Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
Vom Netzwerk:
über einen eng gebündelten Strahl. Und der Relaissender befindet sich auf einem ganz anderen Teil der Schale. Es würde einen zweimonatigen Exosphärenflug erfordern, wenn wir uns in einem Winkel postieren wollten, von dem aus wir die Antennenschüssel des Senders erreichen können.«
    »Aber wenn wir unsere Antenne auf den Relaissender auf der Jupiter-Schale richten, wäre der Winkel nicht annähernd so groß. Dann haben wir eine gute Chance, daß unser Spruch ankommt und ans Zentrum geschickt wird.«
    »Das ist einen Versuch wert, Maq. Ich berechne die Koordinaten des Senders auf der Jupiter-Schale.«
    Ancor arbeitete den Text des Funkspruchs aus und zeichnete ihn auf. Dann richteten sie die größte Antenne der Shellback auf den Relaissender auf der 412 Millionen Kilometer entfernten Jupiterschale. Das Abstrahlen des gepackten und verschlüsselten Funkspruchs benötigte nur wenige Sekunden, aber er würde fast eine Stunde brauchen, um den nahezu eine Milliarde Kilometer langen Weg zur Jupiter-Schale und zurück zur Mars-Schale zurückzulegen. Sie würden frühestens in einigen Stunden eine Antwort erhalten – falls überhaupt jemals eine eintreffen sollte.
    Während sie auf den Funkspruch des Instituts warteten, hörte Ancor die übrigen Frequenzen ab. Es schälte sich langsam heraus, daß ein großer Teil der Schale, die einmal eine Heimat für drei Trilliarden Menschen gewesen war, entweder tot oder verlassen war. Das Ausmaß der Katastrophe sprengte die menschliche Vorstellungskraft. In irgendeinem Virus von submikroskopischer Größe hatte eine Mutation stattgefunden. Der mutierte Virus hatte sich dank seiner neuen, vorteilhaften genetischen Struktur ausgebreitet. Nun waren Abermillionen Quadratkilometer lebenswichtigen Ackerlands verwüstet, und die Milliarden Menschen, die darauf angewiesen waren, hungerten entweder oder waren bereits an Auszehrung gestorben.
    Ancor zog sich in seine Kabine zurück. Sie hatten alles getan, was in ihrer Macht stand. Jetzt blieb ihnen nur noch zu warten.

 
Kapitel 7
     
    Sechs Stunden später zeitigten Ancors Bemühungen erste Ergebnisse. Die Shellback empfing von dem Relais auf der Jupiter-Schale den folgenden Funkspruch, den der Schiffscomputer dekodierte:
    SOO AN ANCOR: DIE LAGE AUF DER ASTEROIDEN-SCHALE KLINGT VERZWEIFELT. DIE BIOTECHNIKER BESCHÄFTIGEN SICH MIT DEM PROBLEM UND GLAUBEN, EINE LÖSUNG FINDEN ZU KÖNNEN. WIR MELDEN UNS IN SPÄTESTENS VIERZEHN STUNDEN WIEDER. WIE, ZUM TEUFEL, HABT IHR ES ÜBRIGENS GESCHAFFT, IN DIE RELAISKETTE EINZUBRECHEN?
    Maq schickte eine kurze Empfangsbestätigung, stellte das Funkgerät so ein, daß er beim Eingang eines neuen Spruchs benachrichtigt wurde, und suchte Zuflucht in Sines tröstenden Armen. Sechs Stunden später ging ein neuer Funkspruch ein.
    SOO AN ANCOR: DER VIRUS WURDE EINDEUTIG IDENTIFIZIERT. ER IST IM HÖCHSTEN GRADE ANSTECKEND, KANN ABER NUR BEI BESTIMMTEN TEMPERATUREN ÜBERLEBEN. DIE BEKANNTEN EIGENSCHAFTEN FOLGEN.
    Die nächsten dreißig Seiten waren eine detaillierte Aufstellung darüber, unter welchen Umweltbedingungen der Virus gedieh oder abstarb. Ancor ging sie sorgfältig durch. Es hatten sich in anderen Regionen Solarias bereits mehrfach ähnliche Mutationen ereignet, und man hatte jede Einzelheit des Virus bis hin zu seiner genetischen Struktur peinlich genau erforscht. Der Virus konnte Temperaturen über achtunddreißig Grad Celsius und unter dem Gefrierpunkt nicht überleben. Dieser Teil der Schale brauchte also einen harten Winter, um jemals wieder einen fruchtbaren Frühling zu erleben. Der Wechsel der Jahreszeiten wurde von Zeus mit Hilfe der Proto-Sonnen so gesteuert, daß ein optimales Pflanzenwachstum erreicht wurde. Irgendwann würde eine Lücke in der Kette der Proto-Sonnen den betroffenen Gebieten die reinigende Kälte bringen, aber Ancor wußte nicht, wann das der Fall sein würde.
    Die tiefen Straßenschluchten der Städte unter den Feldern lagen völlig ruhig und verlassen da. In der Hoffnung, menschliches Leben zu finden, ließen sie an mehreren Stellen Kameras herab, aber ohne Erfolg. Die komplizierte Logistik einer Massenevakuierung eines derart weitläufigen Gebiets, dessen Bevölkerungsdichte wahrscheinlich bei viertausend Menschen pro Quadratkilometer gelegen hatte, machte eine solche Maßnahme unwahrscheinlich. Sie fürchteten, daß statt dessen milliardenfacher Tod durch Verhungern die Straßen unter den geschwärzten Feldern geleert hatte. Da niemand in der näheren Umgebung der

Weitere Kostenlose Bücher