie, »und ich weiß jetzt, der einzige Trost liegt im Trösten anderer.« Da sie nun Königin werden sollte, warteten alle möglichen Bittsteller und Schmeichler vor ihrer Tür, über die ich mit Hilfe des Lakais, der mich geholt hatte, praktisch hinwegsteigen mußte. Sie empfing mich in ihrem Schlafgemach, wo sich außer ihr und zwei Ehrenjungfrauen niemand befand. In der Ecke stand ein kleines Betpult, und darauf hatte sie sich mein kleines Gemälde zur Kontemplation aufgebaut. Ihre armen Schielaugen waren rotgerändert, und sie tat mir leid, weil sie die einzige war, die die Wartezeit bis zu Franz' Krönung nicht zum Ränkeschmieden und zur Einflußnahme nutzte. »Es gibt jemanden, der noch gramgebeugter ist als ich. Wie ich höre, hat die Weiße Königin ihren Arzt gerufen, doch man will ihn nicht zu ihr lassen. Und die Vorhänge werden niemals aufgezogen. Oh, sie ist ganz gewiß krank vor Kummer, und niemand tröstet sie. Ich habe wenigstens mein Bild. Aber ich muß
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