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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Hadriel lachte, und der silbrige Glöckchenklang ließ Nicholas seinen Mißmut und die schreckliche Angst vergessen, die ihm seit Tagen wie ein Kloß im Magen lag und selbst jetzt noch da war, wenn er den kleinen Kasten ansah und das herausdringende Quietschen und Toben hörte.
    »Was mache ich mit dem Ding da?« fragte er.
    »Nun, den trägst du mit dir herum und machst dir damit einen Namen! Denk nur an die erbaulichen Predigten, die du jetzt halten kannst! Wie viele Theologen sind wohl so gedankenmächtig, daß sie einen Dämon einsperren können?«
    »Na ja, ich hatte Hilfe…«, sagte Nicholas und musterte die Spitzen seiner abgetretenen Schuhe.
    »Habt ihr die nicht alle? Aber kaum einer von euch nimmt sich die Zeit, dafür zu danken.« 
    »Danke. Ich danke Euch aus tiefstem Herzen.«
    »Ha! Endlich ein Dankeschön! Wunderbar, wunderbar«, lachte Hadriel, riß die Läden der Dachstube auf und erhob sich mit mächtigem Flügelschlag in den schweren, schneedräuenden Winterhimmel.
    »Wartet! Kommt zurück! Ich habe noch mehr Fragen…«, rief Nicholas aus dem Fenster, doch er sah nur noch ein schillerndes Aufblitzen über den spitzen grauen Türmen und den hohen Schieferdächern von Paris.

Kapitel 23
    A uf der langen steinernen Diele in Baphomets gemietetem Stadthaus warteten die Verschwörer auf Nachricht, wie ihr Unternehmen ausgegangen war. Einige saßen an dem großen Eichentisch und aßen hektisch von den Küchlein und dem Trockenobst, das Septimus Crouch ihnen hatte auftischen lassen. Andere schenkten sich Wein aus der silbernen Karaffe auf der Anrichte ein. Maître Bellier, hochgewachsen und würdevoll, durchmaß den Raum hin und zurück, dann richtete er eine bängliche Frage an seinen kugeligen Gastgeber.
    »Monsieur Crouch, ist Euer, äh, Partner Signor Belfagoro noch nicht zurück?«
    Crouch, der den Vorsitz am Kopfende des Tisches führte, lehnte sich in Belphagors großem Stuhl zurück, ein leichtes, überhebliches Lächeln umspielte seine Lippen, und seine hellen Augen leuchteten triumphierend. Nicholas und Belphagor waren zur gleichen Zeit verschwunden und hatten ihm den höllischen Haushalt, die unsterblichen Unterteufel mit den diabolischen Kräften überlassen, ebenso die seltenen Schätze dieser Erde, die sich im Keller häuften. Alles. Zunächst hatte sich Crouch vorsichtig verhalten, da er sein Glück kaum fassen konnte. Dann war er zur Messe gegangen, wo er eine unglaubliche Neuigkeit von der Universität gehört hatte, daß nämlich ein armer Student sein mündliches Examen erfolgreich bestanden hatte, indem er einen Dämon vorführte, der in einen Kasten gesperrt war. Nicholas, dachte Crouch, und jetzt bin ich der Herr.
    »Oh, Fürst Belfagoro«, sagte Crouch diplomatisch, »der ist vom Fürsten der Finsternis in wichtigen Geschäften nach Haus befohlen worden. Ich erwarte ihn in Kürze zurück, jedoch Ihr wißt, wie das mit Dämonen ist – sie haben einfach kein Zeitgefühl. Für sie sind Äonen wie ein Augenblick. Und außerdem neigt er dazu, sich von der Dringlichkeit seiner Geschäfte ablenken zu lassen. Ich kann Euch jedoch versichern, daß er mich zu seinem Vertreter ernannt hat. Belohnungen, die Ihr ihm zugedacht habt, darf ich an seiner Statt entgegennehmen, und ich werde sie, pfff, an ihn weitergeben.« Maître Bellier blickte bedenklich an seiner langen Nase hinunter und musterte den schnaufenden Herrn neben sich. Crouch bedachte ihn mit einem herablassenden Lächeln. Er blickte in die Runde. Die Kerzen waren fast heruntergebrannt, und es mußte wieder Essen aufgefahren werden. Die Luft war stickig vor Angst und schlimmer Vorahnung. Crouch winkte die Unterteufel mit der fetten Hand herbei.
    »Heda, mehr Frücht-i und Wein-o, schnell-o, schnell-o!« Crouch gehörte zu den Menschen, die sich einbildeten, sie könnten jede Fremdsprache – selbst Unterteuflisch – sprechen, Hauptsache, sie hängten einfach einen Vokal als Endsilbe an die Muttersprache. Diese Angewohnheit erzürnte die Unterteufel, und daher mußten sie schon seit Wochen das mächtige Verlangen unterdrücken, ihm die Gedärme aus dem Leib zu reißen. Sie quietschten und grummelten sich etwas zu und verzogen sich in Richtung Küche. Ein Glück für die Welt ganz allgemein, daß Unterteufel so stinkfaul sind und nur selten Gebrauch von ihren ungewöhnlichen Kräften machen, es sei denn, die Herren der Unterwelt zwingen sie dazu. Diese Unterteufel verübelten jeden Wechsel der Gestalt, jede kleinste persönliche

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