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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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hatte Cherry keine Chance, die Shellback mit der manuellen Steuerung durch die Turbulenzen zu bringen. Sie programmierten deshalb einen zumindest theoretisch sicheren Kurs in den Autopiloten und vertrauten ihr Schicksal der Automatik an. Die Problematik dieses Vorgehens bestand in der Definition eines ›theoretisch sicheren Kurses‹. In der Turbulenzzone standen den Instrumenten keine Bezugspunkte zur Verfügung, um den eingeschlagenen Kurs zu überprüfen, und die Hammerschläge der Druckanstiege und -abfälle konnten die Shellback jederzeit abrupt zum Halt bringen. Sollte das Schiff den Durchbruch durch die Turbulenzzone überstehen, würde es an einem im voraus nur grob zu fixierenden Punkt in den Zwischenraum einfliegen. Ancor, der sich niemals freiwillig dem Zufall anvertraute, bereitete gerade dieser Punkt besonderes Unbehagen.
    Ihnen blieb allerdings keine Wahl. Sine, Tez und Carli zogen sich in die Rettungskokons zurück, Cherry und Maq schnallten sich an. Dann gab Ancor das Startsignal, lehnte sich zurück und plazierte einen zusammengerollten Stoffetzen zwischen den Zähnen. Der Durchbruch stellte sich als der Schlimmste heraus, den sie jemals absolviert hatten, und Ancor fühlte sich wie im Schleudergang einer kosmischen Waschmaschine gefangen. Die Tortur war endlos, und viele Stunden lang schien das Schiff überhaupt nicht voranzukommen. Dann endete die Turbulenzzone so abrupt, wie sie begonnen hatte, und die Triebwerke zündeten, um die Shellback wieder auf den einprogrammierten Kurs zu bringen.
    Die Katastrophe geschah in dem Moment, als Cherry und Maq die Gurte lösten. Eigentlich hätten sie durch die Atmosphäre gleiten sollen, aber plötzlich hörten sie, wie etwas Festes gegen den Rumpf schlug und ihnen den Weg versperrte. Der Autopilot diagnostizierte auf der Stelle einen Zwischenfall, für den man ihn nicht programmiert hatte, schaltete die Haupttriebwerke ab und gab Alarm. Ancor rannte fast durch das ganze Schiff und gelangte gleichzeitig mit Cherry, der nur einen Meter davon entfernt angeschnallt gewesen war, zur manuellen Steuerung. Sie checkten die Instrumente kurz durch und sahen einander ungläubig an. Der Funkhöhenmesser behauptete steif und fest, daß sie sich noch einen Kilometer über der Oberfläche der Käfigwelt befanden, aber dennoch war ihr Flug gestoppt. Irgend etwas Seltsames hatte sie gefangen.
    Cherry holte Sine und die übrigen aus den Rettungskokons, während sich Ancor den Ortern widmete. Er bekam lediglich einige weiße und schwarze Streifen herein. Über dem Schiff sah Maq einen blauen, wolkenlosen Himmel, während der Blick nach unten wie eine Übung in dreidimensionalem perspektivischen Zeichnen wirkte; große, schwarze Streifen liefen auf einen Punkt am Horizont zu. Verwirrt eilte er in die Beobachtungskuppel, vielleicht konnte er sich mit bloßem Auge einen Reim auf ihre Lage machen. Sine war bereits in der Kuppel, und zusammen blickten sie verblüfft nach draußen. Ihnen fiel nur eine Beschreibung ein: Sie waren zwischen den Borsten einer Bürste gefangen!
    Die Bürste hatte allerdings derart gewaltige Ausmaße, daß ihr Verstand nur langsam bereit war, die Realität zu akzeptieren. Gewaltige ›Borsten‹ mit über einem halben Meter Durchmesser ragten aus der einen Kilometer entfernten Oberfläche hinauf, und die Shellback war etwa dreißig Meter tief in die ›Bürste‹ eingedrungen und steckte jetzt zwischen mehreren Borsten fest.
    Ancor überdachte ihre Lage. Er hatte keine Zweifel daran, daß sie sich mit Hilfe der Haupttriebwerke freimachen konnten, aber die gigantischen Borsten faszinierten ihn, und er wollte mehr über sie in Erfahrung bringen. Die Instrumente zeigten an, daß die Atmosphäre der Käfigwelt zwar kalt, aber atembar war. Maq öffnete die Luke auf der Oberseite der Shellback und kletterte hinaus. Tez und Cherry folgten ihm mit Holo-Kameras, um den erstaunlichen Anblick festzuhalten, und Sine und Carli suchten mit Hilfe von Ferngläsern die fremdartige Umgebung nach Lebewesen ab.
    Ancor untersuchte das Material, aus dem die Borsten bestanden. Er hatte angenommen, daß es organisch war, aber es stellte sich als extrem widerstandsfähig heraus, und er mußte schließlich zu einem Laserschneider greifen, um eine Probe abzuschneiden. Das Analysegerät zeigte an, daß es sich bei der Substanz um ein Verbundmaterial aus organischen Elementen und Silizium handelte, das auf der Mars-Schale unbekannt war. Ihr Fund war sensationell, doch sie konnten

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