Die Suche nach dem reinen Blut
Seite war ein kleiner Vorsprung, der durchaus als Zwischenstopp taugte. Am äußersten Punkt der anderen Seite peilte Aidan die flache Felsenebene an und rannte los. Er sprang empor und seine Vorderpfoten erreichten den Vorsprung, doch die unbändige Kraft, die ihn weiter schob, ließ ihn beinahe über sein Ziel hinausrutschen. Gesteinsbrocken lösten sich, schepperten an dem Felsen herunter und zerschellten unter lautem Getöse.
Mit letzter Kraft lenkte Aidan seinen Sprung an die Wand und kam zum Stehen. Vorsichtig drehte er sich auf dem kleinen Platz und sah zu seinem letzten Absatz empor. Dieser Sprung musste nun nur aus seinen Sprunggelenken kommen, doch das war ein realeres Ziel als das zuvor. Aidan peilte den Sprung ab, legte seine Kraft in die Hinterläufe und sein Körper streckte sich durch. Jeder Muskel spannte sich an und dann sprang er.
Wieder trafen seine Vorderläufe ihr Ziel, aber der Schwung reichte diesmal nicht. Wild strampelnd versuchten Aidans Krallen irgendwo Halt zu finden, seine Hinterläufe zappelten hilflos in der Luft herum.
Beherzt packte Konga ihm in den Nacken und zerrte ihn hoch. Nach Luft japsend blieb Aidan liegen, er zitterte am ganzen Wolfsleib. Konga ließ sich auf den Hosenboden fallen und beobachtete Aidan. „Du kannst damit nichts erreichen. Es tut mir leid, aber ich bekomme dich nicht und du darfst nicht eifersüchtig sein. Ich habe ein Leben neben dir, nicht mit dir. Und beim nächsten Mal mach gefälligst einen Blutsprung!“
Angel wollte seine Worte weder hören noch verstehen, Aidan mied Kongas Blick und erhob sich. Achtlos ging der Wolf an Konga vorbei in den Blutbau.
Alle Fallen waren ausgelöst und so konnte Aidan gefahrenlos durch den Bau laufen.
Wie vom Schlag gerührt blieb Aidan nach wenigen Metern stehen und machte Männchen, weil er oder Angels Geist nicht glaubte, was sie sah.
Angels Körper lag auf dem Altar, splitternackt mit einem Dutzend Fackeln beleuchtet und flach atmend. Eine bläulich schimmernde Aura umgab den Körper, den Angels Geist als ihre Seele identifizierte.
Folgend sah Konga von dem Wolf in die Richtung, in die Aidan starrte. Kraftlos fiel er auf seine Knie und keuchte auf. In letzter Zeit kam immer wieder diese Versuchung, jetzt wo er endlich dachte, für ein Jahr Abstand zwischen sich und Angel zu bekommen, versuchen konnte, sich zu ordnen ... Kämpfen, bis zur puren Erschöpfung, den Kopf freibekommen!
Und nun?
Da lag sie und raubte ihm mit seinem ersten Blick wieder alle Sinne.
Ihm war bewusst, ihr Körper regenerierte sich irgendwo, doch sie hier so vorzufinden, raubte ihm den Willen, zu gehen.
Angels Körper war so perfekt und leblos wie eine Statue. Selbst die einströmende Luft, die die Fackeln zum Flackern brachte, konnte an diesem Umstand nichts ändern. Nein, dieses zuckende Licht verstärkte seinen Wunsch, sie in seine Arme zu nehmen, um sie vor den schwebenden Schatten zu schützen.
Auf Angels Wunsch schüttelte Aidan sich und gab ihren Geist vorübergehend frei.
Ihr Geist schwebte zu ihrem Körper und streichelte sanft über ihre eigene Wange.
Nun wandte sich Angels Geist Konga zu, wusste, solange sie ihren eigenen Leib berührte, dass Ihr Geist auch für ihn sichtbar war.
Konga sah zu Angels Geistererscheinung und Tränen füllten seine Augen.
Scheiße, ein echter Blutsauger heulte doch nicht!
Ihre Geisterhand winkte Konga heran, aber er schüttelte mechanisch seinen Kopf.
„Ich kann ... nicht“, stammelte er und sein Haupt fiel ihm auf die Brust.
Mutlos sank auch ihre Geisterhand von ihrem Gesicht.
Dann halt anders, sie schwebte auf den Altar und legte sich in ihre fleischliche Hülle. Eingelullt in Seele und Leib fühlte Angel, sie würde noch lange brauchen, bis sich Körper, Geist und Seele wieder vereinigen könnten.
Mersana behielt, verdammt noch mal, in allen Punkten recht!
Wütend über den Verlust ihres eigenen Körpers, erzwang Angels Geist eine Vereinigung. Wenigstens für ein paar Minuten wollte sie ihren Körper beherrschen. Einmal tief durchatmen, sich zu fühlen, nur ein verfluchtes Mal!
Wie in einem innerlichen Strudel weitete sich ihr Geist und zwang ihre Seele dazu, sie geistig aufzunehmen. Übergreifend und sich vereinend bekam sie es hin, ihre Arme und Beine unter Kontrolle zu bekommen. Es war ein Dreiermachtkampf, doch er folgte nur einem Willen: dem ihrer Gefühle. Angel schlug die Augen auf.
Ihre Finger krümmten sich unter wahnsinnigen Schmerzen, doch ihr Wille war
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