Die Suche nach dem Wind
Strafe längst nicht abgebüßt.«
Zwei weitere Späher erschienen und schleiften das um Gnade flehende Opfer hinaus.
Karon wandte sich an die Jungen. »Er hat jetzt eine leise Ahnung davon, wie erlösend der Tod sein kann. Bald wird er es genau wissen, und ihr werdet es auch noch erfahren. Siehst du, junger Erik, jeder tut letztlich, was ich will, und niemand ist mir gewachsen. Meine Macht ist größer, als du dir vorstellen kannst. Es könnte also sein, dass mein Sohn deinen Vater tötet und dass er dies auch noch gern tut. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich es ihm erlauben werde. Deine Annahme, dein Vater hätte auch nur die geringste Chance gegen mich, ehrt dich zwar, ist jedoch völlig aus der Luft gegriffen. Weil ich dir etwas schuldig bin, darfst du zusehen, wie ich ihn vernichte.«
Erik konnte kein Wort herausbringen und starrte den Magier nur voller Furcht an.
»Weil ihr mir letzte Nacht den Spaß verdorben habt, werde ich den jetzt nachholen. Zwar wollte ich meine magischen Fähigkeiten gern noch ein wenig schonen, sie sind aber bereits wieder in ausreichendem Maße vorhanden. Bei mir geht auch das sehr viel schneller als bei den kleinen Rhan-Magieren.« Karon schnippte mit den Fingern, und vor den Augen der Jungen erschien ein Hologramm des Gebiets, in dem sich die Höhlen der Rhan befanden.
»Was soll es sein: Feuer, Wasser? Langweilig! Ich mag Erdbewegung.«
Augenblicklich begann die Landschaft zu beben. Risse bildeten sich, das Erdreich schien sich wellenförmig zu verschieben. Steinlawinen lösten sich aus den Bergen und polterten ins Tal, Hügelteile brachen ein und hinterließen Krater.
»Guter Gott!«, stöhnte Adrian. Anna seufzte verzückt, und Gerrit schniefte.
Erik schluckte krampfhaft und stieß dann todesmutig aus: »Hoffentlich bringt Ihr Euren Sohn nicht um. Der ist nämlich auch in den Höhlen.«
Karon sah ihn mit einem Blick an, der ihn erneut zittern ließ, aber das Beben hörte auf.
»Du bist ein vorwitziger, junger Mann, doch du hast nicht ganz Unrecht. Sterben unter Ausschluss der Öffentlichkeit bereitet auch keine Freude.« Der Magier lachte unangenehm und sah in die Runde. »Ihr werdet uns jetzt verlassen müssen und in euer Gefängnis zurückkehren. Kommt nicht auf dumme Gedanken, der Palast ist gut bewacht, und ich bin nachtragend.«
In der Tür erschienen schon einige Wölfe.
»Bringt sie in das Verlies«, befahl der Magier. »Erik, du bleibst bei mir.«
Die Wölfe packten die Jugendlichen und zerrten sie aus dem Raum.
Erik rieb sich die eiskalten Hände und versuchte, seinen bebenden Körper unter Kontrolle zu bringen. Von Karon ging etwas unfassbar Böses aus.
Der Magier sah ihn mit einem höhnischen Lächeln an. »Du hast Angst vor mir? Das solltest du auch. Weißt du, dass eine List und dreizehn der stärksten Rhan-Magier nötig waren, um mich hierher zu verbannen? Was soll denn da dein Vater gegen mich ausrichten können? Und mein Sohn? Er wird nicht gegen mich kämpfen, Erik, er wird mich begleiten.«
»Das wird er niemals. Er ist kein Schwarzmagier, er ist ein großer Ringlord«, brachte Erik mühsam heraus.
»Ja, das ist wirklich ein guter Witz. Aber die Rhan waren mir noch nie gewachsen mit ihrer armseligen Magie. Soll ich dir die Zukunft zeigen?« Er wartete die Antwort gar nicht ab.
Vor Eriks geistigem Auge erschien ein Schlachtfeld, übersäht mit toten Rhan. Wölfe machten sich über die Leichen her. Mittendrin lag der blutüberströmte Körper seines Vaters. Aeneas stand, ein Schwert in der Hand, über ihm und lachte. Dann sah er sich um und ging auf den Schwarzmagier zu. Er sagte etwas, was Erik nicht erstehen konnte, aber beide lachten darüber. Die Illusion verschwand.
Erik schlang die Arme um seinen Körper. »Nie wird Aeneas meinen Vater töten«, würgte er heraus. »Niemals!«
»Er wird und er wird sogar Spaß daran haben. Denk an Gamal und an deine kleine Freundin. Aeneas’ Mutter glaubte seinerzeit auch, mir gewachsen zu sein. Wie du jetzt weißt, war das ein Irrtum. Mein Sohn ist der lebende Beweis dafür. Ich würde ihn gern kennen lernen. Du hast mir eine gute Gelegenheit dafür verschafft. Komm, Erik, wir gehen meinen Sohn holen und deinen Vater vernichten. Für ein paar kleine Rhan-Magier reicht meine Macht längst aus. Heute widme ich mich den Rhan hier und morgen reise ich nach Rhanmarú. Die Ehrwürdige Mutter Hexe wird sich wundern, wenn ich plötzlich vor ihrer Tür stehe, und mein Sohn wird mich dorthin begleiten, oder ich
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