Die Suche nach dem reinen Blut
findet sich ein Geschäft, das ein Hinterzimmer hat oder eine abgelegene Seitengasse.“
Okay, verlockend, aber Angel war nicht in Stimmung und blieb brav. „Was trinkst du da?“
„Probier, aber nur einen kleinen Schluck!“
Angel roch an dem Glas und nippte. „Das ist lecker. Was ist das?“ Sie nahm einen größeren Schluck.
„Angel, lass das! Das wenige Blut ist mit hochprozentigem Grappa vermischt. Wenn wir an die Luft kommen, dann haut es dich aus den Schuhen.“
Schmollend kam ihre Unterlippe vor. „Ich hab doch nur einen Schluck getrunken?“
„Trotzdem, lass es lieber.“
Noch hatte sie sein Glas in der Hand, Angel nippte nur noch einmal und Konga nahm ihr das Glas weg.
„Ich werde dich nicht tragen!“
„Ich merke überhaupt nichts“, schurrte Angel und schielte auf sein Glas.
„Du machst mich wahnsinnig.“ Konga goss ihr einen kräftigen Schluck ins Glas und sie trank es auf der Stelle aus. Konnte ja sein, er würde es sich anders überlegen!
Alfonso kam mit einer schlanken Karaffe zum Tisch, Konga lehnte nach einer halben Füllung ab. Angel würde ihn weiter reizen und eher umkippen, als dass sie aus dem Lokal kämen.
„Kannst du eine Minute ohne mich überleben? Ich gehe nur zum Tresen.“
„Klar, bin ja kein Kind mehr!“
Konga zog eine Braue in die Stirn und lächelte rotzig, den passenden Kommentar schluckte er allerdings herunter, weil Angel ihn ebenso zickig ansah. Er wandte sich ab und ging.
Neugierig spähte Angel ihm hinterher.
Hier waren viele attraktive Vampire vertreten, aber sie sah nur einen an. Nie zuvor hatte sie ihn so mit anderen zusammen gesehen, und wie er gestikulierte und die anderen Vampire von sich einnahm, war überwältigend. Alle hörten ihm zu und achteten ihn beinahe. Nun konnte sie auch nachvollziehen, warum ihm das Schiff auf den Senkel ging. Er brauchte andere Blutsauger um sich herum.
Unwillkürlich verzauberte sie das ganze Treiben um seine Person noch eine Spur mehr. Angel trank den letzten Schluck, der in seinem Glas wieder zusammengelaufen war und schielte über den Rand zu ihm. Derweil beugte er sich gerade zu einer älteren Vampirin rüber, die gut für italienische Küche Werbung machen könnte. Nudeln mit Blutsoße und rohen Hackfleischbällchen. Die Frau drehte sich um und rief etwas nach hinten. Aus einem Nebenraum kam ein Bild von einem jungen schwarzhaarigen Rasseweib. Sie war so anmutig und schön, dass Angel der letzte Blutschluck im Halse wieder hochfuhr. Die junge Lady zückte verspielt ihre Fänge und lächelte Konga kokett zu. Beide unterhielten sich angeregt. Da brannte die Luft! Zumindest bei diesem dämlichen Weibsbild.
Im Sekundentakt schäumte Angels Eifersucht hoch und ihr Herzschlag beschleunigte sich. ‚Was will dieses Flittchen von ihm?‘
Das dreiste Weib wechselte weiter Worte mit Konga, legte dabei gezielte Augenaufschläge hin, die eindeutig ins Schlafzimmer gehörten. Der blöden Schlampe war sogar egal, dass ihre eigene Mutter direkt danebenstand, und küsste Konga äußerst zärtlich auf die Wange und er sie zurück.
Alle waren beschäftigt, niemand sah zu ihr, Angel stand gesittet aber innerlich brodelnd auf, ging dorthin, woher sie gekommen waren, rannte durch die Küche und durch die Gaststätte.
Draußen kam dann der Übergrößenkoffer und schlug ihr mit voller Breitseite vor den Schädel.
Alles kreiselte wie wild. Angel schwankte bedenklich.
Scheißegal, sie war genügend in Fahrt und geladen, riss sich zusammen und eierte die Gasse, ohne sich an den Wänden abstützen zu müssen, entlang. Gute acht einhalb Häuser und eine Ecke schaffte sie, stierte dabei vor ihre Füße, weil der Steinboden so hinterhältig hin und her schlierte. Nebenbei schäumte sie vor sich hin, fluchte mit undefinierbaren Geräuschen die blöden Steine an, die nicht aufhörten zu wackeln.
„Kannst du mir mal verraten, warum du einfach wegläufst?“, knurrte Konga grimmig und schob Angel an die Wand.
„Nein!“, fauchte sie mit gezückten Fängen.
„Hier draußen ist es gefährlich … Angel, warum läufst du weg?“, wiederholte er.
„Ich bin dir keine Erklärung schuldig!“, blaffte sie ihn zornig an.
„ANGEL!“
„Knutsch doch, wen du willst!“ Prompt schlug Angel sich die Hand vor den Mund und wollte sich aus seinen Armen winden, doch er hielt sie wie ein Schraubstock fest.
Mit einem Mal begriff er und schmunzelte impertinent. „Du bist eifersüchtig!“
„Nein ... niemals ... ich nicht …“
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