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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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gezwungen, immer weiter nach draußen vorzudringen, bis er – wie es nun scheint – die physikalischen Grenzen der Ausdehnung erreicht. Nein, die Zukunft der Menschheit liegt außerhalb Solarias, denn alles andere verlängert nur unsere Galgenfrist.«
    Die Qualität der Bilder des riesigen Objekts vor ihnen reichte jetzt für eine Identifizierung aus. Zeus hatte tatsächlich mit dem Bau einer weiteren Schale begonnen, nur um das Projekt aus unbekanntem Grund vorzeitig abzubrechen. Nun schwebte ein verlorenes Segment leblos in der ewigen Schwärze des Transasterraums. Es war ein Stück einer gewaltigen Eierschale, zehntausend Kilometer dick und mehrere Millionen Kilometer lang, das unterstrich eindrücklich den atemberaubenden Maßstab von Zeus’ Anstrengungen.
    Sie flogen auf jenen Teil des Fragments zu, der zur Innenseite der späteren Schale hätte werden sollen. Die vertrauten Verwirbelungen und Senken in der Oberfläche deuteten darauf hin, daß man den Fels in geschmolzener Form aufgetragen und er sich dann beim Abkühlen ungleichmäßig verzogen hatte. Allerdings gab es einen Unterschied zwischen der Felsoberfläche vor ihnen und der fertiggestellter Schalen: Ein weicher, grauer Flechtenbelag bewies die Existenz von extrem widerstandsfähigen pflanzlichen Lebensformen, wohingegen die Innenseiten der sonstigen Schalen ohne Ausnahme absolut leblos waren. Sorgfältige Messungen ergaben, daß das Fragment eine dünne Atmosphäre angezogen hatte, die das Überleben der Pflanzen möglich machte. Die Frage aber, welche Quelle in der absoluten Dunkelheit des Transaster-Raume für die notwendige Energie sorgte, blieb unbeantwortet.
    Dann lenkte Cherry die Shellback um das Fragment herum zu dem Teil, der die Außenseite einer Schale hätte werden sollen. Dort erwartete sie eine Überraschung. Man war davon ausgegangen, daß Zeus die Schalen mit glatter Oberfläche erschuf, und die Oberflächenformationen später mittels Terraforming ergänzte. Vor ihren Augen zeichneten sich aber eindeutig Meere, Berge und Ebenen ab, die von den grauen Flechten bewachsen waren und wie eine Reliefkarte aus Gips wirkten. In Gedanken bevölkerte die Mannschaft der Shellback die Oberfläche mit Tieren und Pflanzen, und als sie schließlich abdrehten, taten sie dies mit tiefer Trauer über die vergebene Chance.
    Der Abstecher verlängerte die Reise durch den Transaster-Raum um drei Tage, doch Cherrys Holo-Aufnahmen des riesigen Schalenfragments würden eine wertvolle Ergänzung für das Archiv des Instituts für Solaristik sein, und späteren Expeditionen würde das Bruchstück als ein hervorragendes Studienobjekt für die Entstehung der großen Schalen Solanas dienen.
    Nun gingen die ersten Aufnahmen der zwei Flugwochen entfernten Jupiter-Schale ein, und unter der Mannschaft machte sich Aufregung breit. Der Umfang der Schale betrug nahezu fünf Milliarden Kilometer. Eine Umrundung mit einem eintausendfünfhundert Stundenkilometer schnellen Flugzeug hätte über dreihundertfünfzig Jahre gedauert. Es schien unmöglich, ein derartig riesiges Gebiet jemals zu besiedeln. Dennoch betrug die Bevölkerungsdichte auf der Jupiter-Schale ungefähr das Fünffache der solaren Norm von viertausend Menschen pro Quadratkilometer, und die damit einhergehenden Belastungen hatten die Zivilisation der Schale an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Ancor mußte deshalb um jeden Preis verhindern, daß die Fähigkeit der Shellback zum Interschalenflug bekannt wurde. Die Exosphärenschiffe auf der Jupiter-Schale waren so weit entwickelt, daß sie beinahe echten Raumschiffen glichen, und er wollte nicht, daß sie zum Auslöser einer unkontrollierten Massenauswanderung wurden, die unweigerlich in eine Katastrophe führen würde.
    Um die Außenseite der Jupiter-Schale zu erreichen, mußten sie zuerst einen ›Vulkan‹ finden, der die Öffnung einer Käfigwelt markierte, was angesichts der gewaltigen Proportionen der Felsformationen auf der Schaleninnenseite eine vertrackte Aufgabe war, die sie für die restlichen Tage des Anflugs vollauf beschäftigte.

 
Kapitel 8
     
    Sie hatten bereits auf den vorherigen Expeditionen festgestellt, daß die Heftigkeit der Turbulenzen in den Öffnungen zu den Käfigwelten mit steigender Entfernung vom Zentrum Solarias zunahm. Die Öffnung, die sie schließlich anflogen, bestätigte dies. Das Innere des Kraterrands kochte förmlich über angesichts verschiedenster Temperatur- und Druckverhältnisse. Unter diesen Bedingungen

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