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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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nämlich vielerorts. In einigen Städten wurden die Tempelritter von Gesinnungsfreunden gewarnt. Wo immer abgefallene Templer die Möglichkeit zur Flucht hatten, verbargen sie ihre wichtigsten Schätze bis zur Zeit ihrer Wiederkehr. Der Zeit des Untergangs der Dynastien.«
    »Was wollt Ihr? Ich habe nicht alles. Wir haben durch drei geteilt.«
    »Zwei Dinge. Wir wollen das Buch der Weissagungen von Simon Magus. Und wir wollen wissen, wo sich die Büste von Baphomet befindet.«
    »Das Buch – ach ja, das Buch. Ja, ich erinnere mich. Es gehörte nicht zu meinem Anteil…« Der Fremde beobachtete den schnaufenden Crouch mit durchdringendem Blick.
    »Mein Herr ist willens, gut zu zahlen, sehr gut.«
    »Ich könnte es für Euch auftreiben. Der andere hat keine Ahnung von seinem Wert. Doch sagt, was enthält es?« Crouchs Stimme klang ausdruckslos.
    »Weissagungen von Macht, zu welchem Schluß Ihr zweifellos auch schon gekommen seid, Monsieur Crouch, da Ihr den Text gefunden haben dürftet, mit Hilfe dessen Ihr das Versteck des Horts entdeckt habt«, sagte der Fremde mit dem ausländischen Gewand. »Weissagungen von dem Blut, das Herr der bekannten Welt werden wird, von dem größten Geheimnis der Christenheit.«
    »Also könnte der Mann, der das Buch besitzt, die größte Macht der ganzen Christenheit werden?«
    »Wohl kaum, Sieur Crouch. Ihr müßt wissen, daß wir bereits eine Kopie des Buches haben, und unsere Zahl ist groß.« Crouch warf ihm unter schweren Lidern einen Blick zu.
    »Wir?« sagte er. »Warum möchte die Abtei von Sion dann noch eins haben?« Das war aufs Geratewohl geredet, traf jedoch ins Schwarze.
    Maître Bellier erblaßte und erwiderte: »Ist das nicht offensichtlich, Sieur Crouch? Wir möchten es verbrennen. Denkt daran, wer es findet, wird ein reicher Mann.«
    »So reich wie der Steuermann?« Crouch musterte ihn. Ich weiß Bescheid, sagte seine Stimme. Geh in die Knie, gib auf.
    »Keine Ahnung«, sagte Maître Bellier. »Wechseln wir das Thema. Solltet Ihr das Manuskript finden, so rate ich Euch gut, es nicht zu behalten. Und des weiteren rate ich Euch, die Hände von Baphomets Büste zu lassen.«
    »Auch die gehörte nicht zu meinem Anteil. Ein häßliches Ding; es ging an einen Künstler, der danach verlangte, sie zu kopieren.«
    »Dann habt Ihr Glück gehabt, Sieur Crouch. Wer auch immer die Büste anfaßt, ist verloren. Gewisse Menschen aus dem ehrenwerten Orden, von dem die Rede ist, waren Meister des Okkulten. Sie waren rachsüchtig und fesselten auf jedem Grundstück, wo sie Baphomet versteckten, einen Dämon der Zerstörung an die Büste. Wir sind im Besitz der Beschwörungsformel, die den Dämon zurück an Ort und Stelle schickt.«
    Wo auch immer sich diese Abtei befindet, dachte Crouch, es handelt sich um Toren, nicht um Teufelsbeschwörer. Wenn sie diesen Dämon losketten und sich dienstbar machen würden, sie könnten ihr Ziel viel schneller erreichen. Allein schon bei dem Gedanken juckte es ihn in den Fingern. Die Macht der Hölle zu seinen Diensten, das Ziel jahrelanger Studien der Schwarzen Magie. Wer hatte ihm das Dämonenkind geraubt? Das war die Gelegenheit gewesen. Doch irgendwie war sie ihm aus den Fingern geglitten. Vorbei. Bei dem Gedanken seufzte er bekümmert.
    »Ein Jammer, sie dürfte verschwunden sein«, sagte Crouch.
    »Der Anstand gebietet, sich des Dinges zu entledigen, doch dieser Tage sind so viele Dämonen der Zerstörung losgelassen, was zählt da einer mehr?« Maître Bellier hob die Schultern und lächelte philosophisch. »Gleichwohl habe ich Mitleid mit dem Unglücksraben, der die Büste in seinem Besitz hat. Sieur Crouch, ich danke Euch, daß Ihr mir Eure wertvolle Zeit geopfert habt. Während meines Aufenthalts in England steige ich im ›Einhorn‹ ab. Bitte, sucht mich auf, falls Ihr das Buch auftreiben solltet.«
    Draußen vor der Tür hielt Maître Belliers Diener die beiden Maultiere. Während er wartete, war es in der Straße dunkel geworden, und er hatte sich bei einer Nachbarin Feuer geben lassen und die beiden Fackeln angezündet, die er mit sich führte.
    »Eustache«, sagte sein Herr, als er sein großes rötlichgraues Maultier bestieg, »ich glaube, dieser Mann hat das Buch gesehen. Mag sein, er besitzt es sogar oder zumindest einen Teil davon. Er weiß von der Abtei. Das wird dem Steuermann nicht gefallen.«
    »Er weiß vom Steuermann?«
    »Ja, aber nicht, wo er sich befindet. Ich halte den Mann für äußerst klug und skrupellos. Aber ich

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