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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Fassungslosigkeit.
    Lennart starrte Gamal an und fragte heiser: »Was soll das heißen? Warum werden sie die Nacht nicht überleben?«
    »Das Tal wird überschwemmt. Die Höhlen der Rhan werden geflutet. Wenn sie nach draußen fliehen, werden sie von Karons Armee erwartet. Die Magier und die Wölfe sammeln sich auf den Hügeln. Gegen Mitternacht wird die Talsperre geöffnet. Dann ...«
    »Welche Talsperre?«, unterbrach Anna.
    »Habt ihr nicht das große Tor in den Bergen gesehen? Es existiert schon ewig. Lange bevor Karon hierher kam, ist es gebaut worden, um die Überflutung des Tals während der Regenzeit zu verhindern. In Trockenzeiten wurde dann das Tor ein wenig geöffnet, um die Felder zu bewässern. Jahrzehntelang wurde es nicht mehr benutzt, weil es beschädigt war. Mit Hilfe ihrer Magie konnten einige Dorfbewohner es jetzt wieder in Gang setzen. Heute Nacht will man es so weit öffnen, dass die Rhan - wie sagte Karon - wie Ratten ihre Löcher verlassen müssen.«
    Ein allgemeines Stimmengewirr brach über Gamal herein. Alle sprachen durcheinander und aufeinander ein. Er bekam erst gar nicht mit, dass Lennart ihm eine weitere Frage gestellt hatte. Erst als alle ihn abwartend ansahen, merkte er, dass er wohl eine Antwort geben sollte.
    Lennart wiederholte: »Wie wird das Tor geöffnet? Mit Magie?«
    Der Späher schüttelte den Kopf. »Nein, es ist eine riesige Maschine, die das Tor anhebt und wieder schließt.«
    »Was für eine Maschine?«, fragte Holly und schüttelte ihn am Arm.
    »Einfach eine Maschine mit Rädern und Ketten.«
    »Dann kann ich sie bedienen«, erklärte sie schlicht.
    »Wo ist sie?« Eriks Frage kam, wie aus der Pistole geschossen.
    »Natürlich in den Bergen, beim Tor! Wo sonst?«
    »Kommen wir vorher hin? Ich meine, ist es weit?«, fragte Lennart.
    Der Späher kam sich wie in einem Kreuzverhör vor. »Ein Marsch von drei Stunden vielleicht, vielleicht auch vier.«
    Adrian schaltete sich ein. »Können Sie uns hinbringen?«
    Erik fragte dazwischen: »Wird die Maschine bewacht?«
    Gamal guckte gehetzt von einem zum anderen. »Ich kann euch hinbringen. Und nein, richtig bewacht wird sie nicht. Warum auch? Es werden drei, vier Arbeiter da sein, die sie bedienen.«
    Lennart blickte Holly an. »Bist du sicher, dass du sie zum Stillstand bringen kannst?«
    »Klar«, kam die prompte Antwort. »Mein Vater ist doch Hobbyerfinder. Ich hab schon als Kleinkind Maschinen gebaut und auseinandergenommen. Das kann ich bestimmt.«
    »Na dann los«, forderte Lennart den sichtlich überforderten Gamal auf.
    »Ihr wollt dahin, um die Maschinen zu zerstören?«, fragte der entsetzt.
    »Natürlich«, rief Gerrit, »keiner wird heute Nacht wie eine Ratte irgendwo herauskommen. Erik die Ideen klauen. Das lassen wir im Leben nicht zu.«
    »Genau«, stimmte Adrian grinsend zu. »Wenn hier jemand die Höhlen flutet, dann nur wir.«
    Gamal sah die Jugendlichen eine Weile nachdenklich an, dann nickte er. »Wartet. Ich bin gleich wieder da.« Kaum hatte er es gesagt, war er auch schon verschwunden.
    »Können wir dem wirklich trauen?«, fragte Adrian misstrauisch.
    »Bleibt uns was anderes übrig?« kam Lennarts Gegenfrage.
    Gerrits Magen knurrte laut und vernehmlich. Alle anderen griffen bereits in die Taschen. Sie kannten das mittlerweile. Entweder der Magen bekam etwas oder er knurrte unendlich weiter. Gerrit konnte zwischen einheimischen Nüssen, einem Kaugummi, das wohl versehentlich nicht an die Höhlenkinder verschenkt worden war, und einem Waffelbrot wählen. Vorsorglich nahm er alles.
    »Ist das nicht gut, dass wir noch hier sind, um unsere ahnungslosen Mitbürger zu retten?«, fragte Adrian mit großer Genugtuung.
    Lennart sah ihn an und erwiderte nüchtern: »Erst einmal müssen wir sie retten.«
    »Das schaffen wir«, erklärte Anna und rieb sich die kalten Hände.

    Lennart hätte sich kurze Zeit später fast Adrians Misstrauen Gamal gegenüber zu eigen gemacht. Gamal führte sie heraus und vor dem Baum warteten stumm vier Seelenlose. Bevor die Jugendlichen ihre Waffen ziehen konnten, wehrte der Späher ab. »Sie gehorchen mir. So kommen wir ungehindert durch den Wald, denn nach außen hin seid ihr jetzt meine Gefangenen.«
    »Gar nicht dumm«, lobte Adrian. »Jedenfalls, wenn´s klappt.«
    Es klappte reibungslos. Knappe vier Stunden später erreichten einen Bergpass. Unter sich sahen sie eine Felsspalte, in die ein gewaltiges Tor eingepasst war. Auf der einen Seite des Tores plätscherte ein kleines

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