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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Gefälligkeit und jede Haushaltspflicht, die man ihnen abverlangte. Nur Belphagor hatte sie beherrscht, und während sie fegten, die Toiletteneimer entleerten, die Betten machten und die Riesenmahlzeiten zubereiteten, die Crouch benötigte, um Leib und Seele zusammenzuhalten, wurden sie immer zorniger. Mittlerweile schossen ihnen ständig Flämmchen aus Ohren und Nasenlöchern, und ihr Gegrummel hörte kaum noch auf.
    Jemand hämmerte gegen die Haustür, und einer der Unterteufel kam aus der Küche und öffnete. Ein großer, dunkelhaariger, junger Edelmann mit glühenden Augen wurde hereingeführt.
    »Der Steuermann, endlich, der Steuermann.« Ein Mann eilte herzu und half ihm aus dem feuchten Umhang, den er vor dem Feuer ausschüttelte. Ein anderer führte ihn zu einem Platz. Ein dritter schenkte ihm die Neige Wein ein.
    Crouchs helle Augen nahmen die Szene mit einer gewissen boshaften Gleichgültigkeit wahr. Warum den Steuermann wie einen Gott behandeln? Warum sollte er nicht Steuermann werden? Beherrschte er nicht die Unterteufel der Hölle? Warte, warte, ermahnte ihn eine innere Stimme. Du wirst noch größer als er.
    »Bislang ist noch keine Nachricht eingetroffen«, berichtete Maître Bellier und beugte sich diskret zu Bourbons Ohr.
    Der blickte überheblich zu ihm hoch: »Keine Nachricht? Es ist weit über die Stunde. Ist alles wie geplant verlaufen?«
    »Ich habe im Hôspital de la Trinité erst heute morgen einen Jungen beschafft. Schön, gesund und das Ebenbild des Königs.«
    »Dann sind sie irgendwie aufgehalten worden. Wir werden schon bald Nachricht haben.« An der Haustür war eine Art Kratzen zu hören, und wieder öffneten die Unterteufel. Der zerzauste Mann, der eintrat, starrte die beiden großen feuerspeienden Geschöpfe erschrocken an.
    »D – die da«, sagte er und zeigte mit dem Finger. »Denen kommen ja Flammen aus den Nasenlöchern.«
    »Aber natürlich«, sagte Crouch beschwichtigend. »Was habt denn Ihr erwartet? Wir sind nämlich Fachleute, was Verschwörungen angeht. Wir haben uns die Hilfe der Hölle verschafft.«
    Zitternd fiel der Mann vor dem sitzenden Herzog von Bourbon auf die Knie. »Monsieur, alles ist aus«, sagte er mit verstörter Stimme. »Die Bettpfanne wurde geöffnet und das Kind an der Tür abgefangen.«
    »Und wer kam dafür ins Gefängnis?« fragte der Herzog mit befehlsgewohnter Stimme.
    »Niemand, Monsieur.«
    »Niemand? Unmöglich.«
    »Ich versichere Euch, niemand. Es kommt zu keiner Anklage. Jemand hat statt des Kindes einen lebendigen Vogel untergeschoben. Der ist unter großem Flügelgeflatter herausgeflogen, und jetzt lacht sich alle Welt halb tot.«
    »Lacht? Man lacht mich aus? Denen werde ich es zeigen. Wo ist die Frau?«
    »Sie ist verschwunden und nicht aufzutreiben.«
    »Dann war sie das. Sie hat das getan. Ja, das leuchtet ein. Man sollte niemals Frauen in eine Verschwörung einbeziehen.«
    »Monsieur, sie hat uns offensichtlich an die andere Seite verraten«, sagte Maître Bellier.
    »Ja, und so gerissen, daß man der Weißen Königin nichts anhängen kann, was auch immer behauptet wird.«
    »Dann hat sie uns nicht an die Valois verraten, sondern an die Leute der Weißen Königin. Wer von ihnen mag es gewesen sein? Dieser verfluchte englische Arzt? Wer ist im Schlafgemach der Weißen Königin vorgelassen worden?«
    »Er nicht, Monsieur, ihm wurde der Zutritt verweigert. Ihm und den anderen Engländern, sogar ihren Damen.«
    »Dann muß ich unter den Franzosen suchen, gewiß hat die Gräfin von Nevers…«
    »Halt, Monsieur. Es gab doch jemanden. Von Königin Claude geschickt. Eine Witwe, die tröstende religiöse Bilder malt. Sie soll Engländerin sein, obschon einige behaupten, dem Akzent nach wäre sie Flämin.«
    »Susanna Dallet… die Pest über sie, hinter allem steckt diese Frau«, sagte Crouch.
    »Wie lautete doch gleich der Name?« fragte der Herzog von Bourbon.
    »Mistress Susanna Dallet, Malerin aus der Stadt London. An jedem Wendepunkt hat sie meine Pläne durchkreuzt. Maître Bellier, sie ist im Besitz des dritten Manuskriptteils, den Ihr so heiß begehrt.« Crouch japste richtiggehend vor Empörung.
    »Sie hat den dritten Teil? Das erklärt alles. Die Allegorie der Ursünde – die Gemälde von Adam und Eva. Der Berg des Geheimnisses. Sie hat ihn gelesen, sie hat die Bedeutung entschlüsselt, sie spielt Katz und Maus mit uns. Die Abtei von Sion ist verraten.« Entsetztes Stimmengemurmel im Raum.
    »Das Geheimnis von fünfzehn

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