Die Suche nach den Sternen
Shellback auf Ancors Funksprüche reagierte, sendete er schließlich die Informationen, die ihnen Soo über den Virus übermittelt hatte, auf Langwelle. Nach einiger Zeit erhielt er Antwort von einem Sender, der so weit entfernt war, daß sie die Stimme des Sprechers hur mit Mühe verstehen konnten.
Ancor wies Cherry an, ihren Flug fortzusetzen und Kurs auf den Transaster-Raum zu nehmen. Sein Instinkt drängte ihn, auf der Asteroiden-Schale zu bleiben und zu helfen, aber sie waren nur zu fünft und hatten mit der Aussendung der Informationen über den Virus alles getan, was in ihrer Macht stand. Als Abschiedsgeste warf er insgesamt ein Dutzend Brandbomben ab und beobachtete mit grimmiger Befriedung, wie sich die tote Vegetation entzündete. Es waren die Rauchwolken dieser Feuer, die ihnen bei ihrem Flug ans Ende des Universums dauerhafter und deutlicher im Gedächtnis bleiben sollten als die geschwärzte Landschaft.
Der 412 Millionen Kilometer weite Abgrund zwischen der Asteroiden- und der Jupiter-Schale, den man auf den Namen Transaster-Raum getauft hatte, war verglichen mit den 135 Millionen Kilometern des Aster-Raums ein gewaltiger Sprung, aber sie wußten, daß sich vor ihnen in den Außenbezirken Solarias noch wesentlich größere Abgründe auftaten. Der Flug zur Innenseite der Jupiter-Schale sollte ungefähr drei Wochen in Anspruch nehmen und versprach ermüdende Monotonie. Maq und die übrigen konnten sich deshalb eine gewisse Freude nicht verkneifen, als aus dem Interkom plötzlich Cherrys Warnruf drang. Der Fernradar hatte angeschlagen. Das auslösende Objekt befand sich zwar noch in einer Entfernung von über 150 Millionen Kilometern, und die Radarstrahlen benötigten etwa achtzehn Minuten, um von dem Objekt reflektiert zu werden, aber es bestand kein Zweifel daran, daß es außergewöhnlich groß war. Cherry war anfangs sogar davon ausgegangen, daß es sich dabei um die Innenseite der über 300 Millionen Kilometer entfernten Jupiter-Schale handelte. Doch ein kurzer Blick auf den Entfernungsmesser hatte ihn eines besseren belehrt.
Sie hatten den Transaster-Raum bereits zweimal auf anderen Routen durchquert, ohne auf irgendein vergleichbares Phänomen zu stoßen. Tag für Tag verfolgten sie daher gebannt, wie sich die Auflösung auf den Radarschirmen immer weiter verfeinerte, und schließlich gelangte das Objekt in die Reichweite der Hochleistungsorter. Die ersten Eindrücke ließen Ancor an den Schiffscomputer hasten, um nachzusehen, ob er irgendwelche Hinweise auf eine Schale fand, die Zeus zwischen der Asteroiden- und der Jupiter-Schale zu erbauen versucht hatte. Die Speicherbänke der Shellback konnten ihm aber in diesem Punkt nicht weiterhelfen.
»Dabei wäre es nur logisch«, sagte Sine Anura. »Zeus hat die Boxa-Schale zwischen der Jupiter- und der Saturn-Schale gebaut. Wenn er weiter draußen nicht unendlich neue Schalen schaffen kann, bleibt ihm immer noch jede Menge Raum zwischen den bereits bestehenden.«
»Ich denke, es gibt eine Reihe von Gründen dafür, daß die Erklärung nicht so überzeugend ist, wie sie sich im ersten Augenblick anhört, Sine. Der kleinste bekannte Abstand zwischen zwei Schalen ist der zwischen der Venus- und der Erd-Schale und beträgt 42 Millionen Kilometer. Wahrscheinlich gibt es dafür ein physikalisches Limit. Also scheint es auf den ersten Blick möglich, zwischen der Saturn- und der Jupiter-Schale weitere neun zu erbauen. Aber die Mühe würde sich nicht auszahlen.«
»Warum nicht, Maq?«
»Gehen wir einmal davon aus, daß die Saturn-Schale vollständig besiedelt ist, und sich die Bevölkerung – wie in ganz Solaria üblich – alle dreißig Jahre verdoppelt. Nach dreißig Jahren ist eine neue Schale ebenfalls bevölkert, und dreißig Jahre später benötigt man erneut zwei weitere, um das Bevölkerungswachstum auszugleichen. Dreißig Jahre später braucht man also bereits vier neue Schalen. Damit sind sieben der neun neuen Schalen bereits bevölkert, und ein Jahrhundert ist noch nicht einmal vorüber. So kann man exponentiellem Wachstum kein Schnippchen schlagen.«
»Ich hasse Mathematik!«
»Wie wäre es dann mit Logistik? Unserer Kenntnis nach wird das Material, aus dem die Schalen bestehen, aus den Staub- und Gaswolken in den Außenregionen des Solaren Universums gewonnen. Aber sobald eine Schale fertiggestellt ist, kann Zeus innerhalb von ihr nichts mehr bauen, weil er die benötigten Materialien nicht mehr dorthin transportieren kann. Deshalb ist er
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