Die Suche nach dem Wind
Begleitung und gab den Bestien zu verstehen, dass alles in Ordnung wäre. Die Wölfe kamen trotzdem näher. Zwischen ihnen erschien ein weiterer Späher.
»Sieh an Gamal, du hast also die Vermissten gefunden? Karon erwartet sie schon sehnsüchtig. Aber gehst du nicht in die falsche Richtung?«
12. Kapitel
Erik erwachte als Letzter der Gruppe, blinzelte, setzte sich auf und benötigte einige Augenblicke, um wieder denken zu können. Männer und Wölfe waren gekommen, und er hatte die Besinnung verloren. Mutlos sah er sich um.
Sie lagen in einem Raum ohne jede Einrichtung. Einzige Lichtquelle waren zwei Fackeln neben einer schweren Tür.
»Wo sind wir hier?«, fragte er Lennart, der neben ihm saß. Allerdings ahnte er die Antwort bereits.
»Wo wohl? Uns steht das seltene Glück bevor, einen Schwarzmagier persönlich kennen zu lernen.«
Holly kaute nervös auf ihrem Finger. »Ob er uns tötet?«
»Warum sollte er das tun?«, erwiderte ihr Trainer. »Wir geben doch hervorragende Geiseln ab. Im Moment dürften wir ihm lebend nützlicher sein.« Unerwähnt ließ er, dass Karon durchaus auch mit weniger Geiseln zufrieden sein konnte.
Alle starrten bedrückt und ängstlich vor sich hin.
Anna unterbrach das Schweigen. »Aeneas macht jetzt, was immer Karon von ihm verlangt. Eine einzige Drohung uns gegenüber, und er ergibt sich.«
»Das haben richtig gut hingekriegt«, murmelte auch Erik. »Langsam gewinne ich den Eindruck, dass alles schiefgeht, was ich versuche.«
»Quatsch! Wir haben es alle verbockt«, widersprach Lennart düster. »Und in erster Linie ist es meine Schuld. Ich hätte darauf bestehen müssen, dass wir den Planeten verlassen.«
Holly winkte ungeduldig ab. »Hört schon auf! Es bringt keinem was, wenn wir hier nach Schuldigen fahnden. Außerdem haben wir immer noch die Überflutung verhindert.«
»Ganz toll«, murmelte Gerrit. »Nur, wer soll jetzt noch den Schwarzmagier besiegen? Anna hatte doch recht. Wenn Karon pfeift, kommt Aeneas. Alles hätte passieren dürfen, nur das nicht.«
Ihnen blieb keine Zeit, sich weiter zu unterhalten. Die Tür wurde geöffnet und ein Späher kam herein. Durch die offene Tür konnten sie auch Wölfe erkennen.
»Aufstehen und mitkommen!« kommandierte der Späher. »Versucht ja keine Tricks! Das bekommt euch hier nicht.«
Sie kämpften sich hoch und folgten ihm, zunächst eine enge Wendeltreppe hoch und dann breite Flure entlang, deren Wände aus grünem, schimmernden Kristallglas zu bestehen schienen. Ohne, dass Lichtquellen zu sehen waren, war es hell. Sie erreichten eine Flügeltür, die ihr Führer umgehend öffnete und ihnen bedeutete, hindurchzugehen.
Alle atmeten tief durch und betraten einen Saal. Schwarzglänzende Skulpturen, mit Drachenkörpern und Schlangenköpfen, standen an den Wänden. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Art Altar. Kerzen brannten und verströmten einen herb würzigen Duft. Eine Kugel, die aussah wie ein Lavaball, schwebte über einem Gebilde aus sich empor windenden Schlangen.
»Eine Miniaturnachbildung von Loth.«
Sie fuhren erleichtert herum, denn das war eindeutig Aeneas’ dunkle Stimme, doch mitten in der Bewegung erstarrten sie.
Der Mann vor ihnen war in der Tat ein Hüne, garantiert über zwei Meter groß und breit wie ein Schrank. Er trug einen schwarzen, bodenlangen Umhang aus Schlangenleder, der mit dunkelrotem Fell besetzt war – und er sah aus, wie Aeneas wohl in einigen Jahren aussehen würde, obwohl er gar nicht so viel älter wirkte. Sogar das schulterlange Haar war noch so rabenschwarz wie das des Ringlords. Kein graues Härchen war zu sehen.
»Ich nehme an, ihr seid dafür verantwortlich, dass das Wassertor sich nicht geöffnet hat.« Mit langen Schritten durchmaß er den Raum. Für einen so großen, schweren Mann bewegte er sich mit erstaunlicher Geschmeidigkeit. Sein Blick blieb an Holly hängen. »So, so, die kleine Dame nimmt diese Ehre also für sich in Anspruch. Ich habe es nicht gern, wenn jemand meine Pläne durchkreuzt.« Die Stimme war so kalt wie sein Blick.
»Ich ...« Weiter kam sie nicht, denn schon sauste sie, wie von unsichtbarer Hand geschleudert, durch den Raum, knallte gegen die Wand und rutschte wie eine Gliederpuppe zu Boden. Sie ächzte noch einmal und blieb dann wie tot liegen.
»Holly!«, schrie Erik, wurde aber von Adrian und Gerrit festgehalten, als er losstürmen wollte.
Dafür rannte Lennart auf sie zu, wurde jedoch kurz vor ihrem Körper gebremst. Es war, als
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